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Moorfrosch (Rana arvalis)
Rote Liste Bayern: | Vom Aussterben bedroht |
Rote Liste Deutschland: | Gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/unzureichend |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Wilhelm Gailberger
Verbreitung und Bestandssituation
Der Moorfrosch kommt von Ostfrankreich und den Niederlanden über Nordskandinavien bis zum Baikalsee vor; im Süden erreicht er die kroatischen Save-Auen und Rumänien.
In Deutschland liegt der Verbreitungsschwerpunkt im Norden und Osten; die Südgrenze der geschlossenen Verbreitung verläuft vom Niederrhein über den Nordrand der Mittelgebirge, den östlichen Harzrand und das östliche Thüringen bis nach Nordostbayern. Weitere Vorkommen liegen isoliert südlich davon, das größte geht vom hessischen Unterlauf des Mains entlang des nördlichen Oberrheins bis etwa Rastatt.
In Bayern sind neben den drei Hauptvorkommen in den Teichen und Wäldern im Aischgrund nördlich von Nürnberg, im Einzugsgebiet von Naab und Regen und in Nordostbayern zahlreiche Einzelvorkommen quer über den Freistaat verstreut.
Lebensraum und Lebensweise
Der Moorfrosch besiedelt ausschließlich Lebensräume mit hohen Grundwasserständen oder staunassen Flächen, u. a. Hochmoor-Ränder, Zwischen- und Niedermoore, Au- und Bruchwälder, wechselfeuchte Kiefernwälder, Feucht- und Nasswiesen.
Als Laichgewässer werden Teiche, Weiher, Altwässer, Überschwemmungstümpel, Gräben, Moorgewässer genutzt. Notwendig sind Flachwasserzonen und stärkerer Bewuchs, gute Besonnung, meso- bis dystrophes, schwach bis mäßig saures Wasser (pH>4,5) und keine oder wenig Fische. Moorfrosch-Laich und -Kaulquappen weisen als besondere Anpassung an diesen Lebensraum eine Toleranz gegenüber leicht erhöhten Säurewerten auf.
Moorfrösche können ihre Winterquartiere bereits im Februar verlassen, sobald die Lufttemperatur an mehreren Tagen hintereinander über 10°C beträgt. Die Art gehört zu den "Explosivlaichern", d. h. alle Tiere einer Population laichen innerhalb weniger Tage. Da Moorfrösche auch zu den Frühlaichern gehören, passiert dies teilweise schon Anfang März, meist aber Ende März bis Anfang April, wenn das Wasser zwischen 10° und 15°C hat. Die Paare suchen sich einen Laichplatz, der in besonnten Flachwasserzonen, mehrere Meter vom Ufer entfernt, etwa 10-30 cm unter der Wasseroberfläche auf einer Pflanzenunterlage liegt. Jedes Weibchen legt meist einen Laichballen mit 500 bis mehreren Tausend Eiern auf bzw. zwischen die Unterwasservegetation ab. Danach halten sich die Moorfrösche noch mehrere Wochen in der Nähe der Laichgewässer auf.
Die Kaulquappen schlüpfen nach 5-25 Tagen und benötigen 6-16 Wochen bis zur Metamorphose. Die ersten Jungfrösche können deshalb bereits ab Juni an Land gehen, aber auch erst im September, und sind nach zwei bis drei Jahren geschlechtsreif. Moorfrösche können über 10 Jahre alt werden.
Zur Fortpflanzungszeit sind Moorfrösche sowohl tag- als auch nachtaktiv, außerhalb der Fortpflanzungszeit beginnt ihre Aktivität erst zur Dämmerung. Sommerhabitate sind Flächen mit üppiger Krautschicht meist in lichten Au- und Bruchwäldern, in wechselfeuchten Kiefernwäldern oder Moorflächen in der Nähe (etwa 1000 m im Umkreis) der Laichgewässer, wo sie sich tagsüber in Binsen- und Grasbulten oder ähnlichen Strukturen verstecken, die Sicht-, Wind- und Sonnenschutz bieten. Gelegentlich sind die Tiere auch an relativ trockenen Stellen anzutreffen, z. B. auf Dämmen, Feldwegen, Äckern und Ackerbrachen.
