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Nachtreiher (Nycticorax nycticorax)
Rote Liste Bayern: | Extrem seltene Arten und Arten mit geografischer Restriktion |
Rote Liste Deutschland: | Stark gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | In Bezug auf Status Brutvorkommen: günstig, in Bezug auf Status Rastvorkommen: günstig |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Thomas Langenberg
Verbreitung und Bestandssituation
Der Nachtreiher ist fast kosmopolitisch verbreitet. Das Areal erstreckt sich von Südeuropa und Nordafrika bis Japan. Einzelne Gebiete südlich der Sahara sowie Süd- und Nordamerika sind besiedelt.
Der Nachtreiher brütet in Bayern nur sehr lokal an wenigen, räumlich wechselnden und meist nur vorübergehend besetzten Stellen. Die Anzahl besiedelter Gebiete hat seit dem Erfassungszeitraum von 1996-1999 wesentlich zugenommen. Regelmäßige Brutvorkommen befinden sich im Donautal östlich von Regensburg. Neuansiedlungen sind an der Mittleren Isar und im Aischgrund zu vermerken.
Die Bestandszunahme ab Mitte der neunziger Jahre steht in Einklang mit der Entwicklung in benachbarten Brutgebieten.
Mit sporadischen Brutansiedlungen ist in den Flussniederungen von Donau, Isar und Inn jederzeit zu rechnen.
2015 konnten Daten von 27-35 Brutpaaren bei unsystematischer Erfassung zusammengetragen werden (Weixler et al. 2016).
Brutbestand: 28-32 Brutpaare (VSW 2016)
Kurzfristiger Bestandstrend: Zunahme > 20 %
Lebensraum und Lebensweise
Die Brutbestände des Nachtreihers konzentrieren sich auf Altwasserkomplexe in den Donau-Stauhaltungen Straubing und Geisling. Hier brütet die Art fast ausschließlich auf im Wasser stehenden und von Landseite aus nicht erreichbaren Baum- und Buschweiden. Zur Nahrungssuche werden auch größere Entfernungen zurückgelegt, vor allem aber nahe gelegene Feuchtgebiete, Flussläufe und Kiesweiher aufgesucht.
Im Aischgrund und im Rötelseeweihergebiet werden Nachtreiher vor allem in Teichen mit größeren Verlandungszonen beobachtet.
Phänologie
Sehr seltener Brutvogel
Wanderungen: Sommergast, meist Langstreckenzieher; Heimzug ab Anfang April, Dismigration der Jungen ab Mitte Juli, Wegzug ab Ende September
Brut: Freibrüter, Nest meist in Baum- und Buschweiden, Koloniebrüter, auch mit anderen Reihern
Brutzeit: Mitte April bis Ende August; Legebeginn ab Mitte Mai
Tagesperiodik: tag-, dämmerungs- und nachtaktiv, je nach Jahreszeit
Zug: nachts
Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
Der Nachtreiher ist in der bayerischen Roten Liste als extrem selten eingestuft. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird er als ungefährdet eingestuft.
Das Risiko des Erlöschens ist trotz immer wieder zu beobachtender Neuansiedlungen kleiner Vorkommen unverändert hoch (u. a. Freizeitnutzung).
Die Brutstandorte sind durch wasser-, fischereiliche und waldbauliche Eingriffe sowie durch Störungen gefährdet.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Erhalt und Entwicklung strukturreicher Auwälder
- Vermeidung von Störungen im Bereich der Brutkolonie
Sonstige Hinweise
- Meldungen von möglichen Bruten sollten an die Staatliche Vogelschutzwarte oder Vertreter der AGSB gemeldet werden.
- Bei Windenergieanlagen: Prüfbereich von 1.000 m um bekannte Neststandorte; Prüfbereich von 3.000 m für regelmäßig aufgesuchte Nahrungshabitate um geplante Windenergieanlagen, innerhalb derer zu prüfen ist, ob und in welchem Umfang die Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatschG erfüllt sind (StMWI 2016).
Ergänzende Informationen
Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie (2016): Hinweise zur Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen (WEA). - http://www.stmwi.bayern.de/fileadmin/user_upload/stmwivt/Publikationen/2016/Windenergie-Erlass_2016.pdf (Abruf am 19. Dezember 2017)
Weixler, K., H.-J. Fünfstück & S. Biele (2016): Seltene Brutvögel in Bayern 2014-2015. 5. Bericht der Arbeitsgemeinschaft Seltene Brutvögel in Bayern. - OTUS 8: 60-116.
Weiterführende Literatur:
Bayerisches Landesamt für Umwelt
(2017): Arbeitshilfe Vogelschutz und Windenergienutzung - Fachfragen des bayerischen Windenergie-Erlasses. - https://www.lfu.bayern.de/natur/windenergie_artenschutz/index.htm (Abruf 04.04.2018)Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Sudfeldt & P. Südbeck (2007): Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 44: 83-105.
Wahl, J. & T. Heinicke (2013): Aktualisierung der Schwellenwerte zur Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 49/50: 85-97.