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Springfrosch (Rana dalmatina)
Rote Liste Bayern: | Arten der Vorwarnliste |
Rote Liste Deutschland: | Arten der Vorwarnliste |
Erhaltungszustand Kontinental: | Günstig |
Erhaltungszustand Alpin: | Ungünstig/unzureichend |
Foto: Günter Hahn
Verbreitung und Bestandssituation
Die Verbreitung des Springfrosches reicht von Nordostspanien über die französische Westküste, Mittel-, Süd- und teilweise Nordeuropa bis in die Nordwesttürkei und die Ukraine. Die Art fehlt in Nordost-Europa und im größten Teil Skandinaviens. Nördlich der Alpen sind die Vorkommen verinselt.
In Deutschland gibt es verstreute, isolierte Vorkommen von der Ostseeküste bis an den Alpenrand, überwiegend im planar-collinen Bereich bis 300 m üNN, und entsprechend große Verbreitungslücken. Schwerpunkt der Verbreitung ist Süddeutschland (Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen).
In Bayern gibt es Vorkommenszentren im Raum Spessart-Steigerwald-Regnitz, an der Donau zwischen Lechmündung und Ingolstadt und dem anschließenden Frankenjura, an der unteren Donau sowie im östlichen und mittleren Alpenvorland bis zum Lech. Kleinere Zentren liegen im Isartal ober- und unterhalb von Landshut und im Regental oberhalb von Regensburg. Darüber hinaus gibt es diverse weitere, über den ganzen Freistaat verstreute, teilweise extrem isolierte Nachweise.
Lebensraum und Lebensweise
Der Springfrosch ist eine Wärme liebende Art, die vorwiegend in der Ebene entlang von Flussläufen in Hartholzauen, lichten Laubmischwäldern, an Waldrändern und auf Waldwiesen vorkommt.
Bevorzugte Laichgewässer sind sonnenexponierte, vegetationsreiche, meist fischfreie Stillgewässer unterschiedlicher Größe, die im Wald, am Waldrand oder zumindest in Waldnähe liegen, u. a. Altwässer, Waldweiher, -tümpel, Toteislöcher, kleine Teiche, Gräben sowie temporäre Gewässer. Oft unterliegen sie starken Wasserstandsschwankungen und liegen im Sommer trocken.
Springfrösche gehören zu den "Frühlaichern" und sind am Ende des Winters (teilweise schon Ende Januar!) die erste Froschart, die zum Laichgewässer wandert und ablaicht. Paarungszeit ist von Februar bis April. Die Männchen warten am Gewässergrund oder seltener am Gewässerrand auf die etwas später eintreffenden, trächtigen Weibchen. Diese bleiben meist nur eine Nacht am Laichgewässer und heften ihre Laichballen mit mehreren Hundert bis über 1.500 Eier in 5-40 cm Tiefe an Unterwasserpflanzen, Wurzeln oder Äste, wobei die anfangs kugeligen Ballen - im Gegensatz zu anderen Braunfröschen - über das gesamte Gewässer verteilt werden. Danach werden die Laichgewässer wieder verlassen; die Männchen bleiben noch einige Wochen. Die Kaulquappen schlüpfen nach ca. 2-4 Wochen, und die Jungfrösche gehen je nach Witterungsverlauf 2-4 Monate später, d. h. zwischen Mitte Juni und Mitte August an Land. Sie werden nach der 2.-3. Überwinterung geschlechtsreif.
Springfrösche zeigen eine hohe Geburtsorttreue, wobei sich die Alttiere bis zu 1.500 m von den Laichgewässern entfernen. Dennoch können vor allem Jungtiere schnell neue Lebensräume besiedeln.
