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Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana)
Rote Liste Bayern: | Vom Aussterben bedroht |
Rote Liste Deutschland: | Gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | In Bezug auf Status Brutvorkommen: ungünstig/schlecht, in Bezug auf Status Rastvorkommen: günstig |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Christoph Moning
Verbreitung und Bestandssituation
Das Areal des Tüpfelsumpfhuhns erstreckt sich von Westeuropa bis ins südliche Zentralsibirien.
Das Tüpfelsumpfhuhn ist in Bayern nur auf wenige lokale Vorkommen beschränkt. Das Brutareal hat sich im Vergleich zum Erfassungszeitraum 1996-1999 nicht verändert. Schwerpunkte liegen am Unteren Inn, im Voralpinen Hügel- und Moorland (Murnauer Moos, Loisach-Kochelsee-Moore, Ammersee- und Chiemseegebiet). Einzelne Nachweise gibt es in Flusstälern Südbayerns und in Weihergebieten Nordbayerns. Die Art war auch in der Vergangenheit in Bayern ein nur seltener und in seinen Beständen und der Verbreitung stark schwankender Brutvogel. Zwischen 1980 und 2005 ist deutschlandweit eine Bestandsabnahme um ca. 10 % festzustellen (Südbeck et al. 2008). Die Bestände in manchen traditionellen Brutgebieten der Art - z. B. in Abhängigkeit vom Wasserstand - können starken Schwankungen unterliegen.
Die aktuelle Bestandsschätzung liegt im Bereich jener aus den Jahren 1996-1999, wobei jedoch die Obergrenze deutlich niedriger ist. Der bundesweite Trend zwischen 1980 und 2005 verläuft wie in ganz Mitteleuropa negativ. 21 Brutpaare konnten 2015 in Bayern laut der Arbeitsgemeinschaft seltener Brutvögel nachgewiesen werden. (Weixler et al. 2016; keine systematische Erfassung!)
Brutbestand: 21 Brutpaare
Kurzfristiger Bestandstrend: stabil
Lebensraum und Lebensweise
Das Tüpfelsumpfhuhn brütet in Bayern vor allem in Teichgebieten, an künstlichen und natürlichen Seen und Altwässern mit ausgedehnten Seggenzonen oder vergleichbaren feuchten bis nassen Grasgesellschaften und vereinzelt auch in Resten von Niedermooren und an Flüssen (z. B. Alz). Entscheidender abiotischer Faktor ist der Wasserstand. Die Wassertiefe sollte nicht zu hoch sein. Schon geringfügige Änderungen des Wasserstandes führen zu Umzug oder vollständiger Aufgabe des Nistplatzes.
Phänologie
Sehr seltener Brutvogel
Wanderungen: Durchzügler, Langstreckenzieher; Ankunft im Brutgebiet Anfang April, Wegzug Mitte September (früher bei Habitatverschlechterung); Durchzug im April sowie zwischen Juli und Oktober
Mauser: synchrone Schwingenmauser, Anfang Juli bis Ende Oktober, ca. 3 Wochen flugunfähig
Brut: Bodenbrüter, das Nest steht entweder direkt auf feuchtem Boden oder in Flachwasserzonen
Brutzeit: Anfang April bis Anfang September; Legebeginn ab Mitte Mai
Tagesperiodik: tag- und dämmerungsaktiv
Zug: nachts
Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
Das Tüpfelsumpfhuhn ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird es als gefährdet eingestuft.
Die Art ist sehr sensibel, mit einem sehr kleinen Brutbestand, was ein grundsätzlich erhöhtes Risiko des Aussterbens bedeutet.
Gefährdungen sind Veränderungen des Wasserstandes jeglicher Art. Dies betrifft sowohl Absenkung und Austrocknung als auch Anstieg oder Anstau (auch witterungsbedingt).
Auch Meliorierungsmaßnahmen in Feuchtgebieten für die Gewinnung von Ackerland oder Intensivgrünland führen zu Habitatverlusten.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Erhalt und Entwicklung von Feuchtgebieten mit wasserstands-orientiertem Management durch Anlage von Feuchtbiotopen wie Flachwassertümpel, Wiedervernässung von Feuchtgrünland, Überstauung von Niedermoorflächen
Sonstige Hinweise
- Aufgrund von unregelmäßig besetzten Brutplätzen und unverpaart rufenden Männchen lassen sich nur schwer Aussagen über tatsächliche Brutbestände und Bestandsentwicklungen treffen.
- Balzrufe auch nachts
Ergänzende Informationen
Weixler, K., H.-J. Fünfstück & S. Biele (2016): Seltene Brutvögel in Bayern 2014-2015. 5. Bericht der Arbeitsgemeinschaft Seltene Brutvögel in Bayern. - OTUS 8: 60-116.
Südbeck P., H.-G. Bauer, M. Boschert, P.Boye & W. Knief (2008): Gefährdete Brutvögel. In: Sudfeldt, C., C. Dröschmeister, C. Grüneberg, S. Jaehne, A. Mitschke & J. Wahl (Hrsg.): Vögel in Deutschland - 2008. - 8-13, Münster.
Weiterführende Literatur:
Bayerisches Landesamt für Umwelt (verschiedene Jahre): Ergebnisse der Wasservogelzählung in Bayern. - Schriftenreihe des LfU, Augsburg.
Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Sudfeldt & P. Südbeck (2007): Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 44: 83-105.
Wahl, J. & T. Heinicke (2013): Aktualisierung der Schwellenwerte zur Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 49/50: 85-97.