Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Knoblauchkröte (Pelobates fuscus)

Rote Liste Bayern: Stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: Gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/schlecht
Erhaltungszustand Alpin:

Verbreitung und Bestandssituation

Die Knoblauchkröte ist eurosibirisch verbreitet. Sie weist ein geschlossenes Verbreitungsgebiet im mittel- und osteuropäischen Tiefland auf, das von Westfrankreich bis nach Westsibirien reicht und von Nord-Dänemark südlich bis zur Donau, der nördlichen Schwarzmeerküste und dem Kaukasus. Einige Vorkommen in Zentralfrankreich und in der Po-Ebene sind völlig isoliert.

In Deutschland erreicht die Art ihre westliche Verbreitungsgrenze. Sie kommt hauptsächlich in der Norddeutschen Tiefebene vor, mit Brandenburg als Verbreitungsschwerpunkt. Das Areal reicht im Süden bis zum Nordrand der Mittelgebirge und im Osten über Südthüringen und Nordbayern bis zur Donau. Ein größeres, isoliertes Vorkommen existiert am Oberrhein, daneben gibt es noch weitere, verstreut liegende Fundorte.

In Bayern konnte man früher Knoblauchkröten vom Donautal aus nach Norden - östlich bis auf Höhe Würzburg - fast flächendeckend in geeigneten Tieflagen finden. Allerdings scheint in den letzten 20 Jahren in vielen der Fundorte erloschen zu sein.

Fundortkarte

Knoblauchkröte (Pelobates fuscus)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Fundorte als Tabelle anzeigen

Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5732 Sonnefeld
5733 Kronach
5736 Helmbrechts
5737 Schwarzenbach a.d.Saale
5838 Selb
5839 Schönberg
5920 Alzenau i.UFr.
5931 Ebensfeld
5937 Fichtelberg
5938 Marktredwitz
5939 Waldsassen
6027 Grettstadt
6028 Gerolzhofen
6029 Knetzgau
6030 Eltmann
6031 Bamberg Nord
6035 Bayreuth
6037 Ebnath
6039 Mitterteich
6041 Mähring
6120 Obernburg a.Main
6127 Volkach
6128 Ebrach
6129 Burgwindheim
6130 Burgebrach
6132 Buttenheim
6137 Kemnath
6138 Erbendorf
6139 Falkenberg
6140 Tirschenreuth
6141 Treppenstein
6227 Iphofen
6230 Höchstadt a.d.Aisch
6231 Adelsdorf
6232 Forchheim
6235 Pegnitz
6236 Eschenbach i.d.OPf.
6237 Grafenwöhr
6238 Parkstein
6239 Neustadt a.d.Waldnaab
6326 Ochsenfurt
6327 Markt Einersheim
6330 Uehlfeld
6331 Röttenbach
6332 Erlangen Nord
6335 Auerbach i.d.OPf.
6337 Kaltenbrunn
6338 Weiden i.d.OPf.
6339 Waldthurn
6429 Neustadt a.d.Aisch
6431 Herzogenaurach
6433 Lauf a.d.Pegnitz
6436 Sulzbach-Rosenberg Nord
6437 Hirschau
6438 Schnaittenbach
6440 Moosbach
6528 Marktbergel
6530 Langenzenn
6532 Nürnberg
6536 Sulzbach-Rosenberg Süd
6537 Amberg
6538 Schmidgaden
6539 Nabburg
6540 Oberviechtach
6541 Tiefenbach
6628 Leutershausen
6629 Ansbach Nord
6630 Heilsbronn
6631 Roßtal
6632 Schwabach
6633 Feucht
6638 Schwandorf
6639 Wackersdorf
6640 Neunburg vorm Wald
6728 Herrieden
6729 Ansbach Süd
6730 Windsbach
6731 Abenberg
6733 Allersberg
6734 Neumarkt i.d.OPf.
6738 Burglengenfeld
6739 Bruck i.d.OPf.
6740 Neukirchen-Balbini
6827 Feuchtwangen West
6828 Feuchtwangen Ost
6829 Ornbau
6830 Gunzenhausen
6833 Hilpoltstein
6834 Berching
6835 Wissing
6838 Regenstauf
6840 Reichenbach
6841 Roding
6842 Miltach
6844 Lam
6927 Dinkelsbühl
6928 Weiltingen
7040 Pfatter
7041 Münster
7133 Eichstätt
7136 Neustadt a.d.Donau
7141 Straubing
7142 Straßkirchen
7143 Deggendorf
7232 Burgheim Nord
7233 Neuburg a.d.Donau
7234 Ingolstadt
7235 Vohburg a.d.Donau
7236 Münchsmünster
7237 Siegenburg
7241 Pilsting
7243 Plattling
7332 Burgheim Süd
7333 Karlshuld
7334 Reichertshofen
7335 Geisenfeld
7341 Dingolfing Ost
7433 Schrobenhausen
7434 Hohenwart
7736 Ismaning
7836 München-Trudering
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Knoblauchkröten sind ursprüngliche Steppentiere, die in offenen bis mäßig beschatteten Habitaten mit vorzugsweise lockerer Krautschicht vorkommen. Primärlebensräume sind (bzw. waren) Küsten- oder Binnendünen und Schwemmsandflächen, aus denen in unserer Kulturlandschaft anthropogene Gebiete wie Heiden, Ruderalflächen, Magerwiesen, Abbaustellen oder Äcker (v. a. Spargel, Kartoffel) geworden sind.

