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Sturmmöwe (Larus canus)
Rote Liste Bayern: | Extrem seltene Arten und Arten mit geografischer Restriktion |
Rote Liste Deutschland: | |
Erhaltungszustand Kontinental: | In Bezug auf Status Brutvorkommen: günstig, in Bezug auf Status Rastvorkommen: günstig |
Erhaltungszustand Alpin: | In Bezug auf Status Rastvorkommen: günstig |
Sturmmöwe: adult Übergangskleid
Foto: Christoph Moning
Verbreitung und Bestandssituation
Das Areal der Sturmmöwe erstreckt sich über die Küstenregionen von Nord- und Ostsee sowie die gewässerreichen Binnenlandbereiche von Nordeuropa und Russland. Brutvorkommen im mitteleuropäischen Binnenland konzentrieren sich auf Stillgewässer entlang der großen Flussläufe.
Der einzige, seit 2004 jährlich besetzte Brutplatz der Sturmmöwe in Bayern befindet sich an der Mittleren Isar. 2009 kam es unweit dieses Vorkommens zu einer weiteren Brutansiedlung.
1996-1999 bestand Brutverdacht im Ismaninger Teichgebiet und am Unteren Inn. Am Ammersee brütete 1996 und 1997 je ein Paar ohne Erfolg.
Der Bestand der letzten landesweiten Kartierung 2005-2009 hat aufgrund regelmäßiger und offenbar zunehmender Vorkommen an der Mittleren Isar gegenüber dem Kartierzeitraum von 1996-1999 wesentlich zugenommen. Jedoch deuten aktuelle Zahlen einen Negativtrend an. 2013 brüteten laut nicht systematischen Auswertungen der Arbeitsgemeinschaft seltener Brutvögel 3 bis 4 Paare in Bayern (Weixler et al. 2014). Ein Rückgang der Winterbestände zeigen Daten von Ammersee und Chiemsee (Lohmann & Rudolph 2016).
Brutbestand: 3-4 Brutpaare
Kurzfristiger Bestandstrend: stabil
Rastmaximum: 1.310 Ind. (LfU)
Lebensraum und Lebensweise
Brütet auf trockenem Untergrund, meist auf Inseln, Landzungen oder in Sümpfen an Standorten mit kurzer Vegetation und Schutz vor Bodenfeinden. Oft in der Nähe von Kulturland. In Mittel- und Westeuropa vorzugsweise an Küsten, doch weniger küstengebunden als die Silbermöwe. Gebietsweise auch Binnenlandbrüter, doch immer nahe am Wasser gelegen. Als Nahrungsgebiete werden Grünlandflächen, Äcker und Müllplätze aufgesucht.
Phänologie
Sehr seltener Brut- und Standvogel
Wanderungen: regelmäßiger, gelegentlich zahlreicher Wintergast, in größerer Zahl in Bayern erst im Dezember, bereits im März werden die Winterquartiere großenteils wieder geräumt, einzelne Vögel können aber in allen Monaten beobachtet werden
Brut: Bodenbrüter, brütet bevorzugt mit anderen Wasservögeln in Brutkolonien, Nester auf vegetationsarmen Böden mit freier Rundumsicht
Brutzeit: Ende April bis Juli, Legebeginn ab Ende Mai
Tagesperiodik: tagaktiv
Zug: tags und nachts
Rastzeit-Diagramm
Relative Häufigkeit der Art in Bayern während der Wintermonate.
Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
Die Sturmmöwe ist in Bayern extrem selten mit geografischer Restriktion. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird sie als ungefährdet eingestuft.
An ihren Brutplätzen sind Sturmmöwen sehr störungsempfindlich. Freizeitnutzung stellt deshalb in diesen Gebieten die Hauptgefährdungsursache dar. Weitere Verluste von Brutstandorten können durch Grundwasserabsenkung, Aufforstung von Mooren und Überbauung entstehen. Hinzu kommen sekundäre Vergiftungen durch Biozideinsatz v. a. in der Landwirtschaft.
Sonstige Hinweise
- Meldungen von Bruthinweisen und -nachweisen an die staatliche Vogelschutzwarte des LfU oder Mitarbeiter der AGSB sind besonders erwünscht.
Ergänzende Informationen
Bayerisches Landesamt für Umwelt (verschiedene Jahre): Ergebnisse der Wasservogelzählung in Bayern. - Schriftenreihe des LfU, Augsburg. -https://www.lfu.bayern.de/natur/monitoring_vogelbestand/rastende_wasservoegel/index.htm (Abruf am 19.03.2018)
Lohmann, M. & B.-U. Rudolph (2016): Die Vögel des Chiemseegebietes. - Ornithologische Gesellschaft in Bayern e.V., 536 S., München.
Weixler, K., H.-J. Fünfstück & J. Schwandner (2014): Seltene Brutvögel in Bayern 2009-2013. 4. Bericht der Arbeitsgemeinschaft Seltene Brutvögel. Teil I - Nichtsperlingsvögel. - OTUS 6: 11-80.
Weiterführende Literatur:
Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Sudfeldt & P. Südbeck (2007): Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 44: 83-105.
Wahl, J. & T. Heinicke (2013): Aktualisierung der Schwellenwerte zur Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 49/50: 85-97.