Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)

Rote Liste Bayern: Gefährdet
Rote Liste Deutschland: Gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/unzureichend
Erhaltungszustand Alpin: Unbekannt

Verbreitung und Bestandssituation

Die Breitflügelfledermaus besiedelt weite Teile Europas vom Mittelmeergebiet bis etwa zum 55. Grad nördlicher Breite (Südengland, Dänemark, Südschweden und weiter nach Osten). Auch in der Türkei, im Nahen Osten, in Zentralasien bis China und Taiwan ist die Art verbreitet.

Innerhalb Deutschlands ist sie im norddeutschen Flachland wesentlich häufiger als in den Mittelgebirgen und im Süden.

In Bayern ist die Verbreitung lückenhaft: relativ gleichmäßig verbreitet bis lokal häufig ist die Breitflügelfledermaus im Westen (Schwaben, Mittelfranken) und in Teilen Ostbayerns, im übrigen Gebiet fehlt sie über weite Strecken oder ist selten. Eine schlüssige Erklärung für dieses Verbreitungsbild durch die Faktoren Klima, naturräumliche Ausstattung oder Nahrungsangebot gibt es nicht.

Die Verbreitung im Winter zeigt eine hohe Übereinstimmung mit der Sommerverbreitung. Dies legt nahe, dass die Breitflügelfledermaus saisonal nur kurze Wanderstrecken zurücklegt. Die meisten Winterquartiere befinden sich in der Frankenalb sowie im Mittelfränkischen Becken und den Mainfränkischen Platten. Vereinzelt sind auch Vorkommen in den Alpen bekannt.

Fundortkarte

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Fundorte als Tabelle anzeigen

Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5426 Hilders
5427 Helmershausen
5526 Bischofsheim a.d.Rhön
5527 Mellrichstadt
5625 Wildflecken
5627 Bad Neustadt a.d.Saale
5637 Hof
5725 Stangenroth
5726 Bad Kissingen Nord
5730 Heldburg
5731 Coburg
5733 Kronach
5735 Schwarzenbach a.Wald
5825 Hammelburg
5826 Bad Kissingen Süd
5827 Maßbach
5831 Seßlach
5833 Burgkunstadt
5834 Kulmbach
5836 Münchberg
5920 Alzenau i.UFr.
5921 Schöllkrippen
5922 Frammersbach
5924 Gemünden a.Main
5925 Gauaschach
5934 Thurnau
6020 Aschaffenburg
6021 Haibach
6023 Lohr a.Main
6024 Karlstadt
6121 Heimbuchenthal
6123 Marktheidenfeld
6124 Remlingen
6125 Würzburg Nord
6129 Burgwindheim
6130 Burgebrach
6131 Bamberg Süd
6132 Buttenheim
6133 Muggendorf
6134 Waischenfeld
6221 Miltenberg
6223 Wertheim
6224 Helmstadt
6225 Würzburg Süd
6226 Kitzingen
6227 Iphofen
6231 Adelsdorf
6232 Forchheim
6233 Ebermannstadt
6234 Pottenstein
6235 Pegnitz
6325 Giebelstadt
6326 Ochsenfurt
6327 Markt Einersheim
6328 Scheinfeld
6329 Baudenbach
6331 Röttenbach
6332 Erlangen Nord
6334 Betzenstein
6335 Auerbach i.d.OPf.
6421 Buchen (Odenwald)
6426 Aub
6427 Uffenheim
6428 Bad Windsheim
6429 Neustadt a.d.Aisch
6432 Erlangen Süd
6434 Hersbruck
6435 Pommelsbrunn
6436 Sulzbach-Rosenberg Nord
6439 Tännesberg
6527 Burgbernheim
6528 Marktbergel
6529 Markt Erlbach
6531 Fürth
6533 Röthenbach a.d.Pegnitz
6534 Happurg
6537 Amberg
6539 Nabburg
6627 Rothenburg ob der Tauber
6628 Leutershausen
6629 Ansbach Nord
6630 Heilsbronn
6631 Roßtal
6632 Schwabach
6633 Feucht
6634 Altdorf b.Nürnberg
6635 Lauterhofen
6639 Wackersdorf
6642 Waldmünchen
6727 Schillingsfürst
6729 Ansbach Süd
6730 Windsbach
6731 Abenberg
6732 Roth
6734 Neumarkt i.d.OPf.
6736 Velburg
6737 Schmidmühlen
6738 Burglengenfeld
6739 Bruck i.d.OPf.
6741 Cham West
6828 Feuchtwangen Ost
6829 Ornbau
6830 Gunzenhausen
6831 Spalt
6832 Heideck
6833 Hilpoltstein
6834 Berching
6836 Parsberg
6837 Kallmünz
6839 Nittenau
6841 Roding
6842 Miltach
6844 Lam
6927 Dinkelsbühl
6929 Wassertrüdingen
6930 Heidenheim
6931 Weißenburg i.Bay.
6932 Nennslingen
6933 Thalmässing
6934 Beilngries
6937 Laaber
6938 Regensburg
6939 Donaustauf
6942 Sankt Englmar
6943 Viechtach
6944 Bodenmais
6945 Zwiesel
6946 Hirschbach
7028 Unterschneidheim
7029 Oettingen i.Bay.
7030 Wolferstadt
7031 Treuchtlingen
7032 Bieswang
7033 Titting
7034 Kipfenberg
7035 Schamhaupten
7036 Riedenburg
7037 Kelheim
7041 Münster
7042 Bogen
7043 Ruhmannsfelden
7044 Regen
7045 Frauenau
7047 Finsterau
7128 Nördlingen
7129 Deiningen
7130 Wemding
7131 Monheim
7132 Dollnstein
7133 Eichstätt
7134 Gaimersheim
7136 Neustadt a.d.Donau
7141 Straubing
7143 Deggendorf
7144 Lalling
7146 Grafenau
7147 Freyung
7228 Neresheim-Ost
7229 Bissingen
7230 Donauwörth
7231 Genderkingen
7232 Burgheim Nord
7233 Neuburg a.d.Donau
7234 Ingolstadt
7236 Münchsmünster
7241 Pilsting
7242 Wallersdorf
7243 Plattling
7244 Osterhofen
7245 Schöllnach
7246 Tittling
7247 Waldkirchen
7248 Jandelsbrunn
7327 Giengen an der Brenz
7328 Wittislingen
7329 Höchstädt a.d.Donau
7330 Mertingen
7332 Burgheim Süd
7334 Reichertshofen
7344 Pleinting
7345 Vilshofen
7347 Hauzenberg
7427 Sontheim a.d.Brenz
7428 Dillingen a.d.Donau West
7429 Dillingen a.d.Donau Ost
7430 Wertingen
7431 Thierhaupten
7432 Pöttmes
7434 Hohenwart
7439 Landshut Ost
7445 Ortenburg
7446 Passau
7527 Günzburg
7528 Burgau
7529 Zusmarshausen
7531 Gersthofen
7533 Kühbach
7536 Freising Nord
7537 Moosburg a.d.Isar
7539 Geisenhausen
7625 Ulm-Südwest
7626 Ulm-Südost (Neu-Ulm)
7628 Jettingen
7629 Dinkelscherben
7630 Westheim b.Augsburg
7631 Augsburg
7637 Erding
7642 Wurmannsquick
7644 Triftern
7645 Rotthalmünster
7726 Illertissen
7728 Krumbach (Schwaben)
7730 Großaitingen
7731 Mering
7732 Mammendorf
7734 Dachau
7739 Schwindegg
7740 Ampfing
7741 Mühldorf a.Inn
7742 Altötting
7743 Marktl
7827 Babenhausen
7830 Schwabmünchen
7831 Egling a.d.Paar
7832 Türkenfeld
7833 Fürstenfeldbruck
7839 Haag i.OB
7842 Burghausen
7843 Burghausen Ost
7926 Rot a.d.Rot
7927 Amendingen
7929 Bad Wörishofen
7932 Utting am Ammersee
7933 Weßling
7934 Starnberg Nord
7935 München-Solln
7937 Grafing b.München
7941 Trostberg
7943 Tittmoning Ost
8027 Memmingen
8028 Markt Rettenbach
8029 Kaufbeuren-Neugablonz
8030 Waal
8031 Denklingen
8034 Starnberg Süd
8035 Sauerlach
8039 Bad Endorf
8043 Laufen
8126 Leutkirch im Allgäu-Ost
8127 Bad Grönenbach
8128 Obergünzburg
8129 Kaufbeuren
8132 Weilheim i.OB
8133 Seeshaupt
8134 Königsdorf
8137 Bruckmühl
8138 Rosenheim
8143 Freilassing
8227 Kempten (Allgäu)
8228 Wildpoldsried
8229 Marktoberdorf
8230 Lechbruck
8231 Peiting
8232 Uffing a.Staffelsee
8234 Penzberg
8239 Aschau i.Chiemgau
8241 Ruhpolding
8242 Inzell
8243 Bad Reichenhall
8324 Wangen im Allgäu West
8325 Wangen im Allgäu Ost
8333 Murnau a.Staffelsee
8334 Kochel a.See
8338 Bayrischzell
8344 Berchtesgaden Ost
8424 Lindau (Bodensee)
8427 Immenstadt i.Allgäu
8428 Hindelang
8429 Pfronten
8431 Linderhof
8432 Oberammergau
8434 Vorderriß
8527 Oberstdorf
8528 Hinterstein
8532 Garmisch-Partenkirchen
8627 Einödsbach
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Die Breitflügelfledermaus besiedelt bevorzugt tiefere Lagen mit offenen bis parkartigen Landschaften, die auch ackerbaulich dominiert sein können. Ein hoher Grünlandanteil ist jedoch von Vorteil.

