Eklogit am Weißenstein
Das seltene, auffällig rot und grün gefärbte Gestein Eklogit bildet die Bergkuppe des Weißensteins bei Stammbach. Dieser ehemalige Basalt wurde tief unter der Erdoberfläche unter hohen Drücken metamorph geprägt und von der Erosion später wieder freigelegt.
Anfahrt - So finden Sie den Ekoglit am Weißenstein
Die A9 (Bayreuth-Hof) an der Anschlussstelle Gefrees verlassen und die Staatsstraße in Richtung Gefrees fahren. Nach etwa einem Kilometer in Böseneck nach links Richtung Streitau abbiegen und der Beschilderung Richtung Stammbach folgen.
Etwa zwei Kilometer nach Streitau die Abzweigung zur "Ausflugsgaststätte Weißenstein" nehmen.
Das Geotop liegt im Landschaftsschutzgebiet. Bitte beschädigen Sie den Gipfelbereich nicht!
Beschreibung
Die Münchberger Masse
Der Eklogit vom Weißenstein liegt in der geologischen Einheit der Münchberger Masse, einem Stapel aus metamorphen Gesteinen mit etwa 35 Länge und 17 Kilometern Breite. Die Ausgangsgesteine dieser Abfolge - sandig-tonige Sedimente und Magmatite - entstanden in der Zeit vom Jungpräkambrium bis zum Ordovizium in einem Ozeanbecken am Rand des damaligen Kontinentes Gondwana.
Später wurden sie an einer Subduktionszone in die Erdkruste versenkt. Subduktionszonen sind Bereiche, an denen Erdkrustenplatten aufeinander treffen und übereinander gleiten. Die Gesteine der unteren Platte gelangen dabei immer weiter in die Tiefe und werden bei den dort herrschenden höheren Druck- und Temperaturbedingungen in andere Gesteine, sogenannte Metamorphite, umgewandelt.
Woraus besteht der Weißenstein?
Der gesamte Gipfelbereich des Weißensteins besteht aus dem dunklen, rot-grünen Eklogit und bildet eines der größten Vorkommen dieses Gesteins in Mitteleuropa. Auch der Aussichtsturm am Weißenstein wurde aus Eklogitblöcken erbaut. Seine Mauersteine zeigen verschiedene Farbvarianten des Weißenstein-Eklogits. Als Bestandteil eines Landschaftsschutzgebietes steht das Vorkommen heute unter Naturschutz.
Die Eklogite am Weißenstein
Eklogit ist eine vergleichsweise seltene Gesteinsart, die bei der Metamorphose gebildet wird. Sie zeichnet sich durch kräftig gefärbte Minerale aus: hauptsächlich roter Granat (Pyrop) und grüner Pyroxen (Omphacit). Die dunklen Eklogite am Weißenstein entstanden zur Zeit des Unterdevons vor ca. 390 Millionen Jahren. Ausgangsgestein waren basaltische Gesteine, wie jene, die an untermeerischen Vulkanen im Bereich von mittelozeanischen Rücken entstehen.
Wird ein Basalt in die Erdkruste versenkt und steigenden Druck- und Temperaturbedingungen ausgesetzt, so wandelt er sich erst zu Grünschiefer, dann zu Amphibolit um. Wenn der Druck noch weiter steigt kann sich ein Gestein aus Granat und Pyroxen bilden – der Eklogit. Seine ungewöhnlich hohe Dichte von mehr als 3,3 g/cm3 ist „dichter“ als die des Basalts (rund 3,0 g/cm3) und spiegelt den hohen Druck bei seiner Entstehung wider. Die Eklogite vom Weißenstein belegen eine Hochdruckmetamorphose mit Drücken von über 17 Kilobar und Temperaturen um 620°C, die in über 50 km Tiefe verlief. Bei der anschließenden Heraushebung passte sich die Mineralzusammensetzung des Gesteins mit teilweise Almandin-Granat und Amphibol den rückschreitenden, niedrigeren Druck- und Temperaturbedingungen an.
Wie kamen die Eklogite wieder an die Erdoberfläche?
Meist werden die Gesteine der abtauchenden Platte an einer Subduktionszone vollständig verschluckt und im Erdmantel aufgeschmolzen. Manchmal – wie bei den Gesteinen der Münchberger Masse - kommt es aber anders: Zur Zeit des Devon stieß die Krustenplatte, an dessen Rand die Ausgangsgesteine der Münchberger Masse lagen, mit anderen Kontinentblöcken zusammen.
Dabei wurden Gesteinspakete deformiert und wie Decken übereinander gestapelt. Der Subduktionsprozess kam zum Erliegen und die teilweise versenkten Gesteine begannen sich zu heben - ähnlich einem Korken, der unter Wasser gedrückt wurde und zur Oberfläche zurückspringt. Die Kollision verschiedener Krusten- bzw. Kontinentblöcke führte zur Auffaltung des Variszischen Gebirges. Auch der besonders tief versenkte Eklogit wurde zusammen mit den benachbarten, weniger dichten Gesteinen der Münchberger Masse wieder nach oben transportiert. Kurioserweise liegen in dem Deckenstapel der Münchberger Masse heute die niedrig metamorphen Serien zuunterst (Prasinit-Phyllit-Zone) und die stark metamorphen Gesteine (Hangend-Serie) einschließlich der Eklogite zuoberst.
Im Lauf der Jahrmillionen trug die Erosion das Gebirge wieder ab und legte seine tieferen Einheiten frei.