Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Graues Langohr (Plecotus austriacus)

Rote Liste Bayern: Stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: Vom Aussterben bedroht
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/schlecht
Erhaltungszustand Alpin:
423774
Foto: Georg Knipfer

Verbreitung und Bestandssituation

Das Verbreitungsgebiet des Grauen Langohrs zieht sich durch Süd- und Zentraleuropa, über die Ukraine und die Türkei bis nach China. Im Norden ist das Graue Langohr bis Südengland, die Niederlande, Südniedersachsen und Brandenburg verbreitet.

Der Verbreitungsschwerpunkt innerhalb Deutschlands liegt in Süd- und Mitteldeutschland.

In Bayern ist eine Bevorzugung wärmerer, tieferer Lagen erkennbar. So findet man das Graue Langohr fast flächendeckend in Unter- und Mittelfranken, im westlichen Oberfranken (Mainfänkische Platten, Fränkisches Keuper-Lias-Land), sowie im Vorderen Bayrischen Wald, der Donauniederung, Ostbayern und Nordschwaben (Donau-Iller-Lechplatten). Sonst tritt das Graue Langohr nur vereinzelt auf oder fehlt, vor allem in höheren Mittelgebirgen, im südlichen Alpenvorland und den Alpen.

Graue Langohren leben vor allem in waldarmen, intensiv agrarisch genutzten Gegenden Bayerns.

Winterquartiere liegen bei dieser wenig wanderfreudigen Art meist in unmittelbarer Nähe der Sommerquartiere. Daher überschneiden sich die Verbreitungsgebiete in Winter und Sommer auch weitgehend. Aber auch in den Haßbergen und im Steigerwald, also in etwas höheren Lagen, sind Winterquartiere bekannt, während Sommerquartiere meist in den wärmeren Tieflagen liegen. Südlich der Linie Augsburg-München liegen keine Winterfunde vor.

Fundortkarte

Graues Langohr (Plecotus austriacus)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Fundorte als Tabelle anzeigen

Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5426 Hilders
5427 Helmershausen
5526 Bischofsheim a.d.Rhön
5527 Mellrichstadt
5528 Rentwertshausen
5534 Lehesten
5624 Bad Brückenau
5625 Wildflecken
5627 Bad Neustadt a.d.Saale
5628 Bad Königshofen i.Grabfeld
5629 Römhild
5630 Bad Rodach
5631 Meeder
5632 Neustadt b.Coburg
5634 Teuschnitz
5635 Nordhalben
5636 Naila
5726 Bad Kissingen Nord
5727 Münnerstadt
5728 Oberlauringen
5729 Alsleben
5730 Heldburg
5731 Coburg
5732 Sonnefeld
5733 Kronach
5823 Burgsinn
5824 Gräfendorf
5825 Hammelburg
5826 Bad Kissingen Süd
5827 Maßbach
5829 Hofheim i.UFr.
5830 Pfarrweisach
5831 Seßlach
5834 Kulmbach
5835 Stadtsteinach
5837 Weißenstadt
5921 Schöllkrippen
5922 Frammersbach
5924 Gemünden a.Main
5925 Gauaschach
5926 Geldersheim
5927 Schweinfurt
5928 Obertheres
5929 Haßfurt
5930 Ebern
5931 Ebensfeld
5935 Marktschorgast
5938 Marktredwitz
5939 Waldsassen
6021 Haibach
6024 Karlstadt
6025 Arnstein
6026 Werneck
6027 Grettstadt
6028 Gerolzhofen
6029 Knetzgau
6031 Bamberg Nord
6032 Scheßlitz
6121 Heimbuchenthal
6122 Bischbrunn
6124 Remlingen
6125 Würzburg Nord
6126 Dettelbach
6127 Volkach
6128 Ebrach
6129 Burgwindheim
6130 Burgebrach
6131 Bamberg Süd
6132 Buttenheim
6133 Muggendorf
6221 Miltenberg
6223 Wertheim
6224 Helmstadt
6225 Würzburg Süd
6226 Kitzingen
6227 Iphofen
6228 Wiesentheid
6229 Schlüsselfeld
6230 Höchstadt a.d.Aisch
6231 Adelsdorf
6232 Forchheim
6233 Ebermannstadt
6234 Pottenstein
6235 Pegnitz
6321 Amorbach
6325 Giebelstadt
6326 Ochsenfurt
6327 Markt Einersheim
6328 Scheinfeld
6329 Baudenbach
6330 Uehlfeld
6331 Röttenbach
6332 Erlangen Nord
6333 Gräfenberg
6334 Betzenstein
6335 Auerbach i.d.OPf.
6338 Weiden i.d.OPf.
6421 Buchen (Odenwald)
6425 Röttingen
6426 Aub
6427 Uffenheim
6428 Bad Windsheim
6429 Neustadt a.d.Aisch
6430 Emskirchen
6435 Pommelsbrunn
6438 Schnaittenbach
6440 Moosbach
6526 Creglingen
6527 Burgbernheim
6528 Marktbergel
6529 Markt Erlbach
6530 Langenzenn
6531 Fürth
6535 Alfeld
6537 Amberg
6538 Schmidgaden
6539 Nabburg
6540 Oberviechtach
6541 Tiefenbach
6627 Rothenburg ob der Tauber
6628 Leutershausen
6629 Ansbach Nord
6630 Heilsbronn
6632 Schwabach
6638 Schwandorf
6639 Wackersdorf
6640 Neunburg vorm Wald
6641 Rötz
6642 Waldmünchen
6643 Furth i.Wald
6727 Schillingsfürst
6728 Herrieden
6731 Abenberg
6734 Neumarkt i.d.OPf.
6735 Deining
6736 Velburg
6737 Schmidmühlen
6738 Burglengenfeld
6740 Neukirchen-Balbini
6741 Cham West
6742 Cham Ost
6743 Neukirchen b.Hl.Blut
6744 Rittsteig
6827 Feuchtwangen West
6828 Feuchtwangen Ost
6829 Ornbau
6831 Spalt
6832 Heideck
6833 Hilpoltstein
6834 Berching
6835 Wissing
6837 Kallmünz
6838 Regenstauf
6840 Reichenbach
6841 Roding
6842 Miltach
6843 Kötzting
6844 Lam
6928 Weiltingen
6929 Wassertrüdingen
6930 Heidenheim
6931 Weißenburg i.Bay.
6932 Nennslingen
6933 Thalmässing
6934 Beilngries
6935 Dietfurt a.d.Altmühl
6937 Laaber
6938 Regensburg
6939 Donaustauf
6940 Wörth a.d.Donau
6941 Stallwang
6942 Sankt Englmar
6943 Viechtach
6944 Bodenmais
7029 Oettingen i.Bay.
7030 Wolferstadt
7031 Treuchtlingen
7032 Bieswang
7033 Titting
7034 Kipfenberg
7035 Schamhaupten
7036 Riedenburg
7037 Kelheim
7038 Bad Abbach
7040 Pfatter
7041 Münster
7042 Bogen
7043 Ruhmannsfelden
7044 Regen
7128 Nördlingen
7129 Deiningen
7130 Wemding
7131 Monheim
7132 Dollnstein
7133 Eichstätt
7134 Gaimersheim
7135 Kösching
7136 Neustadt a.d.Donau
7140 Geiselhöring
7141 Straubing
7143 Deggendorf
7145 Schöfweg
7147 Freyung
7228 Neresheim-Ost
7229 Bissingen
7230 Donauwörth
7231 Genderkingen
7232 Burgheim Nord
7233 Neuburg a.d.Donau
7234 Ingolstadt
7235 Vohburg a.d.Donau
7239 Mallersdorf
7242 Wallersdorf
7243 Plattling
7244 Osterhofen
7245 Schöllnach
7246 Tittling
7328 Wittislingen
7330 Mertingen
7331 Rain
7332 Burgheim Süd
7333 Karlshuld
7334 Reichertshofen
7335 Geisenfeld
7337 Pfeffenhausen
7339 Ergoldsbach
7340 Dingolfing West
7341 Dingolfing Ost
7343 Eichendorf
7344 Pleinting
7346 Hutthurm
7347 Hauzenberg
7428 Dillingen a.d.Donau West
7430 Wertingen
7431 Thierhaupten
7432 Pöttmes
7433 Schrobenhausen
7434 Hohenwart
7435 Pfaffenhofen a.d.Ilm
7436 Au i.d.Hallertau
7437 Bruckberg
7443 Roßbach
7444 Aidenbach
7446 Passau
7447 Obernzell
7528 Burgau
7529 Zusmarshausen
7530 Gablingen
7531 Gersthofen
7532 Aichach
7533 Kühbach
7534 Petershausen
7535 Allershausen
7536 Freising Nord
7537 Moosburg a.d.Isar
7539 Geisenhausen
7545 Griesbach i.Rottal
7629 Dinkelscherben
7630 Westheim b.Augsburg
7631 Augsburg
7632 Dasing
7633 Altomünster
7634 Markt Indersdorf
7635 Haimhausen
7636 Freising Süd
7637 Erding
7638 Taufkirchen (Vils)
7727 Buch
7728 Krumbach (Schwaben)
7729 Ziemetshausen
7730 Großaitingen
7732 Mammendorf
7733 Maisach
7734 Dachau
7737 Altenerding
7741 Mühldorf a.Inn
7827 Babenhausen
7828 Kirchheim i.Schw.
7829 Ettringen
7830 Schwabmünchen
7831 Egling a.d.Paar
7832 Türkenfeld
7833 Fürstenfeldbruck
7835 München
7838 Albaching
7928 Mindelheim
7929 Bad Wörishofen
7930 Buchloe
7931 Landsberg am Lech
8027 Memmingen
8030 Waal
8041 Traunreut
8126 Leutkirch im Allgäu-Ost
8138 Rosenheim
8227 Kempten (Allgäu)
8229 Marktoberdorf
8232 Uffing a.Staffelsee
8233 Iffeldorf
8234 Penzberg
8236 Tegernsee
8342 Schneizlreuth
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Die Sommer- und Wochenstubenquartiere befinden sich in Ortschaften in Gebäuden und dort vor allem in geräumigen Dachstühlen. Beim Grauen Langohr handelt es sich also um eine typische Dorffledermaus, und als Bewohner von Siedlungs- und Ortsrandbereichen gilt sie als klassischer Kulturfolger.

