Findling Dengelstein
Der Dengelstein ist mit einer Höhe von etwa 9 Metern, einem Volumen von über 1.400 Kubikmetern und einem Gewicht von circa 3.735 Tonnen der größte noch erhaltene Findling des Kemptner Waldes. Er wurde während der letzten Eiszeit durch den Illergletscher vermutlich vom Rottachberg bis hierher in das Alpenvorland transportiert.
Anfahrt - So finden Sie den Findling Dengelstein
Das Geotop befindet sich nahe der Autobahn A7 (Ulm Kempten). Verlassen Sie die Autobahn bei Kempten an der Anschlussstelle 135 (Betzigau) und fahren Sie in Richtung Betzigau. An der nächsten Abzweigung fahren Sie rechts und sofort wieder links in Richtung Motzen/Schweikarts.
Nach ca. 1 Kilometer biegen Sie kurz hinter Schweikarts rechts ab und fahren bis nach Betzenried.
Das Geotop befindet sich östlich der Ortschaft Betzenried und ist innerorts gut sichtbar ausgeschildert.
Das Geotop ist ein Naturdenkmal. Bitte bleiben Sie auf den Wegen!
Beschreibung
Die Eiszeiten
Während des Quartärs, also in den letzten 2,6 Millionen Jahren, führten starke Klimaschwankungen in Mitteleuropa zu einem Wechsel von Warmzeiten und Eiszeiten. In den Warmzeiten herrschten Klimaverhältnisse wie heute, so dass die Gletscher weit in die Alpen zurückschmolzen. In den Eiszeiten dagegen sanken die Temperaturen stark ab und die Gletscher breiteten sich bis ins Alpenvorland aus. Die letzte dieser Eiszeiten bezeichnet man in Süddeutschland als Würmeiszeit.
Damals lagen die durchschnittlichen Jahrestemperaturen im Alpenvorland bei etwa –3°C (heute sind es +7 bis +8°C) und es war wesentlich trockener als heute. Die Gletscher wuchsen stark an und erreichten vor ca. 20.000 Jahren ihre größte Ausdehnung. Aus den Allgäuer Alpen drang der Illergletscher bis ca. 2,5 km südöstlich von Grönenbach vor. Das Gebiet des Kemptner Waldes war zu dieser Zeit völlig von Eis bedeckt.
Woher kam der Dengelstein?
Der Dengelstein hat sich sozusagen in das Gebiet des Kemptner Waldes "verirrt", er lag nicht immer dort. Der Illergletscher transportierte diesen "Irrblock" während der Würmeiszeit mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Bereich Rottachberg - Immenstadt, da nur dort die sogenannten "Nagelfluh" vorkommt, aus der der Dengelstein und viele andere Findlinge im Kemptener Wald bestehen.
Wie kam der Dengelstein hierher?
An seinem Herkunftsort löste sich der Felsblock entweder durch Frostsprengung aus seinem ursprünglichen Verband oder er wurde durch die gewaltige Kraft des Gletschereisstromes abgetrennt. So gelangte er auf die Eisoberfläche und wurde allmählich mit dem Gletscher in das Alpenvorland hinaustransportiert.
Neben Felsblöcken unterschiedlichster Größe führte der Gletscher im, auf und unter dem Eis eine große Masse an kleinerem Gesteinsmaterial mit sich. Am Ende der letzten Eiszeit hinterließ der abschmelzende Illervorlandgletscher im Kemptner Wald diese Schuttmassen als Moränendecke.
Wie entsteht Nagelfluh?
Der Findling besteht aus verfestigten, groben Schottern (sog. Konglomeraten) der Unteren Süßwassermolasse. Das Gestein sieht aus, als hätte man große Nägel so tief hineingeschlagen, dass nur noch die Köpfe herausschauen. Deshalb bezeichnet man derartige verfestigte Schotter auch als "Nagelfluh".
Dieses Gestein der Unteren Süßwassermolasse entstand im Tertiär vor ca. 30 Millionen Jahren (Untermiozän). Damals transportierten Gebirgsflüsse grobes Schottermaterial aus den sich hebenden Alpen in einen nördlich vorgelagerten Trog. Die Schotter wurden zusammen mit eingeschwemmten Feinmaterial in diesem als „Molassezone“ bezeichneten Trog abgelagert und angehäuft. Überlagerungsdruck und ein kalkiges Bindemittel führten schließlich zur Verfestigung und Zementation dieses ehemaligen Lockergesteins zu einem "Konglomerat".
Welche Bedeutung hat der Dengelstein?
Der Dengelstein ist mit einer Höhe von etwa 9 Metern, einem Volumen von über 1.400 Kubikmetern und einem Gewicht von circa 3.735 Tonnen der größte noch erhaltene Findling des Kemptner Waldes. Findlinge treten im ehemals vergletscherten Alpenvorland selten so gehäuft auf, wie dies im Kemptner Wald der Fall ist. Allerdings wurden hier in der Vergangenheit viele der Findlingsgruppen zerstört.
Es wird vermutet, dass der Dengelstein einst eine heidnische Kult-, Gerichts- und Opferstätte gewesen ist. Seinen Namen erhielt der Findling, weil der Sage nach der Teufel immer dann seine Sense an ihm "dengelt", wenn schlimme Ereignisse bevorstehen. Der Dengelstein ist heute als Naturdenkmal geschützt.