Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros)

Rote Liste Bayern: Stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: Stark gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/schlecht
Erhaltungszustand Alpin: Ungünstig/schlecht
2510493
Foto: Jannik Jansons

Verbreitung und Bestandssituation

Die Kleine Hufeisennase ist in Europa von Irland über West- und Mitteleuropa, das Mittelmeergebiet bis Russland und Vorderasien zu finden.

In Deutschland ist die Population Mitte des 20. Jahrhunderts stark eingebrochen und das Verbreitungsgebiet hatte sich gravierend verkleinert. Heute sind nur noch ca. 10 % des ursprünglichen Areals besiedelt, nämlich Teile Mitteldeutschlands in Sachsen, Thüringen, Hessen und Sachsen-Anhalt sowie in Bayern.

Seit dem Bestandseinbruch kommt die Kleine Hufeisennase in Bayern vor allem noch im südlichen Alpenvorland und in den oberbayerischen Alpen vor, wo sich die Restpopulation seit einigen Jahren sichtlich erholt und derzeit (Stand 2021) in zwölf bekannten Wochenstuben auch Fortpflanzung nachgewiesen ist. In Nordbayern werden mittlerweile in der nördlichen Frankenalb pro Winter knapp 20 Individuen gefunden, die eine Restpopulation mit leicht ansteigenden jährlichen Nachweisen darstellen. Intensive Nachsuchen und Schutzbemühungen in den letzten Jahren ergaben einen Sommerbestand von etwa 40-50 Tieren mit drei bis vier Reproduktionszellen, d. h. Sommerquartieren mit einzelnen Weibchen und Jungtieren. Diese Vorkommen befinden sich in den Landkreisen Bayreuth (Hauptvorkommen), weitere Nachweise von Einzeltieren gelangen bei Kulmbach und Forchheim. Ein ähnliches Vorkommen wurde 2017 im Frankenwald im nördlichen Landkreis Kronach entdeckt, das wohl mit der Thüringer Population in Verbindung steht. In Winterquartieren waren zuletzt bis zu 10 Individuen zu finden und im Sommer 2022 wurde eine Wochenstube mit insgesamt knapp 20 Individuen entdeckt. In den Landkreisen Regen und Cham sind ebenfalls Einzeltiere in Winterquartieren nachgewiesen, die vermutlich zum Überwintern aus Tschechien einwandern. Einzeltiere wurden auch in den Alpen im Allgäu bekannt. Der Gesamtbestand umfasst in Bayern wieder über 1.200 erwachsene Tiere, die Entwicklung ist positiv.

Fundortkarte

Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

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Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5434 Leutenberg
5533 Tettau
5534 Lehesten
5633 Sonneberg
5934 Thurnau
6034 Mistelgau
6035 Bayreuth
6133 Muggendorf
6134 Waischenfeld
6135 Creußen
6232 Forchheim
6233 Ebermannstadt
6234 Pottenstein
6435 Pommelsbrunn
6534 Happurg
6843 Kötzting
6844 Lam
6944 Bodenmais
6945 Zwiesel
7347 Hauzenberg
7841 Garching a.d.Alz
7935 München-Solln
7938 Steinhöring
8042 Waging a.See
8043 Laufen
8134 Königsdorf
8135 Sachsenkam
8139 Stephanskirchen
8140 Prien a.Chiemsee
8142 Teisendorf
8143 Freilassing
8231 Peiting
8234 Penzberg
8235 Bad Tölz
8238 Neubeuern
8239 Aschau i.Chiemgau
8240 Marquartstein
8241 Ruhpolding
8242 Inzell
8243 Bad Reichenhall
8333 Murnau a.Staffelsee
8334 Kochel a.See
8338 Bayrischzell
8339 Oberaudorf
8342 Schneizlreuth
8343 Berchtesgaden West
8344 Berchtesgaden Ost
8430 Füssen
8431 Linderhof
8432 Oberammergau
8433 Eschenlohe
8443 Königssee
8527 Oberstdorf
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Kleine Hufeisennasen bevorzugen zur Jagd Laub- und Mischwälder sowie abwechslungsreiche Landschaften mit Hecken, Weiden und Streuobstbereichen. Gute Bedingungen findet die Art in wärmebegünstigten Regionen, in denen gleichzeitig die Entfernungen zwischen Sommer- und Winterquartieren nicht weit sind.

