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Große Bartfledermaus (Myotis brandtii)
Rote Liste Bayern: | Stark gefährdet |
Rote Liste Deutschland: | |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/unzureichend |
Erhaltungszustand Alpin: | Unbekannt |
Große Bartfledermaus: Große Bartfledermäuse in Spaltenquartier
Foto: Dr. Andreas Zahn
Foto: Rudolf Leitl
Verbreitung und Bestandssituation
Die Große Bartfledermaus (auch Brandtfledermaus) ist eine Art mittlerer und nördlicher Breitengrade: vom Südosten Frankreichs erstreckt sich das Verbreitungsgebiet bis in den Westen Sibiriens. Im Mittelmeerraum ist die Art über weite Teile der Balkanhalbinsel bis in den nördlichen Teil Griechenlands und vereinzelt auch in Italien nachgewiesen. Im Norden bildet etwa der 65. Breitengrad die Grenzlinie
In Deutschland ist die Art in fast allen Bundesländern anzutreffen.
Bayern ist fast flächendeckend, aber überall nur sehr dünn von der Großen Bartfledermaus besiedelt.
Lebensraum und Lebensweise
Die Große Bartfledermaus bevorzugt wald- und gewässerreiche Landschaften, wobei sowohl Laub- als auch Misch- und Nadelwälder geeignet sein können. Sie jagt sowohl im Wald als auch über und entlang Gewässern. Die Jagd findet in verschiedenen Höhenstufen statt, auch nahe an der Vegetation. Nahrungsanalysen zeigen, dass Schmetterlinge und Zweiflügler einen Großteil der Nahrung ausmachen, aber auch Hautflügler, Eintagsfliegen, Käfer, Spinnen und Weberknechte sind anhand molekulargenetischer Methoden als Beutetiere nachgewiesen und belegen damit ein breites Beutespektrum. Zur Wochenstubenzeit können regelmäßig genutzte Jagdhabitate bis zu 11 km vom Quartier entfernt liegen.
Wochenstuben- und Sommerquartiere der Großen Bartfledermaus befinden sich in Bayern ganz überwiegend in spaltenförmigen Quartieren an Gebäuden wie unter Verschalungen, in Spalten zwischen Balken, hinter Fassaden oder ähnliches. Die Nutzung von Baumhöhlen, Hangplätzen hinter abstehender Rinde toter oder anbrüchiger Bäume und Flachkästen ist für die Art jedoch ebenfalls typisch. Solche Quartiere werden nur seltener bekannt.
Häufig liegen die Quartierstandorte im Wald oder in Waldnähe als dem bevorzugten Jagdhabitat. Quartierwechsel von Kolonien innerhalb einer Saison kommen wohl regelmäßig vor.
Zur Überwinterung suchen Große Bartfledermäuse frostsichere unterirdische Winterquartiere wie Höhlen, größere Keller oder Stollen mit Temperaturen zwischen 2 und 7°C und hoher Luftfeuchtigkeit auf, wo sie sowohl frei an den Wänden hängend als auch in Spalten anzutreffen sind. Nicht selten teilt sich die Art das Winterquartier auch mit der Kleinen Bartfledermaus. Schwärmverhalten vor manchen Winterquartieren im Sommer kommt vor.
In den Winterquartieren können die Tiere zwischen November und April angetroffen werden. Die eigentliche Wochenstubenzeit erstreckt sich von Mai bis etwa Anfang August, die Weibchen gebären meist im Juni ein Junges.
Die Große Bartfledermaus ist eine langlebige Art (das älteste gefundene Tier war 38 Jahre alt).
Insgesamt ist die Große Bartfledermaus als nicht sonderlich wanderfreudig einzustufen.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Beeinträchtigung der Jagdlebensräume durch schleichende Habitatveränderungen, z. B. Förderung von Nadelholz in Wäldern, Entwässerung
- Beeinträchtigungen/Zerstörung der Wochenstubenquartiere an Gebäuden durch unsachgemäße Renovierungsmaßnahmen oder Vertreibung
- Quartierverluste im Sommer und Winter durch Baumaßnahmen, forstliche Nutzung, Baumsanierungen u. ä.
- Gifte im Jagdgebiet (Insektizide, Herbizide) und in den Quartieren (Holzschutzmittel)
- Sonstige Störungen, z. B. Störungen im Winterquartier
- Todesfälle durch Verkehr (Straße, Schiene); Katzenopfer
- Beeinträchtigung der Quartiere durch Beleuchtung, z. B. durch Anstrahlen der Ein- und Ausflugöffnungen
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Sicherung / Erhöhung des Quartierangebots in Wäldern durch gezielte Förderung von Alt- und Totholz, insbesondere Erhaltung von Biotopbäumen mit Spaltenquartieren und Gewährleistung eines ständigen Angebots an Bäumen mit Rindenquartieren
- Sicherung alter Laubbaumbestände für den Fledermausschutz (Nutzungsverzicht)
- Laubholzförderung in der Forstwirtschaft
- Anlage / Optimierung von Gewässern (ungenutzte Waldteiche) in Wäldern
- Verbesserungen und Neuschaffungen von Quartieren durch Flachkästen oder Brettverschalungen an Forsthütten und Feldscheunen oder Jagdkanzeln im Wald bzw. am Waldrand
- Öffnung / Optimierung alternativer Wochenstubenquartiere in der Nähe von Kolonien.
- Anlage neuer (unzerschnittener) linearer Strukturen zwischen Wochenstube und Nahrungshabitaten, insbesondere in Dorfnähe
- Errichtung von Querungshilfen im Rahmen von Verkehrsplanungen
- Minimierung von Störungen an bekannten Winter- und Schwarmquartieren (Vergitterung, Besucherlenkung, Informationstafeln)
- Minimierung von Lichtverschmutzung: Abschirmung von Leuchten in Quartiernähe oder bedarfsgerechte Beleuchtung durch Bewegungsmelder
Ergänzende Informationen
Meschede, A. & B.-U. Rudolph (Bearb.) (2004): Fledermäuse in Bayern. - Ulmer, Stuttgart.
Meschede, A. & B.-U. Rudolph (2010): 1985 - 2009: 25 Jahre Fledermausmonitoring in Bayern. - Schriftenr. des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. Augsburg.
Große Bartfledermaus, Arten des Anhang IV der FFH-Richtlinie, BfN
Naturschutz mit der Kettensäge, ANL
Fledermäuse im Wald, BfN & DVL (pdf)
Hinweise zu Maßnahmen für vorhabenbedingt zerstörte Fledermausquartiere, ANL (pdf)