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Knoblauchkröte (Pelobates fuscus)
Rote Liste Bayern: | Stark gefährdet |
Rote Liste Deutschland: | Gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/schlecht |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Klaus Jäkel
Verbreitung und Bestandssituation
Die Knoblauchkröte ist eurosibirisch verbreitet. Sie weist ein geschlossenes Verbreitungsgebiet im mittel- und osteuropäischen Tiefland auf, das von Westfrankreich bis nach Westsibirien reicht und von Nord-Dänemark südlich bis zur Donau, der nördlichen Schwarzmeerküste und dem Kaukasus. Einige Vorkommen in Zentralfrankreich und in der Po-Ebene sind völlig isoliert.
In Deutschland erreicht die Art ihre westliche Verbreitungsgrenze. Sie kommt hauptsächlich in der Norddeutschen Tiefebene vor, mit Brandenburg als Verbreitungsschwerpunkt. Das Areal reicht im Süden bis zum Nordrand der Mittelgebirge und im Osten über Südthüringen und Nordbayern bis zur Donau. Ein größeres, isoliertes Vorkommen existiert am Oberrhein, daneben gibt es noch weitere, verstreut liegende Fundorte.
In Bayern konnte man früher Knoblauchkröten vom Donautal aus nach Norden - östlich bis auf Höhe Würzburg - fast flächendeckend in geeigneten Tieflagen finden. Allerdings scheint in den letzten 20 Jahren in vielen der Fundorte erloschen zu sein.
Lebensraum und Lebensweise
Knoblauchkröten sind ursprüngliche Steppentiere, die in offenen bis mäßig beschatteten Habitaten mit vorzugsweise lockerer Krautschicht vorkommen. Primärlebensräume sind (bzw. waren) Küsten- oder Binnendünen und Schwemmsandflächen, aus denen in unserer Kulturlandschaft anthropogene Gebiete wie Heiden, Ruderalflächen, Magerwiesen, Abbaustellen oder Äcker (v. a. Spargel, Kartoffel) geworden sind.
Knoblauchkröten benötigen leicht grabbare, lockere, offene oder wenig beschattete Böden, in die sie sich tagsüber bis gut einen halben Meter, während der Laichzeit aber auch nur wenige Zentimeter tief eingraben können. Die Erdhöhlen werden regelmäßig genutzt und immer wieder ausgebaut. Sandboden wird bevorzugt, aber auch schwerere (Löss- / Lehm-) Böden werden besiedelt.
Da der Aktionsradius der Tiere nur 200-400 m rund um das Laichgewässer beträgt, darf dieses nicht weit entfernt sein. Geeignet sind meist größere, v. a. am Ufer vegetationsreiche Stillgewässer, aber auch wassergefüllte Gräben, Tümpel und überschwemmte Wiesen ab ca. 30 cm Tiefe. Die Tiere besitzen keine feste Laichplatzbindung.
Knoblauchkröten verlassen im zeitigen Frühjahr bei regnerischen Nächten mit Lufttemperaturen über 7°C und Bodentemperaturen über 4°C das Winterquartier und wandern zum Laichgewässer, wo sie oft nur wenige Tage später als die Erdkröte eintreffen, die Männchen etwas früher als die Weibchen. Das Geschlechterverhältnis am Laichplatz beträgt ca. 4:1 zugunsten der Männchen.
Die Laichzeit, in der die Tiere am und im Gewässer auch tagsüber zu beobachten sind, erstreckt sich bis Ende Mai. Bei viel Regen im Hochsommer ist eine zweite Laichperiode möglich. Die Laichablage findet meist bei Wassertemperaturen ab etwa 12°C statt. Charakteristisch für die Art sind die kurzen und dicken - "wurstförmigen" - Laichschnüre, die nichtsdestotrotz ca. 1.000-3.000 Eier enthalten und spiralig um Wasserpflanzen oder ähnliche Strukturen gewickelt werden. Danach verlassen die Weibchen das Wasser, während die Männchen noch ein paar Wochen am Wasser verbleiben.
Nach ca. einer Woche schlüpfen die schon von Anfang an relativ großen Kaulquappen, die sowohl lebendes als auch totes pflanzliches und tierisches Material fressen und sich innerhalb von 2,5 bis 5 Monaten entwickeln. Kurz vor der Metamorphose, meist im Juli, sind sie ca. 10 cm lang . Sie können aber auch bis zu 20 cm erreichen; dann handelt es entweder um überwinternde Larven, was vor allem in kälteren Regionen des Verbreitungsgebiets passieren kann, oder um Hormonstörungen. Die frisch metamorphisierten Jungkrötchen sind dann wieder ganz normal etwa 2-3 cm groß. Nach der zweiten Überwinterung sind Knoblauchkröten geschlechtsreif und können bis zu 10 Jahre alt werden.
