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Waldwasserläufer (Tringa ochropus)
Rote Liste Bayern: | Extrem seltene Arten und Arten mit geografischer Restriktion |
Rote Liste Deutschland: | |
Erhaltungszustand Kontinental: | In Bezug auf Status Brutvorkommen: günstig, in Bezug auf Status Rastvorkommen: günstig |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Christoph Moning
Verbreitung und Bestandssituation
Das Areal des Waldwasserläufers erstreckt sich über die boreale Nadelwaldzone von Westskandinavien und dem östlichen Mitteleuropa bis Ostsibirien.
Seit 1983 brütet der Waldwasserläufer in Bayern alljährlich, hat aber meist nur verstreute lokale Einzelvorkommen, die fast alle im östlichen Nordbayern liegen. Den Schwerpunkt bilden die Naab-Wondreb-Senke (Lkr. Tirschenreuth) und der Oberpfälzer Wald. Ausnahmen hiervon sind der Nürnberger Reichswald und ein Vorkommen im südlichen Landkreis Würzburg. Brutzeitmeldungen südlich der Donau sind immer noch eine Seltenheit.
Bayern bildet zusammen mit Brutvorkommen in Nieder- und Oberösterreich derzeit etwa den südwestlichen Rand des Brutareals. Offensichtlich ist die südwestliche bis südliche Expansion noch nicht abgeschlossen, weshalb mit der Entdeckung weiterer Brutvorkommen in Bayern durchaus zu rechnen ist. Geeignete Brutplätze gibt es vor allem im Voralpinen Hügel- und Moorland.
Die aktuelle Bestandsschätzung liegt deutlich über jener aus dem Kartierzeitraum 1996-1999, was dem vermuteten bundesweiten Trend und auch einer Arealerweiterung entspricht. Nicht systematische Auswertungen der Arbeitsgemeinschaft seltener Brutvögel in Bayern ergaben für 2015 einen Bestand von 5-8 Brutpaaren (Weixler et al. 2016)
Brutbestand: 40-50 Brutpaare
Kurzfristiger Bestandstrend: Zunahme > 20 %
Rastmaximum: 81 Ind. (LfU)
Lebensraum und Lebensweise
In der nördlichen Oberpfalz bestehen durch ausgedehnte Kiefern- und Fichtenwälder auf teilweise (an-)moorigen Böden besonders günstige Brutbedingungen. Offene Gewässer, wie extensiv bewirtschaftete Teiche, kleine Gräben und Bäche sowie Altwässer mit vegetationsfreien Schlammflächen sind weitere wichtige Bestandteile seines Brut- und Nahrungshabitats. Verlandungszonen mit unterschiedlichen Sukzessionsstufen bilden oft den Übergangsbereich zwischen (Bruch-)Wald und Schlammfläche. Eine ausschließliche Bindung an Hochmoore wie in Norddeutschland wurde in Bayern nicht festgestellt.
Geeignete Nahrungsflächen für Durchzügler sind Flachwasserzonen und Schlammflächen. So kann die Art an Flüssen, Seen, Kläranlagen, aber auch Wiesengräben, Bächen, kleineren Teichen und Kleinstwasserflächen auftreten.
Phänologie
Sehr seltener Brut- und teilweise Jahresvogel
Wanderungen: regelmäßiger Durchzügler, Kurz- und Langstreckenzieher; Heimzug je nach Witterung schon ab Mitte März, Wegzug ab Anfang Juli meist Ende August
Brut: Freibrüter, benutzt alte Drossel- oder Taubennester in Bäumen am Rand schlammig-vegetationsarmer Bereiche
Brutzeit: Ende März bis Mitte Juli; Legebeginn ab Anfang Mai
Tagesperiodik: tag- und nachtaktiv
Zug: tags und nachts
Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
Der Waldwasserläufer ist in Bayern als extrem seltene Art eingestuft. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird er als ungefährdet eingestuft.
Die Gefährdungen geeigneter Lebensräume als Rast- und Nahrungsgebiete sind der Verlust mooriger Waldlandschaften, von nahrungsreichen Flachwasserzonen und Uferbereichen an Flüssen, Überschwemmungsflächen, Seen und Teichen (z. B. Uferverbau, Gewässerausbau, Bebauung, Pestizideinsatz).
Hinzu kommen Störungen an Rast- und Nahrungsplätzen (durch z. B. Freizeitbetrieb).
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Einschränkung von Bewirtschaftungsmaßnahmen während der Brutzeit und Lenkung der Freizeitnutzungen
- Erhalt und Entwicklung von Feuchtbiotopen im Wald
- Erhaltung und Entwicklung von geeigneten Nahrungsflächen (v. a. Flachwasserzonen, Schlammufer, Feucht- und Nassgrünland, Überschwemmungsflächen)
- Erhaltung und Entwicklung von dynamischen Auenbereichen und großflächigen Feuchtgebieten mit einer naturnahen Überflutungsdynamik (v. a. Rückbau von Uferbefestigungen, Schaffung von Retentionsflächen)
- Verbesserung des Wasserhaushaltes zur Stabilisierung eines hohen Grundwasserstandes in Feuchtgebieten; ggf. Renaturierung und Wiedervernässung
- Anlage von Kleingewässern und Flachwassermulden
- Vermeidung von Störungen an Rast- und Nahrungsflächen (u. a. Lenkung der Freizeitnutzung im Uferbereich von Gewässern)
Sonstige Hinweise
- In weiten Teilen Bayerns werden Waldwasserläufer das ganze Jahr über beobachtet, ohne dass bisher Brutnachweise erbracht werden konnten. Weil Heim- und Wegzug nahe zusammen liegen, sind Sommerbeobachtungen kein sicherer Hinweis auf Brutvorkommen.
Ergänzende Informationen
Bayerisches Landesamt für Umwelt (verschiedene Jahre): Ergebnisse der Wasservogelzählung in Bayern. - Schriftenreihe des LfU, Augsburg. -https://www.lfu.bayern.de/natur/monitoring_vogelbestand/rastende_wasservoegel/index.htm (Abruf am 19.03.2018)
Weixler, K., H.-J. Fünfstück & S. Biele
(2016): Seltene Brutvögel in Bayern 2014-2015. 5. Bericht der Arbeitsgemeinschaft Seltene Brutvögel in Bayern. - OTUS 8: 60-116.Weiterführende Literatur:
Möhrlein, E. (2016): Vögel im Landkreis TIR von 1997 bis 2016. - Unveröffentlicht.
Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Sudfeldt & P. Südbeck (2007): Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 44: 83-105.
Wahl, J. & T. Heinicke (2013): Aktualisierung der Schwellenwerte zur Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 49/50: 85-97.