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Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes)
Rote Liste Bayern: | Gefährdet |
Rote Liste Deutschland: | |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/unzureichend |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Bernd Cegielka
Verbreitung und Bestandssituation
Die Asiatische Keiljungfer ist eine eurosibirische Art und von Mitteleuropa bis Japan verbreitet; nach Norden reicht das Areal bis zum 60. Breitengrad, nach Süden also in Iran, Irak, Türkei und Syrien wird sie durch Gomphus ubadschii ersetzt. In Europa reicht das Areal im Westen bis zu den Pyrenäen ist aber lückenhaft. Zum östlichen Teil hin nimmt die Dichte der Fundstellen zu.
War die Art in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts in den alten Bundesländern fast überall verschollen, wurde sie in praktisch jedem Fluss-System Deutschlands um die Jahrtausendwende wiederentdeckt, ist aber in Bayern immer noch selten. Für den Rhein ist beispielsweise die Ausbreitung der Art von Norden nach Süden im Bereich Elsass / Baden-Württemberg gut dokumentiert.
In Bayern sind aktuelle Vorkommen nur an Unterer Isar und Donau dokumentiert, ältere Nachweise existieren von Regnitz, Main und Main-Donau-Kanal. Mit weiteren Vorkommen an größeren Flüssen mit Unterlaufcharakter ist zu rechnen.
Lebensraum und Lebensweise
Die Asiatische Keiljungfer besiedelt die Mittel- und Unterläufe größerer Fließgewässer. Für die Entwicklung der Larven ist ein sandig-schlammiges Substrat entscheidend, wie es in strömungsberuhigten, strandähnlichen Uferbereichen ("Gleithang-Situation") z.B. hinter Buhnen, umgestürzten Bäumen oder in Hafenbecken zu finden ist. Anders als die Larven sind die Imagines (Geschlechtsstadium der Libellen) der Asiatischen Keiljungfer sehr mobil und nutzen insektenreiche Lebensräume in mehr als 30 Kilometer Entfernung zum Larvalgewässer als Jagdrevier.
Die Asiatische Keiljungfer ist eine typische Sommerart mit langer Flugzeit bis Ende August, vereinzelt noch bis Oktober. Die Männchen führen Patrouillenflüge zur Suche nach Weibchen durch, welche nur zur Kopulation und Eiablage am Gewässer erscheinen. Die Entwicklungszeit der Larven beträgt zwei bis drei Jahre, wobei die letzte Überwinterung abhängig von der Zeit der Eiablage in verschiedenen Stadien erfolgt; der Schlupf erfolgt ab Anfang Juni und wenig synchronisiert.
Phänologie
Hauptflugzeit von Mitte Juni bis Ende September
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Gewässerausbau mit Veränderungen der natürlichen Dynamik, insbesondere durch Uferverbauungen, Zunahme der Fließgeschwindigkeit und Verlust von Feisediment
- Gewässerverschmutzung und Nährstoffeinträge
- Wasserwirtschaftliche Unterhaltungsmaßnahmen, insbesondere Ausbaggerung von Schlammablagerungen
- Wellenschlag durch Boote und Schiffe, der schlüpfende Imagines gefährdet.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Wiederherstellung natürlicher bzw. naturnaher, reich strukturierter, unzerschnittener, durchgängiger Fließgewässerabschnitte mit essenziellen Habitatstrukturen der Art (z.B. Wechsel besonnter und beschatteter Abschnitte, variierende Fließgeschwindigkeit durch Mäander),
- Wiederherstellung natürlicher, dynamischer Auenbereiche unter besonderer Förderung einer intakten Flussmorphologie mit einer naturnahen Überflutungs- und Geschiebedynamik,
- Minimierung von Nährstoff- und Schadstoffeinträgen aus der Umgebung der Laichgewässer durch Anlage von mind. 20 m breiten Pufferzonen bzw. Nutzungsextensivierung der angrenzenden Flächen,
- Schonende Unterhaltungsmaßnahmen an den besiedelten Gewässerabschnitten,
- Sicherung der Larvalhabitate (strömungsberuhigte Bereiche mit Feinsedimentablagerungen).
Sonstige Hinweise
Aufgrund der engen Bindung an nur mäßig ausgebaute Flüsse mit naturnaher Gewässer- und Strömungsdynamik sowie unbefestigten Uferstrukturen gilt Gomphus flavipes als Indikator für naturnahe Substratverhältnisse.
Ergänzende Informationen
Gomphus flavipes, Artenportrait, BfN
Wildermuth, H. & A. Martens (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. Wiebelsheim: Quelle & Meyer Verlag. 960 S.