Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Weißrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii)

Rote Liste Bayern:
Rote Liste Deutschland:
Erhaltungszustand Kontinental: Günstig
Erhaltungszustand Alpin:
2526713
Foto: Dr. Simon Ripperger

Verbreitung und Bestandssituation

Die Weißrandfledermaus kommt als wärmeliebende Art von den Kanarischen und Kapverdischen Inseln über die Iberische Halbinsel, Westfankreich und ganz Südeuropa bis in weite Teile Zentral- und Osteuropas vor. Im Bereich der Pannonischen Tiefebene kommt die Art sympatrisch mit der morphologisch ähnlichen, von Osten einwandernden Art P. lepidus (ehemals P. kuhlii lepidus) vor, welche anhand genetischer Merkmale und durch Sozialrufe unterscheidbar ist.

Seit Jahrzehnten breitet sie sich in Europa nach Norden aus. Nordfrankreich, Süddeutschland Tschechien und die Slowakei markieren zurzeit die nördliche Verbreitungsgrenze in West- und Mitteleuropa. Ein 2018 in Dresden gefangenes männliches Tier stellt den aktuell nördlichsten Nachweis dar. In Südeuropa ist sie zum Teil die häufigste Fledermausart.

Die Weißrandfledermaus wurde in Bayern erstmalig 1996 in München nachgewiesen, 2002 erfolgte der erste Wochenstubenfund in Augsburg. Es handelt sich also um eine - vermutlich im Rahmen des Klimawandels - zugewanderte Fledermausart. Inzwischen tritt sie im Raum München-Dachau sowie in Augsburg häufig auf. Fortpflanzung wurde in den letzten Jahren auch an der Donau (Neu-Ulm, Ingolstadt) und in Südostbayern (Rosenheim) nachgewiesen.

Fundortkarte

Weißrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

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Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
6020 Aschaffenburg
6235 Pegnitz
6938 Regensburg
6939 Donaustauf
7034 Kipfenberg
7134 Gaimersheim
7136 Neustadt a.d.Donau
7143 Deggendorf
7230 Donauwörth
7234 Ingolstadt
7430 Wertingen
7527 Günzburg
7531 Gersthofen
7534 Petershausen
7625 Ulm-Südwest
7626 Ulm-Südost (Neu-Ulm)
7630 Westheim b.Augsburg
7631 Augsburg
7632 Dasing
7633 Altomünster
7634 Markt Indersdorf
7635 Haimhausen
7636 Freising Süd
7637 Erding
7730 Großaitingen
7731 Mering
7734 Dachau
7735 Oberschleißheim
7736 Ismaning
7737 Altenerding
7834 München-Pasing
7835 München
7836 München-Trudering
7934 Starnberg Nord
7935 München-Solln
7936 Zorneding
7940 Obing
8034 Starnberg Süd
8035 Sauerlach
8039 Bad Endorf
8040 Eggstätt
8041 Traunreut
8042 Waging a.See
8138 Rosenheim
8330 Roßhaupten
8335 Lenggries
8424 Lindau (Bodensee)
8427 Immenstadt i.Allgäu
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Als synanthrope Art kommt die Weißrandfledermaus vor allem in Städten und anderen Siedlungsräumen vor.

Die Wochenstuben beherbergen meist 20-100 weibliche Tiere, während die Männchen allein oder in kleinen Gruppen leben. Als Unterschlupf dienen in beiden Fällen Gebäudequartiere wie Spalten und kleine Hohlräume, Rollladenkästen, Fensterläden oder Räume hinter Dach- und Wandverschalungen. Die größte Kolonie in Bayern umfasste 2010 250 Weibchen und besiedelte Spalten hinter einer Holzfassade. Wochenstubenquartiere in Bayern befinden sich ansonsten hinter Blechverkleidungen, in Mauerspalten und im Dachbereich unter Dachrinnen. Häufige Quartierwechsel sind belegt, so dass gelegentlich ein Quartierverbund besteht.

Lebensraum und Lebensweise ähneln der Zwergfledermaus, mit welcher außerhalb Bayerns auch schon gemischte Kolonien gefunden wurden.

Winterquartiere sind bisher nur wenige bekannt geworden. Sie liegen demnach ebenfalls an Gebäuden in Fassadenhohlräumen, Mauerspalten etc., teilweise sind sie mit den Wochenstubenquartieren identisch.

Die Jagdgebiete der Weißrandfledermaus decken das gesamte Spektrum an städtischen Lebensräumen ab, von Parkanlagen über Hinterhöfe, Gärten bis hin zu Gewässern und Straßenlaternen. Gewässer mit ihren Gehölzsäumen spielen dabei eine besonders große Rolle.

Da es sich um eine sehr sesshafte und standortstreue Art handelt, sind keine Fälle von saisonaler Migration bekannt.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Beeinträchtigungen/Zerstörung der Wochenstubenquartiere an Gebäuden durch Vertreibung, unsachgemäße Renovierungsmaßnahmen oder Gebäudemodernisierungen (Wärmedämmung, Holzschutz)
  • Zerstörung der Winterquartiere durch Gebäuderenovierungen oder Sanierungsmaßnahmen (v. a. Altbausanierung, Verschluss von Mauerfugen etc.)
  • Gifte im Jagdgebiet (Insektizide, Herbizide) und in den Quartieren (Holzschutzmittel)
  • Unfälle im Straßenverkehr; Katzenopfer

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Öffnung / Erhaltung alternativer Wochenstubenquartiere zur Sicherstellung eines Quartierverbundes.
  • Sicherung und Bereitstellung von Winterquartieren in (historischen) Gebäuden, d. h. Erhaltung / Ermöglichung der Zugänglichkeit von Mauerspalten und -hohlräumen

Sonstige Hinweise

Die Weißrandfledermaus ähnelt in Verhalten und Habitatwahl der Zwergfledermaus, in Bezug auf innerstädtische Jagdhabitate auch der Rauhautfledermaus; alle drei Arten treten im Siedlungsraum häufig gleichzeitig in den Jagdgebieten auf.

Rauhaut- und Weißrandfledermaus sind anhand ihrer Ortungsrufe im Feld nicht sicher zu unterscheiden. Das bedeutet, dass Detektor- oder Batcordernachweise von Rauhautfledermäusen kritisch hinterfragt werden müssen! Bei Lautaufnahmen ist besonders auf die Sozialrufe zu achten, die arttypisch sind.

Die Weißrandfledermaus ist in Bayern nicht gefährdet.

Ergänzende Informationen

Meschede, A. & B.-U. Rudolph (Bearb.) (2004): Fledermäuse in Bayern. - Ulmer, Stuttgart.

Rudolph, B.-U., Lichti, H., Liegl, C. & S. Pichl (2010): Verbreitung, Status und erste Erkenntnisse zum Verhalten und zur Ökologie der Weißrandfledermaus, Pipistrellus kuhlii (Kuhl, 1817), in Bayern. - Nyctalus (N. F.) 15, 191-212.

Weißrandfledermaus, Arten des Anhang IV der FFH-Richtlinie, BfN

Fledermäuse an Gebäuden, LfU