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Kriechender Sumpfschirm, Kriechende Sellerie (Helosciadium repens)
Rote Liste Bayern: | Stark gefährdet |
Rote Liste Deutschland: | Stark gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/unzureichend |
Erhaltungszustand Alpin: | Ungünstig/unzureichend |
Foto: Andreas Zehm
Verbreitung und Bestandssituation
Mittel- und Westeuropa sind das Hauptverbreitungsgebiet des Kriechenden Selleries. In Deutschland liegen die Verbreitungsschwerpunkte in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. Die bayerischen Vorkommen konzentrieren sich südlich der Donau, besonders im voralpinen Hügel- und Moorland. In Nordbayern ist die Art nahezu verschwunden.
In der Roten Liste Bayerns gilt die Art landesweit als "stark gefährdet", außerhalb des Alpenvorlandes wird sie als "vom Aussterben bedroht" oder gar als "verschollen" geführt.
Lebensraum und Lebensweise
Der Kriechende Sellerie tritt in aquatischen und terrestrischen Lebensräumen auf, wobei die aquatischen Lebensräume vielfach die vorrangig wichtigen Primärlebensräume darstellen. Von den aquatischen Lebensräumen spielen Quellbäche von relativ stark schüttenden Quellen ohne deutlichen Hochwassereinfluss eine zentrale Rolle. Dort werden durch Einzelindividuen oder durch größere Flecken die Sohlen bewachsen. Aquatische Vorkommen sind ganzjährig nachweisbar.
Merkmale der terrestrischen Lebensräume sind ein feuchter bis nasser Untergrund mit niedrigwüchsiger Vegetation sowie häufige Störungen durch Tritt und wechselnde Wasserstände. Die durch die Störungen entstehenden offenen Bodenstellen sind nötig, damit ausreichend viel Sonnenlicht bis zur wenig konkurrenzkräftigen, kleinwüchsigen Art durchkommt. Lebensräume sind Weide- und Mährasen, Nasswiesen und Flutrasen auf feuchten bis nassen Standorten mit kurzrasiger, lückiger Vegetation. Besiedelt werden zudem - extensiv genutzte, feuchte - Rasenbestände wie Liegewiesen oder Fußballplätze mit recht häufigem Schnitt. Darüber hinaus kann die Art an nassen Sonderstandorten beispielsweise Viehtränken, Verlandungsufern) und am Grund von nährstoffarmen Quellbächen auftreten. Die terrestrischen Böden - oft stark durchschlickte Moorböden - sind überwiegend feinerdereich. Viele Lebensräume sind durch ein kleinflächig wechselndes Relief und wechselnde Wasserstände gekennzeichnet, im dem Helosciadium repens sich durch kleinräumige Wuchsortverlagerungen (Ausläufer) im optimalen Wasserhaushalt positioniert. Terrestrische Vorkommen sind nahezu ganzjährig zu finden, wobei ein Nachweis im Frühjahr oft leichter ist.
Phänologie
Die Blütezeit ist von Juli bis September.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Bei aquatischen Beständen ist nach neuen Untersuchungen die Eutrophierung durch Einleiter oder Einträge aus Intensivgrünland/Ackerbau wesentliche Gefährdungsursache.
- Anstau (vor allem auch kleinräumig) von Fließgewässern.
- Sohlräumung von Fließgewässern.
- Verlust wechselfeuchter Uferstandorte und besiedelbarer Fließgewässerböden durch Gewässerausbau oder -begradigung.
- Brachfallen oder unregelmäßige Mahd/ausbleibender Tritt von Wuchsorten führt zu zunehmender Beschattung durch höheren Aufwuchs, zu Streuanreicherung und letztlich zum Verschwinden.
- Einerseits zu starke Trittschäden durch zu intensive Weidenutzung, andererseits Zuwachsen durch zu geringe Trittfrequenz.
- Entwässerung von Feuchtgrünland, Unterbrechung einer kontinuierlichen Wasserversorgung.
- Beseitigen von sehr kleinräumigen Reliefunterschieden oder wechselfeuchten Flächen des Grünlandes durch Verfüllen und Planieren.
- Nährstoffeinträge und Einsaaten führen zu Verdrängung durch konkurrenzkräftigere, hochwüchsigere Arten.
- Isolation von Wuchsorten und Fehlen von Ausbreitungsmöglichkeiten
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Schutz aller Vorkommen und der relevanten Standortfaktoren
- Naturnaher Wasserbau mit dem Ziel eine naturnahe Gewässermorphologie mit wechselfeuchten Uferzonen und Feuchtigkeitsgradienten zu erhalten oder zu schaffen.
- Gewährleistung von regelmäßigen kleinflächigen Störungen oder Pflegemaßnahmen, wie Mahd, Beweidung, Tritt zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung von offenen, lückig bewachsenen Standorten.
- Verzicht auf Düngung und Entwässerung von Wuchsorten und deren Umfeld.
- Potentielle Habitate durch Grünlandextensivierung, Gewässer-Renaturierung, sowie Unterbindung von Eutrophierung im Umfeld bestehender Vorkommen schaffen.
Sonstige Hinweise
Die Art ist besonders in aquatischen Lebensräumen leicht mit Berula erecta (Schmalblättriger Merk) zu verwechseln mit dem Apium repens oft zusammen auftritt.
Ergänzende Informationen
Literatur
Bayerisches Landesamt für Umwelt: Merkblatt Artenschutz 17 - Kriechender Sellerie Apium repens, 4 Seiten.
Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (2009): Niedersächsische Strategie zum Arten- und Biotopschutz, Vollzugshinweise zum Schutz von Pflanzenarten in Niedersachsen - Teil 1: Pflanzenarten des Anhangs II der FFH-Richtlinie mit höchster Priorität für Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen: Kriechender Sellerie (Apium repens): 12 Seiten.
Burmeier, S. & Jensen, K. (2009): Experimental ecology and habitat specificity of the endangered plant Apium repens (Jacq.) Lag. at the northern edge of its range. - Plant Ecology & Diversity Vol. 2(1): 65-75.