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Weißrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii)
Rote Liste Bayern: | |
Rote Liste Deutschland: | |
Erhaltungszustand Kontinental: | Günstig |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Dr. Andreas Zahn
Foto: Dr. Simon Ripperger
Verbreitung und Bestandssituation
Die Weißrandfledermaus kommt als wärmeliebende Art von den Kanarischen und Kapverdischen Inseln über die Iberische Halbinsel, Westfankreich und ganz Südeuropa bis in weite Teile Zentral- und Osteuropas vor. Im Bereich der Pannonischen Tiefebene kommt die Art sympatrisch mit der morphologisch ähnlichen, von Osten einwandernden Art P. lepidus (ehemals P. kuhlii lepidus) vor, welche anhand genetischer Merkmale und durch Sozialrufe unterscheidbar ist.
Seit Jahrzehnten breitet sie sich in Europa nach Norden aus. Nordfrankreich, Süddeutschland Tschechien und die Slowakei markieren zurzeit die nördliche Verbreitungsgrenze in West- und Mitteleuropa. Ein 2018 in Dresden gefangenes männliches Tier stellt den aktuell nördlichsten Nachweis dar. In Südeuropa ist sie zum Teil die häufigste Fledermausart.
Die Weißrandfledermaus wurde in Bayern erstmalig 1996 in München nachgewiesen, 2002 erfolgte der erste Wochenstubenfund in Augsburg. Es handelt sich also um eine - vermutlich im Rahmen des Klimawandels - zugewanderte Fledermausart. Inzwischen tritt sie im Raum München-Dachau sowie in Augsburg häufig auf. Fortpflanzung wurde in den letzten Jahren auch an der Donau (Neu-Ulm, Ingolstadt) und in Südostbayern (Rosenheim) nachgewiesen.
Lebensraum und Lebensweise
Als synanthrope Art kommt die Weißrandfledermaus vor allem in Städten und anderen Siedlungsräumen vor.
Die Wochenstuben beherbergen meist 20-100 weibliche Tiere, während die Männchen allein oder in kleinen Gruppen leben. Als Unterschlupf dienen in beiden Fällen Gebäudequartiere wie Spalten und kleine Hohlräume, Rollladenkästen, Fensterläden oder Räume hinter Dach- und Wandverschalungen. Die größte Kolonie in Bayern umfasste 2010 250 Weibchen und besiedelte Spalten hinter einer Holzfassade. Wochenstubenquartiere in Bayern befinden sich ansonsten hinter Blechverkleidungen, in Mauerspalten und im Dachbereich unter Dachrinnen. Häufige Quartierwechsel sind belegt, so dass gelegentlich ein Quartierverbund besteht.
Lebensraum und Lebensweise ähneln der Zwergfledermaus, mit welcher außerhalb Bayerns auch schon gemischte Kolonien gefunden wurden.
Winterquartiere sind bisher nur wenige bekannt geworden. Sie liegen demnach ebenfalls an Gebäuden in Fassadenhohlräumen, Mauerspalten etc., teilweise sind sie mit den Wochenstubenquartieren identisch.
Die Jagdgebiete der Weißrandfledermaus decken das gesamte Spektrum an städtischen Lebensräumen ab, von Parkanlagen über Hinterhöfe, Gärten bis hin zu Gewässern und Straßenlaternen. Gewässer mit ihren Gehölzsäumen spielen dabei eine besonders große Rolle.
Da es sich um eine sehr sesshafte und standortstreue Art handelt, sind keine Fälle von saisonaler Migration bekannt.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Beeinträchtigungen/Zerstörung der Wochenstubenquartiere an Gebäuden durch Vertreibung, unsachgemäße Renovierungsmaßnahmen oder Gebäudemodernisierungen (Wärmedämmung, Holzschutz)
- Zerstörung der Winterquartiere durch Gebäuderenovierungen oder Sanierungsmaßnahmen (v. a. Altbausanierung, Verschluss von Mauerfugen etc.)
- Gifte im Jagdgebiet (Insektizide, Herbizide) und in den Quartieren (Holzschutzmittel)
- Unfälle im Straßenverkehr; Katzenopfer
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Öffnung / Erhaltung alternativer Wochenstubenquartiere zur Sicherstellung eines Quartierverbundes.
- Sicherung und Bereitstellung von Winterquartieren in (historischen) Gebäuden, d. h. Erhaltung / Ermöglichung der Zugänglichkeit von Mauerspalten und -hohlräumen
Sonstige Hinweise
Die Weißrandfledermaus ähnelt in Verhalten und Habitatwahl der Zwergfledermaus, in Bezug auf innerstädtische Jagdhabitate auch der Rauhautfledermaus; alle drei Arten treten im Siedlungsraum häufig gleichzeitig in den Jagdgebieten auf.
Rauhaut- und Weißrandfledermaus sind anhand ihrer Ortungsrufe im Feld nicht sicher zu unterscheiden. Das bedeutet, dass Detektor- oder Batcordernachweise von Rauhautfledermäusen kritisch hinterfragt werden müssen! Bei Lautaufnahmen ist besonders auf die Sozialrufe zu achten, die arttypisch sind.
Die Weißrandfledermaus ist in Bayern nicht gefährdet.
Ergänzende Informationen
Meschede, A. & B.-U. Rudolph (Bearb.) (2004): Fledermäuse in Bayern. - Ulmer, Stuttgart.
Rudolph, B.-U., Lichti, H., Liegl, C. & S. Pichl (2010): Verbreitung, Status und erste Erkenntnisse zum Verhalten und zur Ökologie der Weißrandfledermaus, Pipistrellus kuhlii (Kuhl, 1817), in Bayern. - Nyctalus (N. F.) 15, 191-212.
Weißrandfledermaus, Arten des Anhang IV der FFH-Richtlinie, BfN