Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Kriechender Sumpfschirm, Kriechende Sellerie (Helosciadium repens)

Rote Liste Bayern: Stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: Stark gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/unzureichend
Erhaltungszustand Alpin: Ungünstig/unzureichend

Verbreitung und Bestandssituation

Mittel- und Westeuropa sind das Hauptverbreitungsgebiet des Kriechenden Selleries. In Deutschland liegen die Verbreitungsschwerpunkte in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. Die bayerischen Vorkommen konzentrieren sich südlich der Donau, besonders im voralpinen Hügel- und Moorland. In Nordbayern ist die Art nahezu verschwunden.

In der Roten Liste Bayerns gilt die Art landesweit als "stark gefährdet", außerhalb des Alpenvorlandes wird sie als "vom Aussterben bedroht" oder gar als "verschollen" geführt.

Fundortkarte

Kriechender Sumpfschirm, Kriechende Sellerie (Helosciadium repens)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Fundorte als Tabelle anzeigen

Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5939 Waldsassen
7038 Bad Abbach
7136 Neustadt a.d.Donau
7137 Abensberg
7138 Langquaid
7140 Geiselhöring
7141 Straubing
7142 Straßkirchen
7143 Deggendorf
7233 Neuburg a.d.Donau
7236 Münchsmünster
7242 Wallersdorf
7244 Osterhofen
7328 Wittislingen
7339 Ergoldsbach
7340 Dingolfing West
7341 Dingolfing Ost
7342 Landau a.d.Isar
7441 Frontenhausen
7536 Freising Nord
7540 Vilsbiburg
7635 Haimhausen
7637 Erding
7728 Krumbach (Schwaben)
7731 Mering
7734 Dachau
7735 Oberschleißheim
7737 Altenerding
7738 Dorfen
7739 Schwindegg
7740 Ampfing
7741 Mühldorf a.Inn
7742 Altötting
7827 Babenhausen
7828 Kirchheim i.Schw.
7833 Fürstenfeldbruck
7834 München-Pasing
7836 München-Trudering
7838 Albaching
7839 Haag i.OB
7841 Garching a.d.Alz
7930 Buchloe
7932 Utting am Ammersee
7933 Weßling
7939 Wasserburg a.Inn
8027 Memmingen
8028 Markt Rettenbach
8029 Kaufbeuren-Neugablonz
8032 Dießen a.Ammersee
8036 Otterfing
8037 Glonn
8039 Bad Endorf
8040 Eggstätt
8041 Traunreut
8126 Leutkirch im Allgäu-Ost
8129 Kaufbeuren
8132 Weilheim i.OB
8133 Seeshaupt
8134 Königsdorf
8136 Holzkirchen
8137 Bruckmühl
8138 Rosenheim
8139 Stephanskirchen
8140 Prien a.Chiemsee
8141 Traunstein
8143 Freilassing
8229 Marktoberdorf
8230 Lechbruck
8231 Peiting
8232 Uffing a.Staffelsee
8233 Iffeldorf
8234 Penzberg
8235 Bad Tölz
8236 Tegernsee
8237 Miesbach
8238 Neubeuern
8239 Aschau i.Chiemgau
8240 Marquartstein
8241 Ruhpolding
8242 Inzell
8243 Bad Reichenhall
8330 Roßhaupten
8331 Bad Bayersoien
8332 Unterammergau
8333 Murnau a.Staffelsee
8334 Kochel a.See
8335 Lenggries
8336 Rottach-Egern
8337 Josefsthal
8338 Bayrischzell
8339 Oberaudorf
8340 Reit im Winkl
8341 Seegatterl
8426 Oberstaufen
8430 Füssen
8432 Oberammergau
8433 Eschenlohe
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Der Kriechende Sellerie tritt in aquatischen und terrestrischen Lebensräumen auf, wobei die aquatischen Lebensräume vielfach die vorrangig wichtigen Primärlebensräume darstellen. Von den aquatischen Lebensräumen spielen Quellbäche von relativ stark schüttenden Quellen ohne deutlichen Hochwassereinfluss eine zentrale Rolle. Dort werden durch Einzelindividuen oder durch größere Flecken die Sohlen bewachsen. Aquatische Vorkommen sind ganzjährig nachweisbar.