Den größten Teil des Jahres verbringen die dämmerungs- und nachtaktiven Alttiere in ihren Landlebensräumen. Meist sind dies gut besonnte Gebiete mit reicher Strauchschicht und viel Totholz innerhalb von Wäldern, beispielsweise Lichtungen, Wegränder oder Schneisen (bzw. Nieder- und Mittelwälder). Auch das Umland des Waldes wird besiedelt, sofern dieses durch Hecken oder Gebüschreihen vernetzt ist. Springfrösche sind wärmeliebender als die anderen Braunfrösche und auch resistenter gegen Trockenheit; sie kommen deshalb im Vergleich zu diesen auch noch in relativ trockenen Landschaften vor, beispielsweise in aufgelockerten Fichtenforsten auf dem Südzug der Fränkischen Alb.
Nachdem die Tiere Ende des Sommers und im Herbst wieder in Richtung Laichgewässer gewandert sind, verstecken sie sich zum Überwintern entweder unter Moospolstern, Erdschollen, Steinen oder Blätterhaufen, oder sie graben sich an Land frostfreie Verstecke in Lückensysteme im Boden.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Habitatverluste durch Absenkung des Grundwassers in Folge der Eintiefung von Fließgewässern. Dadurch fallen Kleingewässer in den Auen zu schnell (= während der Larvalentwicklung) trocken bzw. entstehen erst gar nicht mehr,
- Intensivierung der Landbewirtschaftung im direkten Umfeld (Einzugsgebiet) der Laichgewässer, insbesondere Umwandlung von Grünland in Ackerflächen,
- Zerschneidung von Lebensräumen, insbesondere Trennung von Laichgewässern und Landlebensräumen / Winterquartieren,
- direkte Verluste durch Straßenverkehr,
- Ausbringung von Fischen in Laichgewässer,
- Zunehmende Isolierung von Populationen.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Anlage geeigneter Laichgewässer oder deren Wiederherstellung (z. B. durch vorsichtige Entlandung, Entfernen von Fischbesatz), insbesondere im Wald
- Gewässerpflege z. B. Besonnung von Laichgewässern optimieren, südseitig Bäume zurücknehmen
- Anlage von Pufferstreifen um nachgewiesene Laichgewässer (-komplexe), die Nähr- und Schadstoffeinträge aus angrenzenden Intensivnutzungen verhindern, sowie Umwandlung von Ackerflächen in extensiv genutzte Gründlandflächen im Umfeld
- Verbindung des Gewässers zum Wald optimieren, z. B. Schaffung von Säumen, Pflanzung von Hecken (letzteres benötigt aber lange Vorlaufzeiten)
- Wiedervernetzung von Lebensräumen durch "Entschneidung", bspw. durch Einbau von Durchlässen (in Verbindung mit Leiteinrichtungen) in bestehende Barrieren
Allgemein gilt: Neben der Anlage der Laichgewässer muss eine dauerhafte Pflege der Strukturen gewährleistet sein.
Sonstige Hinweise
Durch die Verteilung der Laichballen über das gesamte Gewässer werden Populationen oft unterschätzt. Zur korrekten Größen-Schätzung müsste man das gesamte Gewässer absuchen (was teilweise sehr schwierig bzw. aufwändig ist).
Springfrösche werden immer wieder mit Grasfröschen verwechselt. Insbesondere Laich sollte von Fachleuten bestimmt worden sein.
Ergänzende Informationen
HILDENBRAND, R., MALKMUS, R. & HILDENBRAND, A. (2019): Springfrosch Rana dalmatina (Fritzinger, 1839), S. 260-268. - In: Andrä. E., Aßmann, O., Dürst, T., Hansbauer, G. & Zahn, A. (2019): Amphibien und Reptilien in Bayern. - Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer. 783 S.
Krone, A., K.-D. Kühnel & H. Berger [Hrsg.] (1997): Der Springfrosch (Rana dalmatina) - Ökologie und Bestandssituation. - Rana Sonderheft 2; Rangsdorf (Natur & Text in Brandenburg); 309 S.
Kuhn, J. & J. Schmidt-Sibeth (1998): Zur Biologie und Populationsökologie des Springfrosches (Rana dalmatina): Langzeitbeobachtungen aus Oberbayern. - Zeitschrift für Feldherpetologie 5 (1/2): 115-138.