Das Brutareal erstreckt sich von der gemäßigten und mediterranen Zone von Westeuropa bis Ussuriland.

Der Kiebitz ist in Bayern außerhalb der Alpen lückig verbreitet. Das Brutareal hat sich seit der Erfassung von 1996-1999 verkleinert. Schwerpunkte bilden die großen Flussniederungen mit ihren Niedermoorgebieten, vor allem von Donau, Isar, Altmühl sowie Beckenlandschaften und Niederungen z. B. im Aischgrund, dem Ries und auf den Isar-Inn-Schotterplatten. Größere Verbreitungslücken finden sich auf der Frankenalb, in den höheren bewaldeten Mittelgebirgen Ostbayerns und Unterfrankens sowie auf großräumig bewaldeten Flächen Südbayerns. Die Schätzung des Brutbestandes der letzten landesweiten Erfassung (2005-2009) ist niedriger als jene aus dem Zeitraum 1996-1999 und deutet damit einen Rückgang an, was auch dem europäischen Trend entspricht.

2014/2015 wurde erneut (vgl. 2006) eine Wiesenbrüterkartierung des LfU durchgeführt. Bei dieser konnte ein Kiebitzbestand von 2.509 Brutpaaren in den Untersuchungsflächen erfasst werden.

Der Bestand hat in diesen Flächen von 2006 auf 2014/15 um ungefähr 12 % in vergleichbar untersuchten Gebieten abgenommen (Bayerisches Landesamt für Umwelt 2016).

Brutbestand: 6.000-9.500 Brutpaare

Kurzfristiger Bestandstrend: Rückgang > 50 %

Die Brutplätze liegen in offenen, zumeist flachen und baumarmen Landschaften. Am Nistplatz darf die Vegetationshöhe zum Brutbeginn nicht zu hoch sein, toleriert werden nur wenige Zentimeter, bei sehr geringer Vegetationsdichte auch etwas mehr.

Während der Kiebitz zu Beginn des 20. Jh. noch fast ausschließlich in Feuchtwiesen brütete, findet sich heute der Großteil der Gelege in Äckern. Wiesen werden bevorzugt dann besiedelt, wenn sie extensiv bewirtschaftet werden, eine lichte kurze Vegetation und noch Feuchtstellen aufweisen. Intensiv genutzte Silagewiesen sind dagegen als Brutplatz ungeeignet. Auch Brachflächen mit niedriger Vegetation (die durchaus auch relativ trocken sein dürfen) werden besiedelt. Kiebitze brüten zumeist in Kolonien und verteidigen nur die Umgebung des Nestes gegenüber Artgenossen. Im Extremfall lagen Nester nur wenige Meter voneinander entfernt.

Häufiger Brutvogel

Wanderungen: zahlreicher Durchzügler, Kurzstreckenzieher; Ankunft im Brutgebiet im Februar und März, Abzug ab Juni, Hauptdurchzug im März

Brut: Bodenbrüter, offene Nestmulde, brütet gern in lockeren Kolonien

Brutzeit: Anfang März bis Ende Juni; Eiablage ab Anfang März bis Anfang Juni

Tagesperiodik: überwiegend tagaktiv

Zug: tags

Der Kiebitz ist in Bayern stark gefährdet. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird er auf der Vorwarnliste aufgeführt.

Gefährdungen sind der Verlust von Lebensraum durch Trockenlegung von Feuchtgebieten und Verlust von Wiesen mit lichter niederer Vegetation, hohe Gelege- und Jungvogelverluste und deutlicher Rückgang der Insektennahrung auf landwirtschaftlich intensiv genutzten Wiesen und Äcker (Überdüngung, frühere Einsaat von Mais, zu dichte Saatreihen, kürzere Ruhephasen zwischen Bearbeitungszyklen, Mahd vor Anfang Juni, hohe Viehdichten, Verlust von Brachen und Säumen, Biozideinsatz). Hinzu kommen Verbuschung und Horizontüberhöhung.

Störungen an den Brutplätzen durch Freizeitnutzung gelten als weitere Gefährdungsquellen. Zusätzlich sind große Verluste auf dem Zug durch Bejagung zu verzeichnen (allein in Europa jährlich über 500.000 Kiebitze, Cabs 2017).

• Grünlandmahd erst ab 1. Juni, keine Beweidung oder geringer Viehbesatz bis 1. Juni, kein Walzen nach 15. März, Maiseinsaat nach Mitte Mai bei einem nassen Frühjahr - bei einem trockenen Frühjahr so früh wie möglich bewirtschaften, doppelter Reihenabstand bei Getreideeinsaat, Anlage von Ackerrandstreifen, Anlage und Pflege (Mahd, Grubbern ab 1. August) von Acker-Stilllegungsflächen, keine Biozide

• Anlage von Feuchtstellen

• Vermeidung von Störungen an den Brutplätzen (Anfang März bis Anfang Juni)

• Die staatliche Vogelschutzwarte des LfU führt seit 2014 ein Artenhilfsprogramm für Wiesenbrüter durch.

Bayerisches Landesamt für Umwelt (2016): 6. landesweite Wiesenbrüterkartierung in Bayern 2014/2015 - Bestand, Trends und Ursachenanalyse. 64-69.

Cabs - Komitee gegen den Vogelmord e.V. (2017): Abschusszahlen Watvögel und Möwen.

http://www.komitee.de/content/aktionen-und-projekte/jagdstrecken-europa/abschusszahlen-watv%C3%B6gel-und-m%C3%B6wen (Abruf am 2. November 2017)

Weiterführende Literatur:

Bayerisches Landesamt für Umwelt (2015): 35 Jahre Wiesenbrüterschutz in Bayern - Situation, Analyse, Bewertung, Perspektiven. - 180 S, Augsburg.

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (2015): Bayerisches Vertragsnaturschutzprogramm . - http://www.stmuv.bayern.de/themen/naturschutz/foerderung/bay_vnp.htm (Abruf am 20. Dezember 2017)

Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: KULAP - Bayerns Landwirtschaft mit anderen Augen sehen. - http://www.stmelf.bayern.de/kulap (Abruf am 20. Dezember 2017)

Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Sudfeldt & P. Südbeck (2007): Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 44: 83-105.

Wahl, J. & T. Heinicke (2013): Aktualisierung der Schwellenwerte zur Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 49/50: 85-97.