Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Flußseeschwalbe (Sterna hirundo)

Rote Liste Bayern: Gefährdet
Rote Liste Deutschland: Stark gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: In Bezug auf Status Brutvorkommen: ungünstig/schlecht, in Bezug auf Status Rastvorkommen: unbekannt
Erhaltungszustand Alpin:

Verbreitung und Bestandssituation

Das Areal der Flussseeschwalbe erstreckt sich vom Nordwesten Europas bis nach Ostsibirien mit isolierten Vorkommen in Nordafrika. Außerdem ist die Art Brutvogel in Amerika von Kanada bis in die Karibik.

Die Flussseeschwalbe brütet in Bayern lokal und fast ausschließlich in Südbayern. Mit einer Einzelbrut bei Schwandorf im Jahr 2004 drang die Art auch wieder nach Nordbayern vor (2017 eine erfolglose Brut im Lkr. Lichtenfels/Oberfranken, Flieger et al. 2017). Im Vergleich zum Erfassungszeitraum 1996-1999 kam es durch die Bereitstellung von Brutflößen und -inseln in Baggerseen und Staubereichen der Flüsse zu Neuansiedlungen im Donautal, an der Unteren Mindel, Günz und Iller und damit kam es zu einer deutlichen Arealerweiterung. Als Metapopulation sind die größten Kolonien mit bis zu 80 Paaren derzeit am Starnberger See, am Ammersee und an der Mittleren Isar zu finden.

Die aktuelle Bestandsschätzung liegt gut doppelt so hoch wie die Zählungen im Jahr 1996. Neuansiedlungen entstehen nahezu ausschließlich durch menschliche Hilfe.

Brutbestand: 300-350 Brutpaare

Bestandstrend: Zunahme > 20 %

Fundortkarte

Flußseeschwalbe (Sterna hirundo)

relevante Nachweise ab 2000

Liste Vogelarten in Bayern mit saP-relevanten Nachweistyp bzw. Status- XLSX



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

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Vorkommen in Bayern

relevante Nachweise ab 2000

Liste Vogelarten in Bayern mit saP-relevanten Nachweistyp bzw. Status- XLSX

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5731 Coburg
5832 Lichtenfels
6027 Grettstadt
6029 Knetzgau
6031 Bamberg Nord
6330 Uehlfeld
6643 Furth i.Wald
6733 Allersberg
6830 Gunzenhausen
6831 Spalt
6939 Donaustauf
7039 Mintraching
7040 Pfatter
7041 Münster
7141 Straubing
7143 Deggendorf
7231 Genderkingen
7232 Burgheim Nord
7233 Neuburg a.d.Donau
7234 Ingolstadt
7235 Vohburg a.d.Donau
7243 Plattling
7333 Karlshuld
7340 Dingolfing West
7341 Dingolfing Ost
7342 Landau a.d.Isar
7427 Sontheim a.d.Brenz
7428 Dillingen a.d.Donau West
7429 Dillingen a.d.Donau Ost
7438 Landshut West
7439 Landshut Ost
7441 Frontenhausen
7526 Ulm Nordost
7527 Günzburg
7528 Burgau
7537 Moosburg a.d.Isar
7538 Buch a.Erlbach
7543 Pfarrkirchen
7546 Neuhaus a.Inn
7626 Ulm-Südost (Neu-Ulm)
7627 Ichenhausen
7628 Jettingen
7637 Erding
7645 Rotthalmünster
7646 Würding
7727 Buch
7728 Krumbach (Schwaben)
7731 Mering
7734 Dachau
7736 Ismaning
7739 Schwindegg
7742 Altötting
7743 Marktl
7744 Simbach a.Inn
7745 Rotthalmünster Süd
7826 Kirchberg an der Iller
7827 Babenhausen
7828 Kirchheim i.Schw.
7831 Egling a.d.Paar
7833 Fürstenfeldbruck
7929 Bad Wörishofen
7933 Weßling
7937 Grafing b.München
7939 Wasserburg a.Inn
8026 Aitrach
8031 Denklingen
8032 Dießen a.Ammersee
8034 Starnberg Süd
8038 Rott a.Inn
8039 Bad Endorf
8040 Eggstätt
8132 Weilheim i.OB
8133 Seeshaupt
8134 Königsdorf
8135 Sachsenkam
8137 Bruckmühl
8138 Rosenheim
8139 Stephanskirchen
8140 Prien a.Chiemsee
8141 Traunstein
8233 Iffeldorf
8234 Penzberg
8330 Roßhaupten
8424 Lindau (Bodensee)
8533 Mittenwald
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Abgesehen von wenigen Einzelbruten liegen derzeit alle Brutplätze auf künstlichen Anlagen (Brutflöße, geschüttete Inseln, Wellenbrecher u. a.) auf Stillgewässern oder in Stauhaltungen. Im Rahmen der aktuellen Bestandserholung kommt es vermehrt zu Bruten an natürlichen Brutplätzen. Dort wird meist von Menschenhand die Vegetation lückenhaft und niedrig gehalten. Die Größe der Kolonien bewegt sich meist unterhalb von 80 Brutpaaren, wobei mittlere Koloniegrößen vorwiegen.

