Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Fischotter (Lutra lutra)

Rote Liste Bayern: Gefährdet
Rote Liste Deutschland: Gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/unzureichend
Erhaltungszustand Alpin: Unbekannt
417673
Foto: Astrid Brillen

Verbreitung und Bestandssituation

Der Fischotter kommt - an Gewässer gebunden - in fast ganz Europa vor; nur auf Island fehlt er. Der Zusatz "Eurasischer" Fischotter deutet darauf hin, dass sein Verbreitungsgebiet bis nach Nordsibirien und in weite Teile Asiens, nach Sumatra, Java und Japan reicht und über den Nahen Osten sogar Nordafrika erreicht.

Die Art war in Deutschland historisch weit (wohl überall) verbreitet, was heute noch an verschiedenen Ortsnamen und -wappen erkennbar ist. Durch Bejagung - Fischotter waren als Fastenspeise und Felllieferant begehrt und als Fischdiebe verfolgt - wurde die Art bis Ende der 1950er Jahre jedoch fast ausgerottet.

Während dieser Zeit haben im Freistaat Bayern jedoch Restbestände von Fischottern im Bayerischen Wald entlang der Grenze zu Tschechien überlebt. Diese breiten sich von dort ausgehend seit einigen Jahren wieder erfolgreich nach Westen aus und haben mittlerweile in Ostbayern eine stabile Population etabliert. Dies zeigt sich daran, dass der Fischotter innerhalb der Verbreitungsgebiete in östlichen und südöstlichen Teilen Bayerns indirekt, z. B. anhand von Losungen, stetig nachweisbar ist.

Fundortkarte

Fischotter (Lutra lutra)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Fundorte als Tabelle anzeigen

Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5630 Bad Rodach
5633 Sonneberg
5634 Teuschnitz
5636 Naila
5637 Hof
5723 Altengronau
5731 Coburg
5733 Kronach
5735 Schwarzenbach a.Wald
5736 Helmbrechts
5737 Schwarzenbach a.d.Saale
5738 Rehau
5823 Burgsinn
5824 Gräfendorf
5832 Lichtenfels
5833 Burgkunstadt
5834 Kulmbach
5835 Stadtsteinach
5836 Münchberg
5837 Weißenstadt
5838 Selb
5839 Schönberg
5923 Rieneck
5924 Gemünden a.Main
5934 Thurnau
5935 Marktschorgast
5936 Bad Berneck i.Fichtelgeb.
5937 Fichtelberg
5938 Marktredwitz
5939 Waldsassen
6024 Karlstadt
6025 Arnstein
6036 Weidenberg
6037 Ebnath
6038 Waldershof
6039 Mitterteich
6040 Neualbenreuth
6041 Mähring
6123 Marktheidenfeld
6134 Waischenfeld
6135 Creußen
6136 Kirchenlaibach
6137 Kemnath
6138 Erbendorf
6139 Falkenberg
6140 Tirschenreuth
6235 Pegnitz
6236 Eschenbach i.d.OPf.
6237 Grafenwöhr
6238 Parkstein
6239 Neustadt a.d.Waldnaab
6335 Auerbach i.d.OPf.
6336 Vilseck
6337 Kaltenbrunn
6338 Weiden i.d.OPf.
6339 Waldthurn
6340 Vohenstrauß
6434 Hersbruck
6435 Pommelsbrunn
6436 Sulzbach-Rosenberg Nord
6437 Hirschau
6438 Schnaittenbach
6439 Tännesberg
6440 Moosbach
6536 Sulzbach-Rosenberg Süd
6537 Amberg
6538 Schmidgaden
6539 Nabburg
6540 Oberviechtach
6541 Tiefenbach
6542 Untergrafenried
6637 Rieden
6638 Schwandorf
6639 Wackersdorf
6640 Neunburg vorm Wald
6641 Rötz
6642 Waldmünchen
6643 Furth i.Wald
6736 Velburg
6737 Schmidmühlen
6738 Burglengenfeld
6739 Bruck i.d.OPf.
6740 Neukirchen-Balbini
6741 Cham West
6742 Cham Ost
6743 Neukirchen b.Hl.Blut
6744 Rittsteig
6837 Kallmünz
6840 Reichenbach
6841 Roding
6842 Miltach
6843 Kötzting
6844 Lam
6845 Bayerisch Eisenstein
6932 Nennslingen
6938 Regensburg
6939 Donaustauf
6940 Wörth a.d.Donau
6941 Stallwang
6942 Sankt Englmar
6943 Viechtach
6944 Bodenmais
6945 Zwiesel
6946 Hirschbach
7031 Treuchtlingen
7036 Riedenburg
7038 Bad Abbach
7039 Mintraching
7040 Pfatter
7041 Münster
7042 Bogen
7043 Ruhmannsfelden
7044 Regen
7045 Frauenau
7046 Spiegelau
7047 Finsterau
7136 Neustadt a.d.Donau
7140 Geiselhöring
7141 Straubing
7142 Straßkirchen
7143 Deggendorf
7144 Lalling
7145 Schöfweg
7146 Grafenau
7147 Freyung
7148 Bischofsreut
7234 Ingolstadt
7237 Siegenburg
7240 Mengkofen
7241 Pilsting
7242 Wallersdorf
7243 Plattling
7244 Osterhofen
7245 Schöllnach
7246 Tittling
7247 Waldkirchen
7248 Jandelsbrunn
7339 Ergoldsbach
7340 Dingolfing West
7341 Dingolfing Ost
7342 Landau a.d.Isar
7343 Eichendorf
7344 Pleinting
7345 Vilshofen
7346 Hutthurm
7347 Hauzenberg
7348 Wegscheid
7438 Landshut West
7439 Landshut Ost
7440 Aham
7441 Frontenhausen
7442 Arnstorf
7443 Roßbach
7444 Aidenbach
7445 Ortenburg
7446 Passau
7447 Obernzell
7448 Untergriesbach
7536 Freising Nord
7537 Moosburg a.d.Isar
7538 Buch a.Erlbach
7539 Geisenhausen
7540 Vilsbiburg
7541 Gangkofen
7542 Eggenfelden
7543 Pfarrkirchen
7544 Bad Birnbach
7545 Griesbach i.Rottal
7546 Neuhaus a.Inn
7637 Erding
7638 Taufkirchen (Vils)
7639 Velden
7640 Egglkofen
7641 Neumarkt-Sankt Veit
7642 Wurmannsquick
7644 Triftern
7645 Rotthalmünster
7646 Würding
7736 Ismaning
7737 Altenerding
7739 Schwindegg
7740 Ampfing
7741 Mühldorf a.Inn
7742 Altötting
7743 Marktl
7744 Simbach a.Inn
7835 München
7841 Garching a.d.Alz
7842 Burghausen
7935 München-Solln
7937 Grafing b.München
7938 Steinhöring
7939 Wasserburg a.Inn
7941 Trostberg
7942 Tittmoning
8032 Dießen a.Ammersee
8034 Starnberg Süd
8036 Otterfing
8038 Rott a.Inn
8039 Bad Endorf
8040 Eggstätt
8041 Traunreut
8042 Waging a.See
8043 Laufen
8132 Weilheim i.OB
8134 Königsdorf
8136 Holzkirchen
8137 Bruckmühl
8138 Rosenheim
8139 Stephanskirchen
8140 Prien a.Chiemsee
8141 Traunstein
8142 Teisendorf
8143 Freilassing
8230 Lechbruck
8232 Uffing a.Staffelsee
8233 Iffeldorf
8234 Penzberg
8235 Bad Tölz
8236 Tegernsee
8237 Miesbach
8238 Neubeuern
8240 Marquartstein
8241 Ruhpolding
8242 Inzell
8243 Bad Reichenhall
8331 Bad Bayersoien
8332 Unterammergau
8333 Murnau a.Staffelsee
8334 Kochel a.See
8335 Lenggries
8336 Rottach-Egern
8337 Josefsthal
8339 Oberaudorf
8343 Berchtesgaden West
8344 Berchtesgaden Ost
8432 Oberammergau
8433 Eschenlohe
8434 Vorderriß
8443 Königssee
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Der Fischotter besiedelt alle Arten von wassergeprägten Lebensräumen, unter anderem Bäche, Flüsse, Seen, Teiche, Sümpfe und Küstengewässer. Diese sollten natürlich oder naturnah ausgebildet sein und abwechslungsreiche Ufer- und Gewässerstruktur, Sand- und Kiesbänke, Röhrichtzonen sowie breite und mit Gehölzen bewachsene Uferrandstreifen enthalten.

Da Fischotter auf der Nahrungssuche permanent in ihren Revieren umherwandern, sollten überall reich strukturierte, dicht bewachsene Ufer als störungsfreie Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sein. Wichtige Elemente der Habitatsausstattung sind deshalb einerseits Flachwasserzonen, andererseits Verstecke wie Unterspülungen überhängende Wurzeln, Gebüsche oder Baue anderer Tiere. Nur während der Jungenaufzucht wird ein eigener Bau angelegt.

Fischotter können 8-15 Jahre alt werden. Sowohl Rüden als auch Fähen sind territorial und leben die meiste Zeit des Jahres einzeln in ihren markierten Revieren. Nur in der Paarungszeit (Ranz) bleiben sie kurz zusammen. Diese ist variabel und unabhängig von der Jahreszeit, liegt aber hauptsächlich zwischen Februar und März. Nach ca. zweimonatiger Tragzeit werden 1-3 Junge geboren, die nach 8-10 Wochen zum ersten Mal mit ihrer Mutter den Bau verlassen. Während dieser Zeit werden weder das Männchen noch andere Otter in der Nähe des Baus geduldet. Die Jungen suchen sich nach gut einem Jahr ein eigenes Revier. Die Rüden werden nach etwa zwei Jahren, die Fähen häufig erst im dritten Jahr geschlechtsreif.

