Molasseprofil Eistobel

Im Laufe von vielen tausend Jahren schnitt sich die Obere Argen tief in den Kugel-Laubenberg-Höhenzug ein.
So entstand eine etwa 3 km lange Schlucht, in der ein für den geologischen Bau des Voralpenlandes charakteristisches Gesteinsprofil freigelegt ist. Wegen ihrer bizarren Eisbildungen im Winter erhielt die Schlucht den Namen "Eistobel".

Die Wände des EistobelsDie Wände des Eistobels
Die Wände des EistobelsDie Wände des Eistobels

Anfahrt - So finden Sie das Molasseprofil Eistobel

Zugang von Norden:

Von Kempten oder Lindau aus auf der B12 nach Isny, weiter auf der St1318 Richtung Maierhöfen und Grünenbach. Zwischen den Orten Maierhöfen und Grünenbach liegt der beschilderte Parkplatz an der Eistobelbrücke.

Zugang von Süden:

Auf der St2001 zum beschilderten Parkplatz am Schüttentobel (500 m östlich von Ebratshofen).

Von den Parkplätzen aus führen markierte Wanderwege in den Eistobel. Für eine komplette Durchquerung der Schlucht benötigt man etwa eine Stunde reiner Gehzeit (ohne Rückweg). Die Erläuterungstafel steht am Wanderweg im nördlichen Teil der Schlucht.

Das Geotop ist im Naturschutzgebiet. Bitte bleiben Sie auf den Wegen! Öffnungszeiten: in den Wintermonaten offiziell geschlossen, mehr Infos finden Sie unter

Beschreibung

Die Gesteine der Molasse

Vor etwa 35 Millionen Jahren, zur Zeit des Tertiärs, begann sich der neu entstandene Alpenkörper stark zu heben, während sich gleichzeitig nördlich des Gebirges eine Vorsenke bildete. Diese Mulde, Teil eines Festlandes mit zahlreichen Flüssen und Süßwasserseen, war zeitweise vom Meer überflutet.

Flüsse transportierten das in den Alpen abgetragene Gesteinsmaterial in die Senke, wo sie es in Schichten wieder ablagerten. Die entstandene Schotter-, Sand- und Tonabfolge nennt man Molasse. Da man die Ablagerungen im Meer von denen, die sich auf dem Festland gebildet hatten, unterscheiden kann, spricht man von Meeresmolasse bzw. Süßwassermolasse.

Direkt am Alpenrand wurden die Molasse-Sedimente noch in die Auffaltung der Alpen mit einbezogen (Faltenmolasse). Der weiter nördlich, also vom Gebirgsrand entfernt liegende Bereich war dagegen nicht davon betroffen (Vorlandmolasse). Nur sein Südrand, den der Eistobel durchschneidet, weist eine Aufbiegung der Schichten zu den Alpen hin auf (Aufgerichtete Vorlandmolasse). Deshalb sind die Molasse-Schichten am oberen Ende des Eistobels noch mit etwa 40° nach Nordwesten hin geneigt, am unteren Ende dagegen nur noch mit etwa 15°.

Unterschiedliche Molasseschichten

Am Südeingang der Schlucht bestehen die Hänge aus einer Wechsellagerung von Sand- und Tonsteinen sowie Mergeln der Unteren Süßwassermolasse. Charakteristisch für die Sandsteine sind rötliche Feldspat-Bruchstücke. Nördlich an diese Serie schließt die Obere Meeresmolasse an, eine Wechsellagerung von durch das Mineral Glaukonit grünlich erscheinenden Sandsteinen und mächtigen Konglomeratbänken.
Die besondere Verwitterungsresistenz der Konglomerate bewirkte die Bildung von Steilstufen, die der Fluss in Wasserfällen und Stromschnellen überwindet. Im nördlichen Teil des Eistobels folgt schließlich die Obere Süßwassermolasse. Sie weist hier neben geringen Anteilen an Sandsteinen und Konglomeraten vorwiegend mächtige Tonsteinlagen auf, in die oft Mergelkalklagen eingeschaltet sind.
An einigen Stellen findet man kleine Braunkohleflöze, von denen hier früher eines, nämlich das Riedholzer Flöz, abgebaut wurde. War dieser Bergbau schon damals nur von lokaler Bedeutung, so sind diese Kohlevorkommen heute wirtschaftlich völlig bedeutungslos.

Was ist hier zu sehen?

Die Gesteinsaufschlüsse im Eistobel bilden eines der wichtigsten Molasseprofile in Bayern. An den steilen Talhängen sind von Süden nach Norden drei unterschiedliche Einheiten aufgeschlossen: die Untere Süßwassermolasse, die Obere Meeresmolasse und die Obere Süßwassermolasse.
Zahlreiche Talverengungen, Wasserfälle und Stromschnellen belegen die unterschiedliche Erosionsanfälligkeit der einzelnen Schichten. Interessant sind auch die vielen Strudellöcher im Flussbett, die mit Tiefen bis sieben Meter und Durchmessern bis 20 Meter beachtliche Ausmaße erreichen können. An vielen Stellen kann man Kalktuffablagerungen entdecken.
Sie entstehen vor allem dort, wo seitliche Zuflüsse über verfestigte Konglomeratbänke, die man auch Nagelfluh nennt, als Wasserfälle herabstürzen und sich der ursprünglich im Wasser gelöste Kalk ablagert.

Entstehung des Eistobels

Vor ca. 15.000 Jahren, gegen Ende der letzten Eiszeit, sammelte sich das Schmelzwasser der Gletscher im Gebiet des heutigen Ebratshofen. Es suchte sich einen Ablauf nach Norden und fand ihn dort, wo sich heute der Eistobel befindet; seitdem hat sich das Tal immer weiter schluchtartig vertieft. Der Ursprung des Tals ist aber möglicherweise schon älter.
Für die Vermutung, dass hier mindestens schon im Mittelpleistozän vor ca. 380.000 Jahren, also vor der vorletzten Eiszeit, ein Tal existiert hat, sprechen alte Schotter der Argen bei Ringenberg, die möglicherweise aus dem Bereich des heutigen Eistobels geschüttet wurden.

Die Bedeutung des Eistobels

Nur sehr selten ist die ungefaltete Vorlandmolasse bis in ihre tieferen Schichten aufgeschlossen. Dies liegt zum einen an der meist horizontalen Lagerung der mächtigen Schichten, zum anderen an der Überdeckung durch jüngere Ablagerungen. Im Eistobel ermöglichen die aufgerichteten Schichten und der tiefe Taleinschnitt einen seltenen Einblick in diese sonst verborgenen erdgeschichtlichen Dokumente.

Geologische Karte/Zeittafel

Zeittafel mit (übereinanderliegend dargestellt): Erdfrühzeit (bis vor 545 Mio. Jahren), Erdaltertum (bis vor 250 Mio. Jahren, unterteilt in: Kambrium, Ordovizium, Silur, Devon, Karbon, Perm), Erdmittelalter (bis vor 65 Mio. Jahren, unterteilt in: Trias, Jura, Kreide), Erdneuzeit (bis Heute, unterteilt in: Tertiär, Quartär)Zeittafel. Das Gestein entstand zur Zeit des Tertiär

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