Oertels Dachschieferbruch
Im ehemaligen Oertelsbruch im Trogenbachtal bei Ludwigstadt wurden im 18. und 19. Jahrhundert Tonschiefer des Unterkarbons, sog. "Blauer Lagerstein" abgebaut. Sie wurden zur Herstellung von Schiefertafeln sowie zum Dachdecken und für Wandverkleidungen verwendet.
Noch heute prägen die schiefergedeckten Häuser das Erscheinungsbild vieler Orte des Frankenwaldes.
Anfahrt - So finden Sie Oertels Dachschieferbruch
Aus Richtung Berlin:
Auf der A9 bis zur Ausfahrt Schleiz. Über Saalburg nach Lobensteinweiter auf der B90 nach Wurzbach. In Wurzbach links abbiegen Richtung Lehesten. In Lehesten über Lauenhain nach Ludwigsstadt.
Aus Richtung Nürnberg:
Auf der A73 Nürnberg-Bamberg bis Lichtenfels weiter über die B85 nach Ludwigsstadt. Im Ortskern am Rathhaus folgen Sie bitten den Hinweisschildern.
Beschreibung
Die Entstehung der Dachschiefer
Während des frühen Unterkarbons wurden tonige Sedimente in einem ruhigen Meeresbecken abgesetzt. Über ihnen setzte sich eine rhythmische Abfolge aus sandigen (Quarzit) und tonigen Lagen (Tonschiefer) ab. Die Bewegungen der Erdkruste im Verlauf der variskischen Gebirgsbildung wandelten die Tonsteine zu einem schiefrigen Gestein, dem heute vorliegenden Ruß- und Dachschiefern, um.
Was ist hier zu sehen?
Das Dachschieferlager ist vollständig abgebaut und befand sich etwa dort, wo nun die Tafel steht
Dachschiefer war im 19. Jahrhundert so begehrt, daß er hier im Steinbruch fast vollkommen abgebaut wurde. Reste liegen verborgen unter den Halden am Fuß der Bruchwand.
Im oberen Teil der Steinbruchwand sind Schichten aus dem Grenzbereich von Oberdevon und Unterkarbon angeschnitten. Die Schichtfolge zeigt schwarzabfärbende, tonige Rußschiefer des Unterkarbons, die von Knotenkalken überlagert werden. Darüber folgen Sandsteinbänke des "Oberen Quarzits" und Knotenkalke, die im Oberen Devon entstanden sind.
Die normale Schichtenabfolge - jüngere Sedimente liegen über älteren Gesteinen - ist im Steinbruch umgekehrt: die jüngeren Rußschiefer des Unterkarbons liegen unter den älteren Schichten des Devons. Der Grund für diese außergewöhnliche Anordnung ist die extreme Verfaltung der Gesteinsschichten. Durch die Überkippung einer Falte wurde die Schichtenfolge im unteren Faltenschenkel sozusagen "auf den Kopf gestellt".
Wie bildet sich Schieferung?
Die charakteristische Eigenschaft eines geschieferten Gesteins ist seine hervorragende Spaltbarkeit bis in dünnste Platten. Häufig kann man diese nur schwer von der Schichtung unterscheiden. Eine Schieferung entsteht, wenn tonreiche Gesteine hohen Drücken und Temperaturen ausgesetzt sind.
Die plättchenförmigen Ton- und Glimmerminerale werden senkrecht zur Druckrichtung eingeregelt und bilden so eine Schieferungsfläche. Sollten die Schieferplatten im Laufe der Zeit erneut aus einer anderen Richtung unter "Druck" geraten, so werden weitere Schieferungsflächen angelegt. Dabei entstehen die "Griffelschiefer", aus denen Schreibgriffel für Schiefertafeln gewonnen werden.
Der Schieferabbau im Trogenbachtal
Oertels Dach- und Tafelschieferbruch im Trogenbachtal wurde im Jahre 1779 eröffnet. Nur 10% des abgebauten Gesteins waren jedoch verwertbar. Dies belegen die großen Halden auf dem Weg zur Bruchwand eindrucksvoll. Die Kosten, das über dem Schiefer liegende unbrauchbare Gestein abzuräumen, waren hoch und der Bruch wurde dadurch schon bald unrentabel.
Versuche des königlich-preußischen Bergassessors Alexander von Humboldt, den Abbau 1794 mit einem Darlehen wieder in Gang zu bringen, scheiterten an den widrigen Lagerstättenverhältnissen. Von 1826 bis 1855 gelang es dem aus Thüringen stammenden Ernst Oertel den Dachschiefer mit Erfolg abzubauen.
Die besonderen Eigenschaften des Schiefers
Die Schiefer des Trogenbachtals sind qualitativ hochwertig und eignen sich auf Grund ihrer ebenflächigen und dünnplattigen Spaltbarkeit besonders gut für Schreibtafeln, zum Dachdecken und für Hausverkleidungen. Sie sind wegen ihres geringen Schwefelkiesgehaltes nicht "nägelfressend", d.h. sie korrodieren die Befestigungsnägel nicht. Darüber hinaus sind sie wetterbeständig, weil wasserlösliche Bestandteile weitgehend fehlen.