Zur Nahrungssuche nutzen die Vögel nahezu alle Gewässertypen, wie Flüsse, Stauhaltungen, Altwässer, Rückhaltebecken, kleine und große Seen, Kiesgrubengewässer, Weiher und Teiche.

Phänologie

Sehr seltener Brutvogel

Wanderungen: Durchzügler, Langstreckenzieher; Heimzug ab

April, Wegzug ab August

Brut: Bodenbrüter, in Bayern nahezu ausschließlich auf kiesbeschichteten Brutflößen

Brutzeit: Ende April bis Ende August, Legebeginn ab Anfang Mai

Tagesperiodik: tagaktiv

Zug: tags und nachts


Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

Der Bestand der Art ist in Bayern gefährdet. Auf der Roten Liste der wandernden Vogelarten wird die Art als gefährdet geführt.

Ursache sind vor allem fehlende Kiesbänke, da viele Flüsse aufgrund von Querbauwerken keine natürliche Geschiebedynamik mehr aufweisen. Geeignete Kiesinseln entstehen daher nicht mehr neu, vorhandene wachsen durch Sukzession zu.

Zudem sind die Standorte auf Kiesbänken starkem Freizeitdruck ausgesetzt.

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Erhaltung und Entwicklung von dynamischen Auenbereichen und einer intakten Flussmorphologie mit einer naturnahen Überflutungs- und Geschiebedynamik (v. a. Rückbau von Uferbefestigungen, Schaffung von Retentionsflächen)

  • Erhaltung und Entwicklung von vegetationsarmen Kies- und Schotterbänken an Flüssen, Seen und an Abgrabungsgewässern

  • Mit Nisthilfen kann vor allem in Schwaben und in Nordbayern die Gründung neuer Kolonien begünstigt werden

  • Störungen sind in der Zeit der Brutplatzwahl ab April bis zum Ende der Brutzeit im Juli unbedingt zu vermeiden (Lenkung der Freizeitnutzung).

Sonstige Hinweise

  • Bei Windenergieanlagen: Prüfbereich von 1.000 m um bekannte Neststandorte; Prüfbereich von 3.000 m für regelmäßig aufgesuchte Nahrungshabitate um geplante Windenergieanlagen, innerhalb derer zu prüfen ist, ob und in welchem Umfang die Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatschG erfüllt sind (StMWI 2016).

Ergänzende Informationen

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie (2016): Hinweise zur Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen (WEA). - http://www.stmwi.bayern.de/fileadmin/user_upload/stmwivt/Publikationen/2016/Windenergie-Erlass_2016.pdf (Abruf am 19. Dezember 2017)

Flieger, B., D. Franz., G. Glänzer & N. Theiß (2017): Erster Brutnachweis der Flussseeschwalbe Sterna hirundo in Franken seit fast 100 Jahren. - Ornitho. Anz., 56: 46-47

Weiterführende Literatur:

Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Sudfeldt & P. Südbeck (2007): Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 44: 83-105.

Wahl, J. & T. Heinicke (2013): Aktualisierung der Schwellenwerte zur Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 49/50: 85-97.