Die Tiere benötigen im Sommer ruhige, warme und mit großen Einflugöffnungen versehene Dachböden, einzelne Männchen können sich in Mitteleuropa im Sommer auch in unterirdischen Quartieren aufhalten. Die Quartiere sollten von vielfältig strukturierten, kleinräumigen Landschaften mit extensiv genutzten Kulturflächen sowie Wald umgeben sein. In den Wochenstuben findet sich auch ein gewisser Teil der Männchen wieder (bis 30 %). Die Jungen kommen von Mitte Juni bis Mitte Juli zur Welt und können bereits mit vier bis sechs Wochen selbstständig Nahrung suchen. Etwa im August lösen sich die Wochenstuben allmählich wieder auf.

Als Winterquartier nutzen die Tiere über fünf Grad warme, unterirdische Quartiere wie Höhlen und Stollen oder geräumige Keller.

Nahrung, insbesondere kleinere Fluginsekten wie Schmetterlinge und Zweiflügler (u. a. Mücken), fängt die Kleine Hufeisennase überwiegend in Laub- und Mischwäldern. Dabei überfliegt sie kleinere Freiflächen in einer Flughöhe von unter einem Meter mit einer relativ geringen Geschwindigkeit, aber äußerst wendig und verzehrt ihre Beute direkt im Flug. Dennoch wurden auch Tiere beobachtet, die in Baumkronen auf Beutezug gehen, wenn sich kleinere Lücken im Wald befinden.

In der Regel ist die Kleine Hufeisennase ihrem Winterquartier und der Wochenstube äußerst treu. Sie ist auf einen Quartierverbund angewiesen, d. h. die Kolonien nutzen mehrere Quartiere in räumlicher Nähe zueinander im gleichen oder in verschiedenen Gebäuden in unterschiedlichen Phasen der Jungenaufzucht oder wechseln bei Störungen. Zu diesem Quartierverbund gehören auch unterirdische Quartiere, die häufig nach dem Ausflug aus der Wochenstube als erstes aufgesucht werden.

Im Sommerquartier verzichtet diese Fledermausart im Gegensatz zu anderen Arten, die ebenfalls Gebäude bewohnen, meist auf Körperkontakt.

Kleine Hufeisennasen werden im Durchschnitt nur etwa sieben Jahre alt. Bei Einzeltieren konnte aufgrund von Ringmarkierungen aber auch schon Alter von 17 bzw. 21 Jahren nachgewiesen werden.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Beeinträchtigung der Jagdhabitate durch schleichenden, aber großflächigen Landschafts- und Nutzungswandel (Verlust an Kleinstrukturen, Leitlinien etc.)
  • Beeinträchtigung/Zerstörung von Wochenstubenquartieren an Gebäuden durch unsachgemäße Sanierungsmaßnahmen oder Vertreibung
  • Gifte im Jagdgebiet (Insektizide) und in den Gebäudequartieren (Holzschutzmittel)
  • Sonstige Störungen, wie Störungen im Winterquartier, z. B. durch Nutzung von Höhlen, Ruinen und Gewölben für touristische Zwecke
  • Zerschneidung von Jagdgebieten oder Leitlinien durch neue Verkehrstrassen

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Öffnung/Optimierung alternativer Wochenstubenquartiere zur Bereitstellung eines Quartierverbundes
  • Anlage neuer (unzerschnittener) linearer Strukturen zwischen Wochenstube und Nahrungshabitaten
  • Minimierung von Störungen an bekannten Winter- und Schwarmquartieren (Vergitterung, Besucherlenkung, Informationstafeln)
  • Erhaltung/Förderung strukturreicher, lichter, alter Laub- und Mischwälder sowie gehölz- und grünlandreicher Kulturlandschaften um die Wochenstuben

Ergänzende Informationen

Meschede, A. & B.-U. Rudolph (Bearb.) (2004): Fledermäuse in Bayern. - Ulmer, Stuttgart.

Meschede, A. & B.-U. Rudolph (2010): 1985 - 2009: 25 Jahre Fledermausmonitoring in Bayern. - Schriftenr. des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Augsburg.

Die Kleine Hufeisennase in Bayern, LfU

Kleine Hufeisennase, Arten des Anhang IV der FFH-Richtlinie, BfN

Fledermäuse an Gebäuden, LfU