Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Donau-Kaulbarsch (Gymnocephalus baloni)

Rote Liste Bayern: Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt
Rote Liste Deutschland: Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/unzureichend
Erhaltungszustand Alpin:

Verbreitung und Bestandssituation

Donau-Kaulbarsch, auch Balons Kaulbarsch genannt, ist eine endemische Art innerhalb der Gewässersysteme von Donau, Dnjestr und Dnjepr. In Deutschland kommt die Art nur in der bayerischen Donau sowie in größeren Donau-Nebengewässern (z.B. Isar, Amper, Inn, Rott) vor.

Bestandssituation: Auf Grund der versteckten Lebensweise dieser Art und wegen häufiger Verwechslungen mit dem sehr ähnlichen und teilweise sympatrisch vorkommenden Kaulbarsch (Gymnocephalus cernua) sind belastbare Aussagen zur Bestandssituation nicht möglich. Zumindest in der Donau wird von Anglern und Berufsfischern über regelmäßige Fänge berichtet. Bei Fischbestandserfassungen mit Hilfe der Elektrofischerei taucht die Art nur selten und in geringer Stückzahl auf. Beispielsweise war bei Fischbestandserhebungen in der bayerischen Donau nur ca. jeder 3300ste Fisch ein Donau-Kaulbarsch (Ratschan 2012).

Fundortkarte

Donau-Kaulbarsch (Gymnocephalus baloni)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

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Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
6938 Regensburg
7038 Bad Abbach
7041 Münster
7136 Neustadt a.d.Donau
7141 Straubing
7142 Straßkirchen
7143 Deggendorf
7232 Burgheim Nord
7233 Neuburg a.d.Donau
7234 Ingolstadt
7235 Vohburg a.d.Donau
7236 Münchsmünster
7243 Plattling
7244 Osterhofen
7339 Ergoldsbach
7342 Landau a.d.Isar
7439 Landshut Ost
7446 Passau
7447 Obernzell
7448 Untergriesbach
7546 Neuhaus a.Inn
7833 Fürstenfeldbruck
7932 Utting am Ammersee
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Der Donau-Kaulbarsch besiedelt die Barben- und Brachsenregion der Fließgewässer. Er bevorzugt harten Untergrund mit moderaten Strömungsverhältnissen ("oligorheophil", Ratschan 2012), wobei eine Bindung an strukturreiche Habitate und Versteckplätze (z.B. Totholz) vorliegt. In Bezug auf verschiedene Flusskompartimente scheint der Donau-Kaulbarsch den Hauptstrom zu bevorzugen. Phasenweise, vor allem während der Laichzeit und möglicherweise auch zum Überwintern, suchen die Tiere aber auch strömungsberuhigte Nebenarme und Altwässer auf. Im Gegensatz zum Kaulbarsch ist der Donau-Kaulbarsch kein Schwarmfisch. Die Nahrungsaufnahme findet bei Dämmerung sowie in der Nacht statt. Sie besteht hauptsächlich aus benthischen Makroinvertebraten.

Die Laichzeit fällt in die Monate April und Mai. Die Eier werden oberflächlich auf Steinen, Kies oder auch Wasserpflanzen abgegeben. Milchner werden mit 1-2 Jahren (> 50 mm Totallänge), Rogner mit 2-3 Jahren (> 78 mm Totallänge) geschlechtsreif.

Phänologie

Der Donau-Kaulbarsch wurde aufgrund seiner Ähnlichkeit zum gewöhnlichen Kaulbarsch (G. cernua) erst spät als eigene Art erkannt. Für Ungeübte bzw. im Juvenilstadium kann die Unterscheidung dieser beiden Arten Probleme bereiten.

Merkmale:

  • Körper erscheint seitlich zusammengedrückt, hochrückig und gedrungen.
  • Großer Kopf mit stumpfer Schnauze, Übergang Kopf - Rumpf steiler als bei G. cernua
  • Flanken mit dunklen, oft verwaschenen Flecken in 4-6 Querbändern.
  • Zwei zusammenhängende Rückenflossen, die erste mit Stachelstrahlen. Oberrand der hinteren Rückenflosse in spitzem Winkel, fast senkrecht zum Schwanzstiel stehend (G. cernua deutlich flacher).
  • Zweiter Stachelstrahl der Afterflosse kürzer als der erste; Membran zwischen den Stachelstrahlen wenig eingebuchtet
  • Zwei spitze Knochendorne an den Kiemendeckeln.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Verlust natürlicher Lebensräume durch Verbauung (Längs- und Querbauwerke, Dämme, Stauhaltungen usw.)
  • Zerschneidung der Lebensräume und Isolierung von Teilpopulationen durch Querbauwerke
  • Barrieren in Nebengewässern verhindern die Migration zu dort befindlichen Laichhabitaten
  • Die Abtrennung von Altwässern vom Hauptstrom bewirkt den Verlust wichtiger Laich-, Aufwuchs- und Überwinterungshabitate
  • Negative Beeinflussung der Laichhabitate durch Wellenschlag oder Schwall-Sunk-Ereignisse
  • Konkurrenz durch invasive Arten (insbesondere pontokaspische Grundelarten)

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Verbesserung der Durchgängigkeit im Hauptstrom sowie in und zu den Nebengewässern
  • Wiedervernetzung von Auen- und Nebengewässern mit dem Hauptstrom
  • Renaturierung degradierter Gewässerabschnitte

Sonstige Hinweise

Auf Grund der späten Artbeschreibung und der verborgenen Lebensweise des Donau-Kaulbarsches ist bisher nur wenig zur Biologie und Ökologie der Art bekannt. Diesbezüglich besteht weiterhin Forschungsbedarf.

Ergänzende Informationen

Literatur

Kottelat & Freyhof (2007) - Handbook of European Freshwater Fisches. - Cornol, Berlin.

Petersen, B. & Ellwanger, G. (Bearb.) (2006): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 3: Arten der EU Osterweiterung. Schr.R. f. Landschaftspfl. u. Natursch., Heft 69/3

Ratschan, C. (2012): Verbreitung, Habitatwahl und Erhaltungszustand des Donaukaulbarsches (Gymnocephalus baloni Hol¿ík & Hensel, 1974) in Österreich. Österreichs Fischerei, 65 /2012, S. 218-231.