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Eremit (Osmoderma eremita)
Rote Liste Bayern: | Stark gefährdet |
Rote Liste Deutschland: | Stark gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/unzureichend |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Ekkehard Wachmann
Verbreitung und Bestandssituation
Mit einer rein europäischen Verbreitung und gleichzeitig überall schwindenden Lebensräumen ist der Eremit eine typische NATURA 2000-Art.
Das Areal "des Eremiten" reicht von Nordspanien ostwärts bis in die Umgebung von Moskau; im Norden erreicht es Mittel-Schweden und den äußersten Süden Finnlands, im Süden Italien und Griechenland.
Deutschland befindet sich im Zentrum der Verbreitung. Hier wiederum liegt der Schwerpunkt in Ostdeutschland, und zwar in Mecklenburg und von Sachsen über das Altenburger Land in Thüringen bis Sachsen-Anhalt. Kleine Arealinseln sind über fast alle Bundesländer verteilt.
In Bayern ist die Art grundsätzlich im gesamten Laubwaldgebiet unterhalb von 550-500m zu erwarten. Seit 1996 gibt es in der ASK ca. 160 Nachweise.
Lebensraum und Lebensweise
Die Käfer bewohnen Laubwälder, Alleen und Parks mit alten, anbrüchigen, meist einzeln stehenden Bäumen. Ihre Larven leben in mit Mulm gefüllten Höhlen alter, aufrecht stehender Bäume. Entscheidend für eine erfolgreiche Entwicklung ist eine ausreichend große und feuchte Baumhöhle mit mehreren Litern Mulm, die nur in entsprechend alten und mächtigen Bäumen bzw. sehr starken Ästen Platz findet (Brusthöhendurchmesser meist > 1 m, z. T. aber schon ca. 20-25 cm!) Besiedelt werden insbesondere Eiche, Linde, Buche, alte Kopfweiden und Obstbäume (s.o.), aber auch Esche, Kastanie, Walnuss und exotische Baumarten in Parks. Allgemein gilt: Der Eremit ist an Strukturen gebunden, nicht an Baumarten. Entscheidend ist das Bestands- bzw. Einzelbaumalter und damit die Habitattradition.
Für die Larvalentwicklung sind nicht alle Baumhöhlen geeignet: einerseits müssen sie eine gewisse Wärme durch ausreichende Besonnung der Stämme aufweisen, andererseits müssen sie feucht aber nicht zu nass sein. Oben offene Höhlen sind i.d.R. ungeeignet. Die wichtigsten Faktoren sind ein bestimmter Zersetzungsgrad des Holzmulms (Mulm ist das Abfallprodukt von Pilzzersetzung und Larvenkot) und eine sich darauf entwickelnde besondere Pilzflora (sog. "schwarzer Mulm").
Die Hauptaktivitätsphase der Imagines ist im Hochsommer von Juli bis August. Dann findet auch die Paarung statt. Ein Eremiten-Weibchen produziert nur etwa 20 bis 80 Eier, die in die tieferen Bereiche einer Mulmhöhle abgelegt werden. Die Larven fressen das Substrat an der Grenzschicht zwischen pilzinfiziertem und "gesundem" Holz, aber auch morsche, verpilzte Holzpartien sowie organische Reste werden als Nahrung genutzt, Die Entwicklung zum Käfer dauert drei bis vier Jahre. Reife Larven bauen sich bereits im September/Oktober eine Puppenwiege, in der sie als Vorpuppen überwintern, verpuppen sich dann aber erst im darauf folgenden Frühjahr zwischen April und Juni.
Die Imagines erscheinen dann meist im Juli an der Oberfläche des Mulmkörpers. Fliegende Tiere sind nur an heißen Tagen ab der (Abend-) Dämmerung zu beobachten, insbesondere dann, wenn das Brutsubstrat aufgebraucht ist oder die notwendigen Entwicklungsbedingungen nicht mehr gegeben sind. Ansonsten sitzen die Käfer am Höhleneingang der Brutbäume ("Posing"). Einzelne Weibchen fliegen ab um Satellitenpopulationen zu begründen. Als Imagines fressen Eremiten kaum mehr, können aber in seltenen Fällen Baumsäfte oder Säfte reifer Früchte aufnehmen. Männliche Käfer werden nur wenige Wochen alt, Weibchen bis zu drei Monaten; beide sterben kurz nach der Paarung bzw. der Eiablage.
Eremiten gelten als sehr standorttreu und wenig ausbreitungsfreudig; der Aktionsradius der Imagines beträgt in der Regel weniger als 200 m. Wobei die Tiere keineswegs "Einsiedler" sind: eine einzige Höhle kann durchaus sowohl mehrere Adulte als auch viele Larven beherbergen.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Verluste von Uralt- und Biotopbäumen mit Mulmhöhlen im räumlichem Verbund;
- Verluste von Brutbäumen (z.B. Neu- und Ausbauten von Verkehrswegen);
- Verluste / Durchwachsen von Kopfweiden (wg. Aufgabe der Korbflechterei); ohne regelmäßigen Schnitt brechen Kopfbäume mittelfristig auseinander, sodass auch Höhlen aufbrechen);
- Weitere Isolierung von Teilpopulationen (das Areal ist bereits stark aufgesplittet, s. o.).
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
Belassen und Fördern von Laubbäumen mit Initial- und Mulmhöhlen.
Sonstige Hinweise
In bayerischen Laubwaldgebieten befanden sich Mulmhöhlen mit bedeutenden Eremiten-Vorkommen überwiegend 10-25 m hoch. Die LWF hat hier erfolgreich den Einsatz eines batteriebetriebenen Rückenstaubsaugers erprobt, mit dem der Mulm aus diesen Höhlen gezogen, untersucht und anschließend wieder eingefüllt wird
Ergänzende Informationen
Literatur
Bußler, H. & J, Müller (2008): Vacuum cleaning for conservationists: a new method for inventory of Osmoderma eremita (Scop.,1763) (Coleoptera: Scarabaeidae) and other inhabitants of hollow trees in Natura 2000 areas.-Journal of Insect Conservation, doi 10.1007/s10841-008-9171-4.
Petersen, B., Ellwanger, G., Biewald, G., Hauke, U., Ludwig, G., Pretscher, P., Schröder, E. & A. Ssymank (2003): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 - Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 1: Pflanzen und Wirbellose. Schr. reihe f. Landschaftspflege u. Naturschutz Heft 69/Band 1. Bundesamt für Naturschutz, Bonn - Bad Godesberg.
Schaffrath, U. (2003): Zu Lebensweise, Verbreitung und Gefährdung von Osmoderma eremita (SCOPOLI, 1763) Coleoptera, Scarabaeoidea, Cetoniidae, Trichiinae). - Kassel, Philippia 10 (3/4): 157-336.