Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Schmalbindiger Breitflügel-Tauchkäfer (Graphoderus bilineatus)

Rote Liste Bayern: Ausgestorben oder verschollen
Rote Liste Deutschland: Vom Aussterben bedroht
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/schlecht
Erhaltungszustand Alpin:

Verbreitung und Bestandssituation

Das Areal dieses Wasserkäfers reicht von Mittel- und Nordeuropa bis Westsibirien. Heute liegen die deutschen Vorkommen an der westlichen Verbreitungsgrenze.

In Deutschland war die Art weit verbreitet, insbesondere im Norden und Osten. Inzwischen liegen nur mehr vereinzelte Nachweise aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern vor.

Die ursprünglich auch in Bayern weiter verbreitete Art konnte erst nach Jahrzehnten fehlender Nachweise in 2011 und 2013 im Raum Starnberger See nachgewiesen werden (Hendrich et al. 2014). Überraschenderweise konnte G. bilineatus in den Jahren 2018 bis 2020 auch in Nordbayern, mit mehreren Individuen und in verschiedenen Gewässern des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr festgestellt werden (Büttner 2020). Zudem wurde neuerdings bekannt, dass ein bereits 2011 im Tirschenreuther Teichgebiet gesammeltes Exemplar als ein Weibchen des G. bilineatus identifiziert werden konnte (Dettner et al. 2021). Nachweise ab 2011 sind in der aktuellen Verbreitungskarte nicht enthalten.

Mit den jüngsten Wiederfunden ist die Einstufung in der Roten Liste Bayerns als "ausgestorben oder verschollen" überholt. Im Rahmen der Fortschreibung der Roten Listen dürfte für G. bilineatus vermutlich die Gefährdungskategorie "vom Aussterben bedroht" gelten.

Fundortkarte

Schmalbindiger Breitflügel-Tauchkäfer (Graphoderus bilineatus)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Fundorte als Tabelle anzeigen

Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
6139 Falkenberg
8034 Starnberg Süd
8040 Eggstätt
8133 Seeshaupt
8334 Kochel a.See
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Graphoderus bilineatus besiedelt größere, doch meist flache meso- bis oligotrophe Stillgewässer, möglichst mit reicher Unterwasser- und Ufervegetation. Wichtig ist eine ausreichende Besonnung der Gewässer. Die aktuellen Habitate sind Moorgewässer, mesotrophe Weiher und Randbereiche vegetationsreicher oligotropher Seen.

Die Eiablage erfolgt in verschiedene luftgefüllte Pflanzenteile. Zur Verpuppung verkriechen sich die Larven an Land. Im Spätsommer schlüpfen die Käfer und suchen ein geeignetes Fortpflanzungsgewässer. Da die Entwicklungszeit nur gut 2 Monate beträgt, sind im Frühjahr die überwinternden Imagines im Gewässer anzutreffen und im Sommer die folgende Käfer-Generation.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • intensive Fischhaltung insbesondere mit Raubfischen (mit regelmäßigem Ablassen, Kalken und Entkrauten)
  • Ausbreitung des Sonnenbarsches als besonders agressiver Räuber
  • Eutrophierung der Gewässer durch Nährstoffeinträge aus dem Umfeld des Gewässers bzw. zu intensiver Fütterung in der Teichwirtschaft sowie Eintrag von Bioziden aus der Landwirtschaft
  • Gewässerverbauung und Beschattung von Uferzonen

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Extensive Teichwirtschaft
  • Entnahme von schattierenden Gehölzen
  • Anlage von Pufferzonen um Gewässer zur Reduzierung des Nährstoffeintrages
  • Förderung von Röhrichtgürteln und pflanzenreichen Flachwasserzonen

Ergänzende Informationen

Literatur

Graphoderus bilineatus, Artenportrait, BfN

Dettner K., Stepanski J. &K. Wolf (2021): Erstnachweis des Schwimmkäfers Graphoderus bilineatus (DE GEER, 1774) in Nordostbayern im Landkreis Tirschenreuth (Oberpfalz) mit Beiträgen zur Bestimmung von Graphoderus-Weibchen und Angaben zur Verbreitung der beiden FFH-Arten G. bilineatus und Dytiscus latissimus LINNAEUS,1758 in Bayern und Nachbargebieten. Naturwiss. Ges. Bayreuth 29 (125-140).

Büttner, R. (2020): Mehrere Nachweise von Dytiscus latissimus LINNAEUS, 1758 und Grapoderus bilineatus (DE GEER, 1774) auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr/Oberpfalz. Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 20: 91-100, Bamberg.

Hendrich, L., Hawlitschek, O., Toussant, E.F.A., Tänzler, R. & M. Balke (2014): Wiederfund des Schwimmkäfers Graphoderus austriacus (STURM, 1834) in Bayern sowie weitere aktuelle Vorkommen von Graphoderus bilineatus (DE GEER, 1774) im Gebiet des Starnberger Sees (Coleoptera: Dytiscidae, Noteridae, Hydrophilidae & Hydraenidae). - NachrBl. Bayer. Ent. 63 (1/"), 2014, München.

Hendrich, L., Faille, A., Hawlitschek, O. & R. Tänzler (2011): Wiederfund des Schwimmkäfers Graphoderus bilineatus (De Geer, 1774) (Coleoptera, Dytiscidae) nach über 25 Jahren in Bayern. - NachrBl. Bayer. Ent. 60 (3/4), 59-65.

HENDRICH, L. & BALKE, M. (2005): Graphoderus bilineatus (DE GEER, 1774) (Coleoptera: Dytiscidae). - In: PETERSEN, B., ELLWANGER, G., BIEWALD, G., HAUKE, U., LUDWIG, G., PRETSCHER, P., SCHRÖDER, E. & SSYMANK, A. (Hrsg.): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 1: Pflanzen und Wirbellose. - Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz. Bonn - Bad Godesberg (Landwirtschaftsverlag GmbH, Münster-Hiltrup) 69 (1): 388-396.

HENDRICH, L. & BALKE, M. (2000): Verbreitung, Habitatbindung, Gefährdung und mögliche Schutzmaßnahmen der FFH-Arten Dytiscus latissimus Linnaeus, 1758 (Der Breitrand) und Graphoderus bilineatus (De Geer, 1774) in Deutschland (Coleoptera: Dytiscidae). - Insecta 6: 98-114.