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Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis)
Rote Liste Bayern: | Vom Aussterben bedroht |
Rote Liste Deutschland: | Vom Aussterben bedroht |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/schlecht |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Stefan Ott
Verbreitung und Bestandssituation
Die nördliche Verbreitungsgrenze der Smaragdeidechse liegt auf der mittleren 18°-Isotherme im August. Die Art erreicht die Kanalinseln im Norden, Spanien im Westen und Kleinasien im Osten. Hauptverbreitungsgebiet der Smaragdeidechse ist das östliche Mitteleuropa und der größte Teil der Balkanhalbinsel.
In Deutschland erreicht der westliche Zipfel des Areals aus der ungarischen Ebene Bayern. Hier werden die südexponierten Hänge des Donautals östlich von Passau besiedelt. Ein weiteres, isoliertes Vorkommen befindet sich in Ostbrandenburg.
Die bayerischen Vorkommen der Smaragdeidechse sind ein Vorposten der österreichischen Populationen entlang des wärmebegünstigen Donautals an südexponierten (SO-SW) Hanglagen.
Lebensraum und Lebensweise
Lebensräume der Smaragdeidechse sind sonnige, buschreiche Biotope auf Kalk-, Sand- oder Geröllboden. Als Strukturen werden Saumgesellschaften, gebüschreiche Halbtrockenrasen, Bahndämme, Straßenböschungen, Steinmauern, Felsbereiche, Blockhalden, Waldränder und lichte Laub(misch)wälder bevorzugt.
Wichtig ist eine Kombination von Versteckmöglichkeiten wie dichtem Buschwerk mit sonnenexponierten Stellen für Eiablage und Thermoregulation. Kleinstrukturen aus Totholz oder Steinen, beispielsweise Reisig- oder Legesteinhaufen, werden gerne als Sonnenplätze angenommen.
Die Smaragdeidechse ist tagaktiv, flink und klettert gern. Die meisten aktiven Tiere findet man bei Lufttemperaturen um 25°C.
Nach 5 bis 8 Monaten Winterruhe sind bei günstiger Witterung die ersten aktiven Männchen Anfang März unterwegs, die Weibchen verlassen die Winterquartiere in der Regel ein Monat nach den Männchen.
Die Paarung beginnt unmittelbar nach der Frühjahrshäutung im Zeitraum von Ende April bis Mitte Juni. Ein Männchen kann mehrere Weibchen befruchten, und diese verpaaren sich ebenfalls mehrmals vor der Eiablage. Die Männchen liefern sich heftige, geräuschvolle Balzkämpfe und Jagden in der Vegetation. Auch unter den Weibchen existiert eine Hierarchie. Sie legen - ab Ende Mai und meist abends oder nachts - etwa 5 bis über 20 Eier. Mit zunehmendem Alter nimmt auch die Anzahl Eier pro Gelege zu; im Mittel sind es ca. 10 Eier. Die Eiablage erfolgt in lockeren Sand-, Lehm- oder Lössboden am Ende 15-30 cm langer, selbstgegrabener Gänge, die 10-20 cm unter die Bodenoberfläche reichen. Populationsspezifisch kann teilweise Ende Juni eine zweite Eiablage erfolgen. Die Jungtiere schlüpfen je nach Witterung nach ca. 50-100 Tagen. Mit zwei Jahren sind die meisten Individuen geschlechtsreif.
Im Spätsommer nimmt die Aktivität der Adulti stetig ab. Ende September bis Mitte Oktober ziehen sie sich wieder in ihre Winterquartiere zurück, wobei Männchen länger aktiv bleiben als Weibchen. Jungtiere sind dagegen noch bis in den Oktober zu beobachten, da sie sich vor der Winterruhe noch ausreichend Reserven anfressen müssen.
Smaragdeidechsen können 5-15 Jahre alt werden. Die Mortalitätsrate der Jungtiere liegt im ersten Jahr zwischen 82 und 90 Prozent, in ungünstigen Jahren auch bei 100%.