Merkmale der terrestrischen Lebensräume sind ein feuchter bis nasser Untergrund mit niedrigwüchsiger Vegetation sowie häufige Störungen durch Tritt und wechselnde Wasserstände. Die durch die Störungen entstehenden offenen Bodenstellen sind nötig, damit ausreichend viel Sonnenlicht bis zur wenig konkurrenzkräftigen, kleinwüchsigen Art durchkommt. Lebensräume sind Weide- und Mährasen, Nasswiesen und Flutrasen auf feuchten bis nassen Standorten mit kurzrasiger, lückiger Vegetation. Besiedelt werden zudem - extensiv genutzte, feuchte - Rasenbestände wie Liegewiesen oder Fußballplätze mit recht häufigem Schnitt. Darüber hinaus kann die Art an nassen Sonderstandorten beispielsweise Viehtränken, Verlandungsufern) und am Grund von nährstoffarmen Quellbächen auftreten. Die terrestrischen Böden - oft stark durchschlickte Moorböden - sind überwiegend feinerdereich. Viele Lebensräume sind durch ein kleinflächig wechselndes Relief und wechselnde Wasserstände gekennzeichnet, im dem Helosciadium repens sich durch kleinräumige Wuchsortverlagerungen (Ausläufer) im optimalen Wasserhaushalt positioniert. Terrestrische Vorkommen sind nahezu ganzjährig zu finden, wobei ein Nachweis im Frühjahr oft leichter ist.

Phänologie

Die Blütezeit ist von Juli bis September.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Bei aquatischen Beständen ist nach neuen Untersuchungen die Eutrophierung durch Einleiter oder Einträge aus Intensivgrünland/Ackerbau wesentliche Gefährdungsursache.
  • Anstau (vor allem auch kleinräumig) von Fließgewässern.
  • Sohlräumung von Fließgewässern.
  • Verlust wechselfeuchter Uferstandorte und besiedelbarer Fließgewässerböden durch Gewässerausbau oder -begradigung.
  • Brachfallen oder unregelmäßige Mahd/ausbleibender Tritt von Wuchsorten führt zu zunehmender Beschattung durch höheren Aufwuchs, zu Streuanreicherung und letztlich zum Verschwinden.
  • Einerseits zu starke Trittschäden durch zu intensive Weidenutzung, andererseits Zuwachsen durch zu geringe Trittfrequenz.
  • Entwässerung von Feuchtgrünland, Unterbrechung einer kontinuierlichen Wasserversorgung.
  • Beseitigen von sehr kleinräumigen Reliefunterschieden oder wechselfeuchten Flächen des Grünlandes durch Verfüllen und Planieren.
  • Nährstoffeinträge und Einsaaten führen zu Verdrängung durch konkurrenzkräftigere, hochwüchsigere Arten.
  • Isolation von Wuchsorten und Fehlen von Ausbreitungsmöglichkeiten

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Schutz aller Vorkommen und der relevanten Standortfaktoren
  • Naturnaher Wasserbau mit dem Ziel eine naturnahe Gewässermorphologie mit wechselfeuchten Uferzonen und Feuchtigkeitsgradienten zu erhalten oder zu schaffen.
  • Gewährleistung von regelmäßigen kleinflächigen Störungen oder Pflegemaßnahmen, wie Mahd, Beweidung, Tritt zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung von offenen, lückig bewachsenen Standorten.
  • Verzicht auf Düngung und Entwässerung von Wuchsorten und deren Umfeld.
  • Potentielle Habitate durch Grünlandextensivierung, Gewässer-Renaturierung, sowie Unterbindung von Eutrophierung im Umfeld bestehender Vorkommen schaffen.

Sonstige Hinweise

Die Art ist besonders in aquatischen Lebensräumen leicht mit Berula erecta (Schmalblättriger Merk) zu verwechseln mit dem Apium repens oft zusammen auftritt.

Ergänzende Informationen

Literatur

Bayerisches Landesamt für Umwelt: Merkblatt Artenschutz 17 - Kriechender Sellerie Apium repens, 4 Seiten.

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (2009): Niedersächsische Strategie zum Arten- und Biotopschutz, Vollzugshinweise zum Schutz von Pflanzenarten in Niedersachsen - Teil 1: Pflanzenarten des Anhangs II der FFH-Richtlinie mit höchster Priorität für Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen: Kriechender Sellerie (Apium repens): 12 Seiten.

Burmeier, S. & Jensen, K. (2009): Experimental ecology and habitat specificity of the endangered plant Apium repens (Jacq.) Lag. at the northern edge of its range. - Plant Ecology & Diversity Vol. 2(1): 65-75.