Luisenburg-Felsenlabyrinth
Schon Johann Wolfgang von Goethe lockten im Jahr 1785 die riesigen rundlichen Granitblöcke zur Luisenburg. Noch heute ist dieses weithin bekannte Felsenlabyrinth im Fichtelgebirge nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel; ein Teil dient auch als Freilichtbühne, auf der in den Sommermonaten zahlreiche Aufführungen stattfinden.
Anfahrt - So finden Sie das Luisenburg-Felsenlabyrinth
Das Geotop befindet sich nahe der Autobahn A93 Hof-Weiden. Verlassen sie die Autobahn bei Marktredwitz und fahren Sie auf der Bundesstraße 303 Richtung Wunsiedel/Bayreuth.
Nach 5 Kilometern kommen Sie an Bad Alexandersbad vorbei und nach weiteren 1,5 Kilometern erreichen Sie einen Abzweig Richtung Wunsiedel/Breitenbrunn (St 2665).
Das Geotop ist ab hier ausgeschildert und liegt ca. 1,5 Kilometer südlich dieser Abzweigung.
Beschreibung
Welche Gesteine findet man in der Luisenburg?
Im Nordostteil des Kösseine–Massivs befindet sich die imposante Felsenlandschaft der Luisenburg. Sie besteht aus dem vor ca. 300 Millionen Jahren entstandenen Kösseinegranit.
Damals, gegen Ende des Erdaltertums, kollidierten im Bereich des heutigen Mittel– und Westeuropa zwei Kontinente und türmten ein mächtiges Faltengebirge, das Variszische Gebirge, auf. Die Gesteine, die vorher in dem ozeanischen Becken zwischen den Kontinenten lagen, wurden bei der Kollision in die Tiefe versenkt. Unter hohem Druck und Temperatureinfluss wurden sie umgewandelt und teilweise aufgeschmolzen. Ihre glutflüssigen Magmen stiegen an Schwächezonen der Erdkruste auf, blieben häufig unter der Erdoberfläche stecken und erstarrten dort. Der Kösseinegranit ist ein typisches Beispiel für derartige Intrusiv–Gesteine.
Anhaltende Bewegungen in der Erdkruste zerlegten in den folgenden Jahrmillionen das Variszische Gebirge in einzelne Massive. Es entstanden unsere heutigen Mittelgebirge. Verwitterung und Abtragung legten die eingedrungenen Granite frei, so dass sie heute einen Teil der Landoberfläche bilden.
Wie entstand das Blockmeer der Luisenburg?
Zahlreiche Sagen ranken sich um die Bildung des Felsenlabyrinths. Bis ins 19. Jahrhundert brachte man seine Entstehung mit enormen Kräften wie Erdbeben, Stürmen und Vulkanausbrüchen in Verbindung.
Bereits 1820 führte jedoch Johann Wolfgang von Goethe die Entstehung des Felsenlabyrinths auf Verwitterungsprozesse zurück. Für Granite ist ein System aus horizontalen und vertikalen Klüften typisch. Diese Schwächezonen wurden schon bei der Abkählung des Magmas im Erdinneren angelegt. Sie spielen bei der Verwitterung des Granits eine entscheidende Rolle. An ihnen kann Wasser eindringen, das Gestein verwittert dort schneller und Lockermaterial wird ausgewaschen.
So entstehen im Lauf der Zeit aus den zunächst kantigen Granitblöcken gerundete Gesteinskörper wie gestapelte Wollsäcke ("Wollsackverwitterung") oder flache Lagen, die an Matratzen erinnern ("Matratzenverwitterung"). Ist das Verwitterungsmaterial zwischen den kompakteren Partien herausgewaschen, finden sich oft auffällige Formen. Blöcke in ihrer ursprünglichen Lagerung bilden häufig "Felstürme" wie zum Beispiel die "Drei–Brüder–Felsen". Stürzen die Formen in sich zusammen und die Blöcke werden hangabwärts bewegt, wo sie übereinander liegen bleiben, spricht man von einem "Blockmeer".
Wie kam die Luisenburg zu ihrem Namen?
Ursprünglich wurde das Bergareal nach der dortigen Burg "Luxburg" oder "Losburg" benannt. Bis Ende des 18. Jahrhunderts galt das Areal als finstere, undurchdringliche Wildnis mit "modrichten Speluncken und Löchern".
Erst 1790 begann man, das Gebiet begehbar zu machen und eine der ersten Freilichtbühnen Deutschland einzurichten.
1805 wurde es zu Ehren der preußischen Königin Luise in "Luisenburg" umbenannt. Das Felsenlabyrinth ist seit langem als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Zeichnungen einiger Felsstrukturen von Johann Wolfgang von Goethe
Zeichnungen einiger Felsstrukturen von Johann Wolfgang von Goethe. Er rekonstruierte ihren vermuteten ursprünglichen Zustand, in dem er bereits abgewitterte Teile als schraffierte Bereiche ergänzte.
"Meine Abscheu vor gewaltsamen Erklärungen, die man hier mit reichlichen Erdbeben, Vulkanen, Wasserfluten und anderen titanischen Ereignissen geltend zu machen versuchte, ward auf der Stelle vermehrt, da mit einem ruhigen Blick sich gar wohl erkennen ließ, dass durch teilweise Auflösung wie teilweise Beharrlichkeit des Urgesteins, durch ein daraus erfolgendes Stehenbleiben, Stürzen, und zwar in ungeheuren Maßen, diese staunenswürdige Erscheinung ganz naturgemäß sich ergeben habe" (von Goethe 1785).
Blockmeer
Während feines Lockermaterial herausgeschwemmt und abgetragen wurde, blieben abgerundete Blöcke zurück oder wurden hangabwärts bewegt und türmten sich zu einem Blockmeer übereinander.