Trotz der von vielen Lacertiden bekannten Ortstreue haben Smaragdeidechsen beachtliche Jahresaktivitätsräume im Bereich zwischen 500 und 5000 Quadratmetern je Einzeltier. Die Individualbezirke, in welchen die Tiere täglich zum selben Versteck zurückkehren, haben im Normalfall einen Durchmesser von 30 bis 50 Metern, bei heißem Wetter oder während der Nahrungssuche kann er auch auf bis zu 200 Meter ausgeweitet werden. Die Männchen verteidigen oft ein Territorium von 200 bis 1200 m2. Sie besitzen ein stärkeres Wanderverhalten als Weibchen, was sich besonders in der Paarungszeit bemerkbar macht.
Smaragdeidechsen ernähren sich hauptsächlich von Gliederfüßern: Asseln, Spinnen und Insekten wie Heuschrecken und Grillen, Käfer, Wespen und Hummeln, sowie auch von dünnwandigen Gehäuseschnecken oder sogar jungen Mäusen. Wie viele andere Reptilien fressen sie auch Jungtiere der eigenen sowie anderer Arten. Gelegentlich werden auch süße Früchte wie Brombeeren, rote Weintrauben oder Erdbeeren angenommen. Die Tiere trinken oft Tautropfen oder im Sommer aus Wasserlöchern.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Auflassung der Niederwaldnutzung
- Einstellung von Pflegetätigkeiten an der Bahnstrecke
- Verfolgung durch Hauskatzen, aber auch durch Hühner usw.
- Überwuchern bzw. Beschattung von Strukturen und Eiablageplätzen
- Straßenverkehr sowie Radverkehr
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Licht stellen des Bahndammes, der Stützmauern und des Hangfusses unter Belassung einzelner Sträucher
- niederwaldartige Nutzung angrenzender Waldbestände
- Strukturverbesserung bzw. Wiederherstellung von geeigneten Habitat-Strukturen an zugewachsenen Stellen im vom Menschen beeinflussten Gelände
- Anlage von Pufferzonen zwischen (landwirtschaftlich) genutzten Flächen und Saumgesellschaften, Böschungen und Mauerwerken
- Schaffen von Kleinstrukturen, beispielsweise Reisig-, oder Steinhaufen
Zusätzlich muss eine laufende Pflege gewährleistet sein, um die geschaffenen Strukturen vor Überwucherung zu bewahren.
Sonstige Hinweise
Bis vor ein paar Jahren verstand man unter der Bezeichnung "Smaragdeidechse" nur die Art Lacerta viridis. Die Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) wurde erst 1991 aufgrund von Kreuzungsexperimenten als eigene Art von der Smaragdeidechse (Lacerta viridis) abgegrenzt.
Ergänzende Informationen
Assmann, O. (2002): Schutzmaßnahmen für die Smaragdeidechse - Lacerta viridis (Laurenti, 1768) bei Passau (BRD, Niederbayern). Mertensiella 13: 251-268
ASSMANN, O. & BAYERL, M. (2019): Östliche Smaragdeidechse Lacerta viridis (Laurenti, 1768), S. 342-349. - In: Andrä. E., Aßmann, O., Dürst, T., Hansbauer, G. & Zahn, A. (2019): Amphibien und Reptilien in Bayern. - Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer. 783 S.
Elbing, K. (2001): Die Smaragdeidechsen - zwei (un)gleiche Schwestern. - Zeitschrift für Feldherpetologie, Beiheft 3. Laurenti-Verlag, Bielefeld; 143 S.
Nettmann, H. & S. Rykena (1986): Lacerta viridis (Laurenti, 1768) -Smaragdeidechse. - In: Böhme, W.: Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas - Band 2/2 Echsen. Bd. 2(2). - Wiesbaden (AULA-Verlag) S. 129-181.
Die Amphibien und Reptilien Österreichs
Koordinationsstelle zum Schutz der Amphibien und Reptilien der Schweiz, karch