Knoblauchkröten benötigen leicht grabbare, lockere, offene oder wenig beschattete Böden, in die sie sich tagsüber bis gut einen halben Meter, während der Laichzeit aber auch nur wenige Zentimeter tief eingraben können. Die Erdhöhlen werden regelmäßig genutzt und immer wieder ausgebaut. Sandboden wird bevorzugt, aber auch schwerere (Löss- / Lehm-) Böden werden besiedelt.

Da der Aktionsradius der Tiere nur 200-400 m rund um das Laichgewässer beträgt, darf dieses nicht weit entfernt sein. Geeignet sind meist größere, v. a. am Ufer vegetationsreiche Stillgewässer, aber auch wassergefüllte Gräben, Tümpel und überschwemmte Wiesen ab ca. 30 cm Tiefe. Die Tiere besitzen keine feste Laichplatzbindung.

Knoblauchkröten verlassen im zeitigen Frühjahr bei regnerischen Nächten mit Lufttemperaturen über 7°C und Bodentemperaturen über 4°C das Winterquartier und wandern zum Laichgewässer, wo sie oft nur wenige Tage später als die Erdkröte eintreffen, die Männchen etwas früher als die Weibchen. Das Geschlechterverhältnis am Laichplatz beträgt ca. 4:1 zugunsten der Männchen.

Die Laichzeit, in der die Tiere am und im Gewässer auch tagsüber zu beobachten sind, erstreckt sich bis Ende Mai. Bei viel Regen im Hochsommer ist eine zweite Laichperiode möglich. Die Laichablage findet meist bei Wassertemperaturen ab etwa 12°C statt. Charakteristisch für die Art sind die kurzen und dicken - "wurstförmigen" - Laichschnüre, die nichtsdestotrotz ca. 1.000-3.000 Eier enthalten und spiralig um Wasserpflanzen oder ähnliche Strukturen gewickelt werden. Danach verlassen die Weibchen das Wasser, während die Männchen noch ein paar Wochen am Wasser verbleiben.

Nach ca. einer Woche schlüpfen die schon von Anfang an relativ großen Kaulquappen, die sowohl lebendes als auch totes pflanzliches und tierisches Material fressen und sich innerhalb von 2,5 bis 5 Monaten entwickeln. Kurz vor der Metamorphose, meist im Juli, sind sie ca. 10 cm lang . Sie können aber auch bis zu 20 cm erreichen; dann handelt es entweder um überwinternde Larven, was vor allem in kälteren Regionen des Verbreitungsgebiets passieren kann, oder um Hormonstörungen. Die frisch metamorphisierten Jungkrötchen sind dann wieder ganz normal etwa 2-3 cm groß. Nach der zweiten Überwinterung sind Knoblauchkröten geschlechtsreif und können bis zu 10 Jahre alt werden.

