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Sibirische Winterlibelle (Sympecma paedisca)
Rote Liste Bayern: | Stark gefährdet |
Rote Liste Deutschland: | Vom Aussterben bedroht |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/schlecht |
Erhaltungszustand Alpin: | Ungünstig/unzureichend |
Foto: Wilfried Löderbusch
Verbreitung und Bestandssituation
Das geschlossene Verbreitungsgebiet der Art reicht von Japan bis Osteuropa. In Mitteleuropa ist es in zwei Teilareale aufgeteilt: das nördliche erstreckt sich von Nordpolen über Mecklenburg-Vorpommern, Nordbrandenburg und Niedersachsen bis nach Holland, das südliche verläuft entlang des nördlichen Alpenrands bis zum Wallis. Dazwischen liegt ein isoliertes Vorkommen im südlichen Erzgebirgsvorland, das Bayern im ostoberfränkischen Grenzgebiet gerade noch erreicht (Lkr. WUN; dort zuletzt nicht mehr bestätigt). Verbreitungsschwerpunkt in Bayern ist das voralpine Hügel- und Moorland.
Lebensraum und Lebensweise
Die Sibirische Winterlibelle besiedelt im Alpenvorland Verlandungsriede von Still- und Moorgewässern mit schwankendem Wasserstand und angrenzenden Niedermooren, Streuwiesen, Staumulden und Senken mit quelligen Grundwasseraufstößen. Reproduktionsgewässer sind meist Schlenken in leicht verschilften Steifseggenrieden, Schneidrieden und anderen Großseggen-Gesellschaften.
Die Fundorte liegen meist in der Nähe von Gehölzen, in denen die adulten Libellen wahrscheinlich überwintern. Ansonsten dienen den Imagines Streuwiesen mit lückiger Vegetation, die nicht zu stark verbuscht sein dürfen, als Reifungs-, Ruhe- und Jagdgebiete.
Die Arten der Gattung Sympecma sind die einzigen Libellen in Mitteleuropa, die im Adultstadium überwintern - daher der Name "Winterlibellen". Dabei verteilen sich die Imagines, die erst Anfang bis Mitte August schlüpfen, im Herbst um die Entwicklungsgewässer und suchen gezielt luftfeuchte, vollständig beschattete Plätze auf, wo sie sich absetzen und in Kältestarre fallen.
Erst im Frühjahr erscheinen die Libellen wieder am Gewässer, wo dann die Paarung erfolgt. Bei der anschließenden Eiablage stechen die Weibchen schwimmende, lebende oder tote Pflanzenteile an und legen darin ihre Eier ab.
Die Larven leben in geringer Tiefe auf verschiedenen Unterlagen. Ihre Entwicklung dauert 10 bis 12 Wochen. Die gesamte Entwicklung von der Eiablage bis zum Schlupf dauert nur etwa 3 Monate. Durch ihre besondere Lebensweise können die Imagines eine Lebensdauer von bis zu 11 Monaten erreichen.
Phänologie
Lebensdauer der Imagines von August bis Mai des Folgejahres mit Ruhephase im Winter
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Eutrophierung der Gewässer mit übermäßigem Wasserpflanzen-Wachstum (Zuwachsen) und beschleunigter Verlandung
- Aussetzen von Fischen in den Larvalgewässern.
- Tourismus- und Freizeitaktivitäten (Camping, Fischen, Baden, Bootfahren) an besiedelten bzw. beflogenen Uferabschnitten.
- Drainage, Düngung mit Nutzungsintensivierung oder Nutzungsaufgabe der Streuwiesen
- Errichtung von Barrieren zwischen den Populationen.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Abfischen von potenziellen oder noch besiedelten Gewässern
- Beruhigung von Gewässerumfeldern (Betretungsverbote)
- Auflichten von dichten Gehölzen um die Larvalgewässer
- Wiederaufnahme der extensiven (Streu-) Nutzung im Gewässerumfeld mit Abräumen des Mähguts; allerdings sind ausreichend umgemähte Bereiche im Kontakt zu Gehölzen zu erhalten
Sonstige Hinweise
Fortpflanzungsgewässer der Art sollten angesichts der hochgradigen Gefährdung in der Regel "Tabuflächen" sein.
Ergänzende Informationen
Sympecma paedisca Artenportrait, BfN
Wildermuth, H. & A. Martens (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. Wiebelsheim: Quelle & Meyer Verlag. 960 S.