Die Wochenstuben, welche ab Ende April bezogen werden, beherbergen in Bayern i. d. R. höchstens 20-30 Tiere, die sich nicht nur aus adulten Weibchen zusammensetzen, sondern oftmals auch subadulte Männchen und Weibchen beherbergen. Die Tiere ziehen sich bei Störungen schnell in Spalten zurück und verkriechen sich, was konkrete Zählungen erschwert. Diese sind am besten am frühen Abend, deutlich vor der Ausflugszeit, möglich. Jedoch sind auch frei hängende Kolonien in andern Bundesländern bekannt. Ende August bis Mitte September werden die Wochenstuben wieder verlassen.

Die relativ wenigen bekannten Winterquartiere sind meist unterirdisch in Kellern, Gewölben u. Ä. Es werden aber in den unterirdischen Quartieren pro Jahr nur sehr wenige Tiere gefunden. Einzelfunde von Grauen Langohren aus dem Winterhalbjahr in Dachböden in Spalten des Dachgebälks lassen vermuten, dass ein größerer Teil der Population oberirdisch in Gebäuden überwintert. Vereinzelt wurden Tiere außerhalb Bayerns auch schon in Felsspalten bei der Überwinterung beobachtet. In der Regel sind nur Einzeltiere in einem Winterquartier anzutreffen. Winterquartiere sind oft trocken und kühl. Wichtig ist die Nähe zum Sommerquartier, da die Art nur wenig wandert.