Wenn die Bodentemperaturen im Spätherbst unter 3-4°C sinken, verschwinden die Tiere in selbst gegrabenen oder vorhandenen, bis über 1 m tiefen Höhlen und Erdgängen, wo sie überwintern. Überschwemmungsbereiche wie Auen oder Niedermoore werden gemieden.

Knoblauchkröten ernähren sich von diversen Wirbellosen, hauptsächlich Insekten, aber auch Regenwürmer und kleine Nacktschnecken, die sie nach Einbruch der Dämmerung in der Umgebung ihrer Höhle suchen. In besonders trockenen Jahren können die Tiere eine Sommerruhe einlegen.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Verlust von Laichgewässern durch Verfüllen, Flurbereinigungen, wasserbauliche Maßnahmen usw.
  • Intensivierung der Landbewirtschaftung im direkten Umfeld (Einzugsgebiet) der Laichgewässer, insbesondere Umwandlung von Grünland in Ackerflächen
  • Haufige Bodenbearbeitung und tiefes Pflügen rund um Knoblauchkröten-Laichgewässer
  • Gewässerbelastung durch Schadstoffe, insbesondere durch Biozide aus angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Intensivflächen (gegen Dünger-Eintrag ist die Art im Gewässer weniger empfindlich, kann jedoch an Land Hautverätzungen davontragen).
  • Rekultivierung von Abbaustellen mit Beseitigung von Kleinstrukturen und Folgenutzung Wald (Aufforstung) oder Landwirtschaft
  • Zerschneidung von Lebensräumen, insbesondere Trennung von Laichgewässern und Landlebensräumen / Winterquartieren und unmittelbares Überfahren von Tieren
  • Intensivierung der Teichnutzung, insbesondere mit Zerstörung der Verlandungsvegetation und Veränderung der Uferstruktur
  • Einsetzen von Fischen in Laichgewässer
  • Zunehmende Isolierung von (Rest-) Populationen

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Erhaltung bzw. Förderung von Verlandungsvegetation
  • Anlage geeigneter Laichgewässer zur Wiederherstellung von Laichplatzverbünden (z. B. durch Entlandung und Freistellung von Verbuschung)
  • Anlage von Pufferstreifen um nachgewiesene Laichgewässer (-komplexe), die Nähr- und Schadstoffeinträge aus angrenzenden Intensivnutzungen verhindern, Extensivierung von Ackerflächen sowie Umwandlung in extensiv genutzte Gründlandflächen im Umfeld
  • Entwicklung eines Systems aus extensiv genutzten Acker- und Brachflächen im Umfeld der Laichgewässer
  • Abfischen von Gewässern (insbesondere bei gebietsfremden Arten wie Goldfischen)
  • Umsetzung geeigneter Amphibienschutzmaßnahmen an Straßen im Bereich der Wanderkorridore

Allgemein gilt: Neben der Anlage der Laichgewässer muss eine dauerhafte Pflege der Strukturen gewährleistet sein.

Sonstige Hinweise

Da die Männchen keine Schallblasen besitzen, sind die unter Wasser ausgestoßenen Paarungsrufe für das menschliche Ohr nur bei genauem Hinhören zu vernehmen. Entsprechend schwierig bzw. aufwändig ist die Art nachzuweisen. Wird bei Erfassungen im Rahmen von Eingriffen nicht ausreichend Zeit für eine sichere Nachweismöglichkeit aufgewendet, ist bei geeigneten Gewässern im Verbreitungsgebiet der "worst case" anzunehmen.

Ergänzende Informationen

DGHT (2007): Die Knoblauchkröte - Amphib des Jahres 2007, Aktionsbroschüre 24 S.

DISTLER, C. & DISTLER, H. (2019): Knoblauchkröte Pelobates fuscus (Laurenti, 1768), S. 203-212. - In: Andrä. E., Aßmann, O., Dürst, T., Hansbauer, G. & Zahn, A. (2019): Amphibien und Reptilien in Bayern. - Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer. 783 S.

Krone A. (Hrsg.) (2008): Die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) Verbreitung, Biologie, Ökologie und Schutz. Rana Sonderheft 5, 181-192.

Nöllert, A. (1990): Die Knoblauchkröte. - Die Neue Brehm- Bücherei, Wittenberg Lutherstadt (A. Ziemsen-Verlag), 144 S.