Im Herbst graben sie sich in lockeres Substrat ein oder suchen frostfreie Verstecke im Boden, wobei viele Tiere vorher bereits wieder in Richtung des Laichgewässers wandern; seltener überwintern sie am Gewässergrund.
Moorfrösche sind keine großen Wanderer; v. a. Alttiere entfernen sich nur bis ca. 500 m von den Laichgewässern. Juvenile können bis über einen Kilometer von den Laichgebieten abwandern. Der geringe Aktionsradius führt bei Verlust des Laichplatzes meist zum Erlöschen der Population.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Intensivierung der teichwirtschaftlichen oder fischereilichen Nutzung in Teichen und Weihern, insbesondere vollständiges Ausräumen der Vegetation,
- Habitatverluste durch
- anhaltende Entwässerung von Feuchtgebieten,
- Einschränkungen der Hochwasserdynamik mit einhergehendem Verlust der Standortvielfalt in der Aue,
- Verfüllung von wechselfeuchten Mulden in landwirtschaftlichen Nutzflächen,
- Versauerung von Mooren und Laichgewässern (bei pH-Werten unter 4,5 verpilzen die Laichballen!),
- Entwertung der Laichgewässer durch Aufdüngen (Kalken),
- Intensivierung der Landbewirtschaftung im direkten Umfeld (Einzugsgebiet) der Laichgewässer, insbesondere Verlust von extensiv genutztem Grünland, z.B. durch Umwandlung in Ackerflächen,
- Zerschneidung von Lebensräumen, insbesondere Trennung von Laichgewässern und Landlebensräumen / Winterquartieren,
- direkten Verluste von wandernden Tieren beim Überqueren stark befahrener Straßen,
- ,Ausbringung von Fischen in Laichgewässer,
- zunehmende Isolierung von (Rest-) Populationen.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Anlage geeigneter Laichgewässer oder deren Wiederherstellung (z. B. durch Teilentlandung, Freistellung von Verbuschung oder Wiedereinstau von Teichen)
- Moorrenaturierung
- Aufstauen von Entwässerungsgräben am Moorrand
- Gewässerpflege z. B. Entnahme von Gehölzen, die frühere oder potenzielle Laichgewässer beschatten
- Anlage von Pufferstreifen um nachgewiesene Laichgewässer (-komplexe), die Nähr- und Schadstoffeinträge aus angrenzenden Intensivnutzungen verhindern, sowie Umwandlung von Ackerflächen in extensiv genutzte Gründlandflächen im Umfeld
- Abfischen von Gewässern
- Wiedervernässung trocken gefallener Moor-, Au- und Feuchtwälder im Umfeld der Laichgewässer
- Wiedervernetzung von Lebensräumen durch "Entschneidung", bspw. durch Einbau von Durchlässen (in Verbindung mit Leiteinrichtungen) in bestehende Barrieren
Allgemein gilt: Neben der Anlage der Laichgewässer muss eine dauerhafte Pflege der Strukturen gewährleistet (d. h. in der Plangenehmigung festgeschrieben) werden.
Sonstige Hinweise
Moorfrösche werden immer wieder mit anderen Braunfröschen (Spring- und Grasfrosch) verwechselt; insbesondere Juvenile können nicht sicher bestimmt werden, Kaulquappen nur im frisch geschlüpften Stadium an Hand der Kiemen, später anhand der Mundfelder mit einem guten Binokular.
Ergänzende Informationen
Glandt, D. (2006): Der Moorfrosch - Einheit und Vielfalt einer Braunfroschart. - Beiheft 10 der Zeitschrift für Feldherpetologie; Laurenti-Verlag, Bielefeld.
Glandt, D. & R. Jehle [Hrsg.] (2009): Der Moorfrosch (Rana arvalis). - Zeitschrift für Feldherpetologie, Supplement H.13.; 496 S.
Hansbauer, G. & Pankratius, U. (2009): Verbreitung und Bestandssituation des Moorfrosches (Rana arvalis) in Bayern. Zeitschrift für Feldherpetologie, Supplement 13: 443-454.
HANSBAUER, G. & PANKRATIUS, U. (2019): Moorfrosch Rana arvalis (Nilsson, 1842), S. 251-259. - In: Andrä. E., Aßmann, O., Dürst, T., Hansbauer, G. & Zahn, A. (2019): Amphibien und Reptilien in Bayern. - Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer. 783 S.