Projektverbund BayÖkotox

Solange so zahlreiche chemische Produkte so prominent in vielfältiger Weise im Alltag eines jeden Menschen präsent sind − was gesellschaftlich erwünscht ist – müssen Umweltchemie und Ökotoxikologie helfen, die damit verbundenen Risiken zu verstehen, erkennbar zu machen und zu vermindern.
Das ist die ureigenste Aufgabe von Umweltchemie und Ökotoxikologie.

Prof. Dr. Martin Scheringer (in: Umweltchemie und Ökotoxikologie brauchen bessere Perspektiven; Mitteilungen der GDCh-Fachgruppe Umweltchemie und Ökotoxikologie Nr. 4/2016)

Ökotoxikologie in Bayern

Das vorstehende Zitat des renommierten Ökotoxikologen Martin Scheringer spiegelt die Bedeutung der Ökotoxikologie für Mensch und Umwelt wider. In unserer modernen Industriegesellschaft werden zunehmend immer mehr Stoffe und Partikel durch unser Handeln und Wirtschaften in die Umwelt eingetragen. So sind heute über 204 Millionen chemische Substanzen weltweit registriert; und täglich kommen Tausende dazu. Mehr als 350.000 davon sind derzeit auf den globalen Märkten im Umlauf. Die Chemieindustrie ist die zweitgrößte produzierende Industrie weltweit – mit einer Steigerung der globalen Produktion seit den 1950er-Jahren um das 50-Fache! Wie all diese Chemikalien auf die Ökosysteme wirken, ist – trotz aller Forschung – letztlich weitgehend unbekannt.

Der Projektverbund BayÖkotox widmet sich der Frage wie Stoffe aus dem Straßenverkehr, Pflanzenschutzmittel und Biozide unsere Umwelt belasten.

Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat den Projektverbund "BayÖkotox − Ökotoxikologische Bewertung von Stoffen in der Umwelt" konzipiert und begleitet. Finanziert wurde der Verbund durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Ziel war es, erfolgversprechende Strategien zur ökotoxikologischen Bewertung von Stoffen, Stoffgemischen bzw. Stoffeinträgen in die Umwelt zu entwickeln. Die besondere Form der Verbundforschung ermöglichte es, einzelne Projekte miteinander zu vernetzen. Das förderte den gegenseitigen Austausch der Forschungsgruppen und schuf Synergieeffekte. Die bestehende Expertise im Bereich der Ökotoxikologie ist in der bayerischen Hochschullandschaft sehr verstreut und hat sich in den letzten Jahren stark verringert. Ziel des Verbundes war es daher, die ökotoxikologischen Forschungsaktivitäten nachhaltig miteinander zu vernetzen um langfristig Know-how und Kompetenzen in diesem Bereich zu sichern und zu stärken.

Struktur des Projektverbunds

Laufzeit: 02/2020 – 12/2023

Der Projektverbund verknüpfte die Expertise von vier bayerischen Forschungseinrichtungen. Gesteuert wurde der Projektverbund durch ein Koordinierungsvorhaben. Im Rahmen der drei Schwerpunktthemen (1) Schutz von Insekten, (2) luftgetragene Schadstoffe aus dem Verkehr und (3) Ausgangsstoffe für Baumaterialien wurden sechs anwendungsorientierte Fachprojekte mit besonderer politischer und gesellschaftlicher Relevanz bearbeitet.

Schematische Darstellung des Projektverbundes. Umrahmt wird dieser vom Koordinierungsprojekt. Die Fachprojekte werden in drei Schwerpunkte unterteilt. Die zugehörigen Teilprojekte sind einem Schwerpunkt zugeordnet.
Die Teilprojekte 1, 2 und 3 gehören dem Schwerpunkt Schutz von Insekten an. Die Teilprojekte 4 und 5 werden dem zweiten Schwerpunkt luftgetragenen Schadstoffe aus dem Verkehr zugeteilt und das Teilprojekt 6 beschäftigt sich mit Ausgangsstoffen für Baumaterialien. Struktur des Projektverbunds BayÖkotox. In sechs ausgewählten Fachprojekte aus drei Schwerpunkten wurden Fragestellungen zur ökotoxikologischen Bewertung von Stoffen in der Umwelt von bayerischen Universitäten und Hochschulen bearbeitet. Begleitet wurde der Verbund durch ein Koordinierungsvorhaben am LfU.

Kontakt:

Referat 77: Biologische Analytik, ökotoxikoloigsche Stoffbewertung

Finanzierung

Der Projektverbund wurde mit 2,1 Millionen Euro durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz finanziert.

Weiterführende Informationen

BayÖkotox wurde auch Teil des Netzwerks der Bayerischen Forschungsverbünde. Das Konzept der Forschungsverbünde steht seit 1985 für interdisziplinäre, anwendungsnahe Forschungsprojekte in Bayern in den vier Themenwelten Kultur, Information, Leben und Materie.

Im Mai 2021 hat die EU-Kommission den Aktionsplan für das Null-Schadstoff-Ziel – enthalten im European Green Deal – vorgelegt. Dieser sieht bis 2050 vor, die Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung auf ein Niveau zu reduzieren, das nicht mehr als gesundheitsschädlich für natürliche Ökosysteme angesehen wird. Dabei werden die Grenzen eingehalten, die unser Planet bewältigen kann, und so eine giftfreie Umwelt geschaffen. Die "planetaren Grenzen" wurden 2009 von einer weltweiten Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als Modell für die Beschreibung der Stabilität der Erde vorgestellt. Es zeigt neun Prozesse, die für den sicheren Handlungsspielraum der Menschheit und die Lebensgrundlage aller Ökosysteme entscheidend sind. Dazu gehören beispielsweise Klimawandel und Biodiversität – und ebenso die Belastung durch neue Stoffe, welche neben Chemikalien auch Plastik und radioaktive Substanzen beinhalten, sowie Organismen. Eine Neubewertung im Jahr 2023 macht deutlich, dass die planetare Grenze für das Einbringen neuartiger Stoffe bereits weit überschritten wurde.

Zur Erreichung des Null-Schadstoff-Ziels möchte BayÖkotox einen Beitrag leisten.

Teilen