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Rotschenkel (Tringa totanus)
Rote Liste Bayern: | Vom Aussterben bedroht |
Rote Liste Deutschland: | Stark gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | In Bezug auf Status Brutvorkommen: ungünstig/schlecht, in Bezug auf Status Rastvorkommen: unbekannt |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Ingo Weiß
Verbreitung und Bestandssituation
Das Areal des Rotschenkels erstreckt sich lückenhaft in West- und Mitteleuropa, nach Osten geschlossen bis zum Baikalsee. Davon getrennt kommt er in Nordchina, Nordindien und Tibet vor.
In Bayern ist der Rotschenkel auf wenige lokale Vorkommen beschränkt. Das Brutareal hat sich im Vergleich zur Kartierung 1996-1999 kaum verändert. Regelmäßig besetzte Vorkommen liegen im Altmühltal sowie an der Donau östlich von Regensburg und in der Regentalaue bei Cham. Das Verbreitungsbild unterliegt also einer gewissen Dynamik, die stark von der vorherrschenden Witterung beeinflusst wird. Einzelne Brutgebiete sind oft nur unregelmäßig besetzt.
Die meisten Vorkommen waren nach der Mitte des 20. Jh. erloschen, in Oberbayern - mit dem damalig dichtesten Brutvorkommen - begründet durch die großflächige Trockenlegung der Niedermoore im Großraum München.
Die Bestände im Binnenland nehmen seit Mitte der 1980er Jahre in Folge von Lebensraumzerstörung weiter ab. Kartierungen im Rahmen der Wiesenbrütererfassung 2014/2015 ergaben einen Bestand von 9 Brutpaaren. Lediglich 3 Brutpaare brüteten mit sieben flüggen Jungvögeln erfolgreich (Bayerisches Landesamt für Umwelt 2016)
Brutbestand: 9 Brutpaare (LfU 2016)
Kurzfristiger Bestandstrend: Rückgang > 50 %
Lebensraum und Lebensweise
Der Rotschenkel brütet in Bayern regelmäßig nur noch in großen, als Grünland genutzten Tallandschaften. Er ist in Bezug auf Bodenfeuchte der anspruchsvollste Wiesenbrüter Bayerns. Im Wiesmetgebiet/Altmühl ist er seit 1991 regelmäßiger Brutvogel mit 1-3 Paaren, wobei seine Brutansiedlung auf die künstliche Anlage von Wiesenmulden und auf Vernässungsmaßnahmen zurückzuführen ist. Im ostbayerischen Donautal zwischen Pfatter und Straubing siedelt der Rotschenkel noch in einem traditionellen Brutgebiet, das seit mindestens 70 Jahren durchgehend besetzt ist. Ursprünglich brütete er hier in den besonders nassen Auenwiesen mit lebhaftem Mikrorelief (z. B. Kammseggenwiesen). Zwischenzeitlich finden sich im ostbayerischen Donautal die Brutreviere ausschließlich auf künstlich gestalteten Ausgleichsflächen im Deichvorland. Kennzeichnend für alle bayerischen Rotschenkel-Brutgebiete sind ein hoher Grundwasserstand, neu angelegte Flachwassermulden mit schütterer Vegetation, die Nähe von wasserführenden Gräben oder Flutmulden, daneben auch seggenreiche Nasswiesen mit vegetationsfreien Stellen. Extrem trockene Frühjahrsmonate, wie z. B. 1991, verhindern eine Brutansiedlung, während ein feuchtes Frühjahr sowie die Gestaltung von vegetationsfreien, feuchten Wiesenmulden in den Brutgebieten die vorübergehende Ansiedlung des Rotschenkels fördert.
Rastvögel nutzen Feuchtgebiete aller Art, bevorzugt Schlamm- und Flachufer, Klärteiche und Feuchtwiesen.
Phänologie
Sehr seltener Brutvogel
Wanderungen: regelmäßiger Durchzügler, Teil- und Mittelstreckenzieher; Heimzug März, Wegzug ab Juli; Durchzug März bis Mai und Juli bis Oktober
Brut: Bodenbrüter, Nest in mäßig hoher Vegetation, meist in Wassernähe
Brutzeit: Anfang April bis Anfang August; Legebeginn ab Mitte April
Tagesperiodik: tagaktiv
Zug: tags und nachts
Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
Der Bestand des Rotschenkels ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird er als gefährdet eingestuft.
Ursachen dafür sind Lebensraumzerstörung und -zerschneidung durch Trockenlegung, Verfüllung und Umbruch feuchter Wiesen, Nutzungsänderung bzw. -intensivierung bislang extensiv genutzter Grünlandflächen.
Gelegeverluste sind zumeist landwirtschaftlichen Bearbeitungsschritten geschuldet (v. a. Mahd, intensive Düngung). Störungen an den Brutplätzen sowie an Rast- und Nahrungsflächen können zu Bestandseinbußen führen.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Erhaltung und Entwicklung von feuchten Extensivgrünländern, Überschwemmungsflächen, Mooren sowie von Feuchtgebieten mit Flachwasserzonen und Schlammflächen
- Gehölzentnahme und nachhaltige Unterdrückung der Sukzession durch entsprechendes Management
- Wiedervernässung von Wiesen und Neuanlage feuchter Wiesenmulden mit anschließender Pflege (Regelmäßiges Abschieben des Oberbodens)
- Extensivierung der Grünlandnutzung: Mahd erst ab 15. Juni, keine Beweidung oder geringer Viehbesatz bis 15. Juni, kein Walzen nach 15. März, reduzierte Düngung, keine Biozide
- Sicherung der Brutplätze (Gelegeschutz)
- Vermeidung von Störungen an den Brutplätzen (März bis Juni), sowie an Rast- und Nahrungsflächen
Sonstige Hinweise
- Die Vogelschutzwarte des LfU führt seit 2014 ein Artenhilfsprogramm für Wiesenbrüter durch.
Ergänzende Informationen
Bayerisches Landesamt für Umwelt (2016): 6. landesweite Wiesenbrüterkartierung in Bayern 2014/2015 - Bestand, Trends und Ursachenanalyse. 64-69.
Weiterführende Literatur:
Bayerisches Landesamt für Umwelt (2015): 35 Jahre Wiesenbrüterschutz in Bayern - Situation, Analyse, Bewertung, Perspektiven. 180 S.
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (2015): Bayerisches Vertragsnaturschutzprogramm . - http://www.stmuv.bayern.de/themen/naturschutz/foerderung/bay_vnp.htm (Abruf am 20. Dezember 2017)
Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Sudfeldt & P. Südbeck (2007): Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 44: 83-105.
Wahl, J. & T. Heinicke (2013): Aktualisierung der Schwellenwerte zur Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 49/50: 85-97.