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Alpenbock (Rosalia alpina)
Rote Liste Bayern: | Stark gefährdet |
Rote Liste Deutschland: | Stark gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | Günstig |
Erhaltungszustand Alpin: | Ungünstig/unzureichend |
Foto: Wilhelm Gailberger
Verbreitung und Bestandssituation
Der Alpenbock kommt in den kontinentalen und alpinen Bereichen Europas - südliches Mitteleuropa, West-, Ost- und Südeuropa - sowie im Nahen Osten vor und erreicht östlich den Kaukasus und die Krim.
In Deutschland gibt es aktuelle Vorkommen in Baden-Württemberg (Schwäbische Alb) und Bayern.
Die Art kommt in Bayern in der montanen Stufe der Ostalpinen Zone von den Allgäuer Alpen bis zu den Berchtesgadener Alpen vor. Ein Verbreitungsschwerpunkt befindet sich im Raum Kochelsee-Walchensee-Jachenau-Sylvenstein.
Bayerische Funde außerhalb der Alpen gehen in aller Regel auf Verschleppungen von Larven oder Puppen in Bruthölzern (Brennholz) zurück, selten auf abgetriebenes Schwemmholz.
Lebensraum und Lebensweise
Der Alpenbock besiedelt in Bayern lichte Bergmischwälder auf Kalkstandorten in süd- und westexponierten, in der Regel in wärmebegünstigten Lagen. Die Weibchen legen ihre Eier meist einzeln in Trockenrisse von Totholz in trockener Zersetzung (also außen hart und innen faul), das mehrere Stunden am Tag der Sonne ausgesetzt ist.
Die Larven fressen im Splintholz, brauchen zwei bis vier Jahre zur Entwicklung und verpuppen sich im Frühjahr oder Frühsommer im Holz. Die erwachsenen Bockkäfer, die dann nur wenige Wochen alt werden, schlüpfen im Sommer und sind meist im Juli und August aktiv. Da sie gute Flieger sind, können sie Störstellen im Bergwald, die durch Windwürfe, Eis- und Schneebrüche oder Trockenperioden entstanden sind, schnell besiedeln und sich dort stark vermehren.
In Bayern ist der Alpenbock bisher nur aus Rotbuche, Bergahorn und Bergulme nachgewiesen. Die einmal gewählten Bruthölzer werden jahrlang immer wieder neu belegt, bis die Nahrungsressource aufgebraucht ist. Stehende, starke Stämme werden bevorzugt; liegendes Totholz ist nur solange nutzbar, als es nicht verpilzt.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Entfernung von - v. a. stehendem - Totholz ohne Not bzw. durch Brennholz-Selbstwerber
- Einbringung nicht lebensraumtypischer Gehölze im Bergwald
- Aufgabe der Beweidung auf ehemals lichten, locker mit Bäumen bestandenen Hängen
- Fallenwirkung durch Stamm- und Brennholz, das über längere Zeiträume sonnig gelagert wird; bei späterer Holzabfuhr kann im ungünstigsten Fall die Nachkommenschaft der im Umgriff reproduzierenden Weibchen vollständig vernichtet werden (deshalb schnelle Holzabfuhr (vor Juli) oder schattige Lagerung!)
- Sammeln des optisch attraktiven Käfers.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
Sind in aller Regel nicht möglich, da ein mehrere Jahre langer Vorlauf benötigt wird; beispielsweise werden zwei bis drei Meter hohe Stubben erst drei bis vier Jahre nach der Fällung geeignet. Nur im Rahmen der Waldbewirtschaftung sind rechtzeitig "Maßnahmen" möglich.
- Belassen geringwertiger Erdstammstücke (C- und D-Holz) als Hochstubben
- Belassen und Anreichern von Totholzstrukturen, insbesondere Erhaltung und Förderung von Rotbuchen-, Bergulmen- oder Bergahorntot- und altholz in besonnten Lagen
Sonstige Hinweise
Die Tiere sind lange Zeit nur punktuell und in geringer Individuendichte vorhanden und damit auch schwer zu finden. Ein indirekter Nachweis auch früherer Vorkommen ist aber über die charakteristischen Schlupflöcher (Ausbohrlöcher) möglich.
Die Räumung und anschließende Auspflanzung von "Katastrophenflächen" sollte nur im absolut notwendigen Umfang erfolgen.
Ergänzende Informationen
Rosalia alpina, Artenportrait, BfN
Bussler
, H. (2001): Alpenbock - Juwel im Bergwald. - LWF aktuell, Heft 29LWF (2006) Artenhandbuch der für den Wald relevanten Arten der Anhänge II FFH-RL und I VS-RL (4. Fassung 6/2006).