Die meist dämmerungs- und nachtaktiven Fischotter sind Nahrungsopportunisten und fressen das, was es gerade am leichtesten zu erbeuten gibt. Wie der Name schon verrät, frisst der Otter vor allem Fische, aber auch Amphibien, Muscheln, Ratten, Mäuse, Käfer, Regenwürmer, Krebse und Wasservögel. Die Tiere können bei ihren Wanderungen bis zu 20 km und mehr pro Nacht zurücklegen. Entsprechend groß sind die einzelnen Reviere: 40 km Flusslauf für einen Rüden und 20 km für eine Fähe sind keine Seltenheit.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

Der Fischotter unterliegt dem Jagdrecht, genießt aber ganzjährige Schonzeit. Seit 1968 darf er nicht mehr bejagt werden. Lange Zeit galt er in Bayern als vom Aussterben bedroht, seit der letzten Fortschreibung der Roten Liste der gefährdeten Tierarten dank seiner Wiederausbreitung nur noch als gefährdet. Die Hauptursachen hierfür liegen heute in Gefahren, die sich für viele Wildtiere in der modernen Kulturlandschaft ergeben. So ist die häufigste Todesursache in über 90 % der Fälle von Totfunden eine Kollision im Straßenverkehr, insbesondere dort, wo Lebensräume und Wanderwege durch Straßen und zu enge Brücken zerschnitten sind. Hinzu kommen Tötungen durch illegale Nachstellungen und Individuenverluste aufgrund von Reusenfischerei, soweit keine "otterfreundlichen Reusen" verwendet werden; darin gefangene Fische locken Fischotter an, diese geraten in die Reuse und ertrinken.

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Nachrüstung von Straßenbrücken durch Bermen am Gewässer oder Bau von Trockentunneln (inkl. Leiteinrichtungen) bei bereits bestehenden Bauwerken in bekannten Fischotter-Lebensräumen
  • Verbesserung der Gewässerstruktur in Fischotter-Lebensräumen (Renaturierung)
  • Lenkung von Freizeitaktivitäten entlang von Gewässerabschnitten z. B. durch Sperrung, Rückbau oder Verlegung von Wegen, festgesetzte Kanu-Ein- und ausstiege

Sonstige Hinweise

Errichtung von Abwehrzäunen:

Zur Erleichterung und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für die Errichtung von Abwehrzäunen gegen fischfressende Prädatoren finden Sie untenstehend eine Zusammenfassung der grundsätzlich zu beachtenden gebietsschutzrechtlichen und artenschutzrechtlichen Anforderungen. Dieses UMS zielt konkret auf die Einzäunung von Fischteichen zur Abwehr des Fischotters (Lutra lutra) ab.

Das StMELF fördert die Errichtung von Abwehrzäunen gegen Fischotter. Genaue Informationen sind im Merkblatt "Abwehrzäune gegen Fischotter" (Stand: April 2023) beschrieben.

UMS: Einzäunung von Fischteichen zur Abwehr von fischfressenden Prädatoren - gebietsschutzrechtliche und artenschutzrechtliche Anforderungen; vom 04.08.2023

StMELF: Errichtung von Abwehrzäunen

Managementplanung

Die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LFL) hat 2013 zusammen mit verschiedenen Interessengruppen aus Fischerei, Jagd und Naturschutz einen Managementplan für den Fischotter erarbeitet. Mittlerweile wurden sogenannte Fischotterberater installiert, die in allen bayerischen Regierungsbezirken Beratungen vor Ort durchführen und über Förderprogramme für mögliche Präventionsmaßnahmen wie Zaunbau und über Möglichkeiten zum Schadensausgleich informieren.

LFL: Fischottermanagementplan

StMELF: Förderwegweiser zum Ausgleich von Schäden in Teichen

Ergänzende Informationen

Wildtierportal Bayern

Fisch-Otterverbreitung in Bayern, Deutschland und Europa

Der Fischotter in Bayern - Eine faszinierende Tierart im Konflikt zwischen Schutz und Fischerei

Lokale Population & Gefährdung

Otterzentrum Hankensbüttel

Griesau, A. und Braumann, F. (2007): Einflussfaktoren auf die Effizienz artenschutzkonformer Brückenbauwerke für Säugetiere, insbesondere des Fischotters. Beiträge zur Jagd- und Wildforschung Bd. 32. S. 211 - 229.

Teubner, J., Teubner, J. und Dolch, D. (2007): Können technische Maßnahmen Fischotterverluste im Straßenverkehr vermindern - Erfahrungen aus dem Land Brandenburg. Beiträge zur Jagd- und Wildforschung Bd. 32. S. 231 - 237.

Bayerisches Staatsministerium für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (2013): Fischotter-Managementplan Bayern, Veröffentlichung der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, 49 S.

Kamp, T. & Schwaiger, M. (2014): Untersuchungen zum Fischotter in der Kontinentalen und Alpinen Biogeographischen Region in Bayern, Vorhaben 51-0270-52112/2013 & 51-0270-12562/2014 des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, 34 S.

Hung, N. & Law, C. J. (2016) Lutra lutra (Carnivora: Mustelidae), Mammalian Species 48:109-122