Als Jagdgebiete werden Grünland einschließlich Weiden, Brachen und gehölzreiche Siedlungsbereiche und andere Lebensräume wie Streuobstwiesen und Gärten am Ortsrand bevorzugt. Aber auch in Laub- und Mischwald wurden bereits Tiere bei der Jagd beobachtet. Die gute Manövrierfähigkeit dieser Art ermöglicht es den Tieren, auch innerhalb von Gehölzen bis in die Kronen hoher Laubbäume zu jagen.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Beeinträchtigung der Jagdhabitate: in Wäldern durch Umbau von Laubwäldern in nadelholzreiche Waldbestände; im Siedlungsbereich durch Flurbereinigung oder Siedlungsentwicklung
  • Zerschneidung von Jagdgebieten durch neue Verkehrstrassen
  • Quartierverluste im Sommer und Winter durch unsachgemäße Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden
  • Gifte im Jagdgebiet (Insektizide, Herbizide) oder in Gebäudequartieren (Holzschutzmittel)
  • Sonstige Störungen, z. B. Störungen im Winterquartier oder an Schwärmquartieren, durch Lagerfeuer, Höhlentourismus oder andere Nutzung
  • Unfälle durch Verkehr, v. a. bei Straßenverläufen durch Waldgebiete, da strukturgebunden fliegende Art; Katzenopfer
  • Straßenlaternen, Licht in Privatgärten und angestrahlte Gebäude entwerten Teile der dörflichen Lebensräume; sie werden nicht mehr genutzt.

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Öffnung/Optimierung alternativer Wochenstubenquartiere in der Nähe bekannter Quartiere und damit Sicherung / Schaffung eines Quartierverbundes an geeigneten Wochenstubenquartieren (Spaltenquartiere im Dachbereich)
  • Sicherung des Hangplatzangebots in den Sommer- und Winterquartieren
  • Erhöhte Vorsicht bei Sanierungs- und Renovierungsarbeiten von Gebäuden in den Hauptverbreitungsgebieten der Breitflügelfledermaus, auch außerhalb der Wochenstubenzeit.
  • Erhaltung / Anlage neuer (unzerschnittener) linearer Strukturen zwischen Wochenstuben und Nahrungshabitaten
  • Minimierung von Störungen an bekannten Winter- und Schwarmquartieren (Vergitterung, Besucherlenkung, Informationstafeln)
  • Errichtung von Querungshilfen im Rahmen von Verkehrsplanungen
  • Minimierung von Lichtverschmutzung: Abschirmung von Leuchten, bedarfsgerechte Beleuchtung durch Bewegungsmelder, Nutzung von Insekten- und fledermausfreundlicher Leuchtmittel

Sonstige Hinweise

Das Graue Langohr ist eine sehr sesshafte Art, welche nur sehr wenig wandert. Die Bereitstellung von Quartieren in nächster Umgebung bereits bestehender Quartiere scheint daher besonders wichtig.

Die Funde überwinternder Tiere in Gebäuden im Dachgebälk deuten darauf hin, dass sich in derartigen Quartieren vielleicht ein großer Teil der Tiere im Winter aufhält. Das muss in den Hauptverbreitungsgebieten bei Baumaßnahmen an Gebäuden im Winterhalbjahr berücksichtigt werden.

Das Graue Langohr ist in Bayern selten, der kurzfristige Trend (25 Jahre), ermittelt anhand der Anzahl an Tieren in den kontrollierten Winterquartieren, rückläufig. In der Roten Liste Bayern ist sie deshalb als stark gefährdet eingestuft.

Ergänzende Informationen

Meschede, A. & B.-U. Rudolph (Bearb.) (2004): Fledermäuse in Bayern. - Ulmer, Stuttgart.

Meschede, A. & B.-U. Rudolph (2010): 1985 - 2009: 25 Jahre Fledermausmonitoring in Bayern. - Schriftenr. des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. Augsburg.

Graues Langohr, Arten des Anhang IV der FFH-Richtlinie, BfN

Fledermäuse an Gebäuden, LfU

Das Graue Langohr, Landschaftspflegeverband Kitzingen

Rudolph, B.-U. & P. Boye (2017): Rote Liste und kommentierte Gesamtartenliste der Säugetiere (Mammalia) Bayerns.