Wenn die Bodentemperaturen im Spätherbst unter 3-4°C sinken, verschwinden die Tiere in selbst gegrabenen oder vorhandenen, bis über 1 m tiefen Höhlen und Erdgängen, wo sie überwintern. Überschwemmungsbereiche wie Auen oder Niedermoore werden gemieden.
Knoblauchkröten ernähren sich von diversen Wirbellosen, hauptsächlich Insekten, aber auch Regenwürmer und kleine Nacktschnecken, die sie nach Einbruch der Dämmerung in der Umgebung ihrer Höhle suchen. In besonders trockenen Jahren können die Tiere eine Sommerruhe einlegen.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Verlust von Laichgewässern durch Verfüllen, Flurbereinigungen, wasserbauliche Maßnahmen usw.
- Intensivierung der Landbewirtschaftung im direkten Umfeld (Einzugsgebiet) der Laichgewässer, insbesondere Umwandlung von Grünland in Ackerflächen
- Haufige Bodenbearbeitung und tiefes Pflügen rund um Knoblauchkröten-Laichgewässer
- Gewässerbelastung durch Schadstoffe, insbesondere durch Biozide aus angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Intensivflächen (gegen Dünger-Eintrag ist die Art im Gewässer weniger empfindlich, kann jedoch an Land Hautverätzungen davontragen).
- Rekultivierung von Abbaustellen mit Beseitigung von Kleinstrukturen und Folgenutzung Wald (Aufforstung) oder Landwirtschaft
- Zerschneidung von Lebensräumen, insbesondere Trennung von Laichgewässern und Landlebensräumen / Winterquartieren und unmittelbares Überfahren von Tieren
- Intensivierung der Teichnutzung, insbesondere mit Zerstörung der Verlandungsvegetation und Veränderung der Uferstruktur
- Einsetzen von Fischen in Laichgewässer
- Zunehmende Isolierung von (Rest-) Populationen
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Erhaltung bzw. Förderung von Verlandungsvegetation
- Anlage geeigneter Laichgewässer zur Wiederherstellung von Laichplatzverbünden (z. B. durch Entlandung und Freistellung von Verbuschung)
- Anlage von Pufferstreifen um nachgewiesene Laichgewässer (-komplexe), die Nähr- und Schadstoffeinträge aus angrenzenden Intensivnutzungen verhindern, Extensivierung von Ackerflächen sowie Umwandlung in extensiv genutzte Gründlandflächen im Umfeld
- Entwicklung eines Systems aus extensiv genutzten Acker- und Brachflächen im Umfeld der Laichgewässer
- Abfischen von Gewässern (insbesondere bei gebietsfremden Arten wie Goldfischen)
- Umsetzung geeigneter Amphibienschutzmaßnahmen an Straßen im Bereich der Wanderkorridore
Allgemein gilt: Neben der Anlage der Laichgewässer muss eine dauerhafte Pflege der Strukturen gewährleistet sein.
Sonstige Hinweise
Da die Männchen keine Schallblasen besitzen, sind die unter Wasser ausgestoßenen Paarungsrufe für das menschliche Ohr nur bei genauem Hinhören zu vernehmen. Entsprechend schwierig bzw. aufwändig ist die Art nachzuweisen. Wird bei Erfassungen im Rahmen von Eingriffen nicht ausreichend Zeit für eine sichere Nachweismöglichkeit aufgewendet, ist bei geeigneten Gewässern im Verbreitungsgebiet der "worst case" anzunehmen.
Ergänzende Informationen
DGHT (2007): Die Knoblauchkröte - Amphib des Jahres 2007, Aktionsbroschüre 24 S.
DISTLER, C. & DISTLER, H. (2019): Knoblauchkröte Pelobates fuscus (Laurenti, 1768), S. 203-212. - In: Andrä. E., Aßmann, O., Dürst, T., Hansbauer, G. & Zahn, A. (2019): Amphibien und Reptilien in Bayern. - Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer. 783 S.
Krone A. (Hrsg.) (2008): Die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) Verbreitung, Biologie, Ökologie und Schutz. Rana Sonderheft 5, 181-192.
Nöllert, A. (1990): Die Knoblauchkröte. - Die Neue Brehm- Bücherei, Wittenberg Lutherstadt (A. Ziemsen-Verlag), 144 S.