Die Art jagt in unterschiedlichen Höhen, je nach Beschaffenheit der Umgebung: Man kann sie sowohl in einiger Höhe beim Absuchen von Baumkronen nach schwärmenden Insekten beobachten als auch über Viehweiden oder Wiesen. Schlagopfer an Windenergieanlagen zeigen, dass sie gelegentlich auch deutlich oberhalb der Baumkronen fliegt. Breitflügelfledermäuse zeigen hohe Flexibilität und saisonale Variabilität in der Wahl ihrer Beutetiere: Bevorzugt sind Käfer (z. B. Maikäfer, Dung- und Mistkäfer), Schmetterlinge und Zweiflügler, aber auch Köcherfliegen, Netz- und Hautflügler, Wanzen und Spinnen werden verzehrt. Auf frisch gemähten Wiesen wird auch am Boden Beute ergriffen.

Die Sommerquartiere von Wochenstuben und Einzeltieren befinden sich in spaltenförmigen Verstecken im Dachbereich von Gebäuden (Wohnhäuser, Kirchen etc.): unter Firstziegeln, hinter Verschalungen, hinter Fensterläden usw. Die trächtigen Weibchen finden sich im April in Gruppen von meist 15 bis 60 Tieren zusammen (selten über 200), um ihre Jungen zur Welt zu bringen. Koloniewechsel in nahe gelegene Ausweichquartiere kommen gelegentlich vor, auch kleine Männchenkolonien sind für die Art bekannt.

Die meisten Winternachweise stammen aus Höhlen und anderen unterirdischen Quartieren, aber Überwinterung ist auch in Zwischendecken von Gebäuden nachgewiesen - derartige Quartiere werden jedoch nur zufällig bekannt und können nicht systematisch untersucht werden. Möglicherweise spielen oberirdische Winterquartiere eine weit größere Rolle als bekannt ist.

Breitflügelfledermäuse gelten als standorttreue Fledermäuse, da ihre Winterquartiere meist weniger als 50 km vom Sommerlebensraum entfernt sind.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Beeinträchtigung der Jagdlebensräume durch schleichende Habitatveränderungen, vor allem Strukturwandel in der Landwirtschaft mit Verlust von Grünland und Weidevieh (Verringerung der Freilandhaltung). Beides bedeutet eine Reduktion der Jagdgebiete und Verringerung der verfügbaren Nahrung z. B. von Dungkäfern
  • Entwurmungsmittel und andere, oft lediglich präventiv eingesetzte Arzneimittel bei Rindern gelangen in den Kot und hemmen wegen ihrer toxischen Wirkung die Entwicklung der Dungkäfer
  • Beeinträchtigung/Zerstörung der Wochenstubenquartiere an Gebäuden durch unsachgemäße Renovierungsmaßnahmen oder Vertreibung. Dachsanierungen im Winter, die für andere Arten oft unproblematisch sind, können eine Gefährdung darstellen
  • Gifte im Jagdgebiet (Insektizide, Herbizide) und in den Quartieren (Holzschutzmittel)
  • Sonstige Störungen, z. B. Störungen im Winterquartier

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Erhöhung/Optimierung des Nahrungsangebots insbesondere durch Förderung der Weidetierhaltung und Aufklärung der Landwirte bzgl. der Auswirkungen von Entwurmungsmitteln
  • Erhöhung/Sicherung eines hohen Quartierangebotes im Siedlungsraum (Spaltenquartiere im Dachbereich)
  • Sicherung sowie Anlage neuer (unzerschnittener) linearer Strukturen zwischen Wochenstube und Nahrungshabitat
  • Minimierung von Störungen an bekannten Winter- und Schwarmquartieren (Vergitterung, Besucherlenkung, Informationstafeln)

Sonstige Hinweise

Die Funde überwinternder Tiere in Gebäuden in Zwischendecken oder zwischen Isolationsmaterial deuten darauf hin, dass sich in derartigen Quartieren vielleicht ein großer Teil der Tiere im Winter aufhält. Das muss in den Hauptverbreitungsgebieten bei Baumaßnahmen an Gebäuden im Winterhalbjahr berücksichtigt werden.

In den Hauptverbreitungsgebieten der Breitflügelfledermaus ist bei Sanierungs- und Renovierungsarbeiten von Gebäuden erhöhte Vorsicht geboten, auch außerhalb der Wochenstubenzeit.

Die Breitflügelfledermaus ist eine seltene Art, der kurzfristige Trend (25 Jahre), ermittelt anhand der Anzahl an Tieren in den kontrollierten Winterquartieren, erscheint stabil, auch wenn die Zahl der pro Jahr gefundenen Tiere nicht hoch ist. In der Roten Liste Bayern ist sie als gefährdet eingestuft.

Ergänzende Informationen

Meschede, A. & B.-U. Rudolph (Bearb.) (2004): Fledermäuse in Bayern. - Ulmer, Stuttgart.

Meschede, A. & B.-U. Rudolph (2010): 1985 - 2009: 25 Jahre Fledermausmonitoring in Bayern. - Schriftenr. des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Augsburg.

Breitflügelfledermaus, Arten des Anhang IV der FFH-Richtlinie, BfN

Fledermäuse an Gebäuden, LfU