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Kreuzkröte (Epidalea calamita)
Rote Liste Bayern: | Stark gefährdet |
Rote Liste Deutschland: | Stark gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | Günstig |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Christof Martin
Verbreitung und Bestandssituation
Das Areal der Kreuzkröte reicht von der Iberischen Halbinsel bis West-Weißrussland und die nordwestliche Ukraine, mit isolierten Vorkommen auf den Britischen Inseln. Nach Norden werden Dänemark und Südschweden erreicht.
In tieferen und mittleren Lagen Deutschlands ist die Kreuzkröte flächendeckend verbreitet. Bevorzugt werden Sekundärlebensräume des Flach- und Hügellandes. In Norddeutschland ist sie gelegentlich auch in Primärhabitaten zu finden. Überregionale Bedeutung haben die Vorkommen in Tagebaufolgelandschaften im Süden Brandenburgs sowie im Nordosten Sachsens.
Verbreitungsschwerpunkte in Bayern sind das Mittelfränkische Becken, das Oberpfälzisch-Obermainische Hügelland, die Donau-Iller-Lech-Platten, das Donau-Isar-Hügelland und das untere Isartal . Das Alpenvorland bildet die südliche Verbreitungsgrenze, wobei aber der Südosten nicht besiedelt wird. Höhere Lagen werden in der Regel gemieden.
Die Bestände der Kreuzkröte sind in Bayern stark zurückgegangen, die Art ist daher stark gefährdet.
Lebensraum und Lebensweise
Die Kreuzkröte ist eine klassische Pionierart des offenen bis halboffenen, trocken-warmen Geländes mit lockeren und sandigen Böden. Das sind bzw. waren Sand- und Kiesbänke, Schwemmsandbereiche, Küsten- und Binnendünen sowie Überschwemmungstümpeln in Auen natürlicher Fließgewässer. Da es kaum noch solche Primärhabitate gibt, besiedelt die Art heutzutage fast ausschließlich Sekundärlebensräume, die offene, vegetationsarme bis -freie Flächen mit Versteckmöglichkeiten sowie kleine und nahezu unbewachsene, temporäre Gewässer mit Flachufern besitzen. Das sind Abbaustellen (meist Kies- und Sandgruben), Industrie- und Gewerbebrachen bzw. Bauplätze, militärische Übungsplätze, aber auch Kahlschläge, Bahngelände oder Agrarlandschaften.
Zum Laichen bevorzugt die Art eindeutig ephemere fischfreie und sonnige Gewässer, meist flache Pfützen und Tümpel ohne oder nur mit spärlichem Pflanzenbewuchs, aber auch größere Gewässer, wenn sie ähnliche Flachwasserzonen aufweisen und fischfrei sind. Eine strenge Bindung an das Geburtsgewässer ist nicht bekannt.
In der Laichperiode von April bis August halten sich die paarungsbereiten Tiere in der Nähe der (potenziellen) Laichgewässer auf. Die Männchen streifen umher und besetzen vor allem nach Regenfällen neu entstandene Pfützen sofort; die Weibchen kommen nur für wenige Tage ans Gewässer und laichen auch nur einmal ab. Die 1-2 m langen, ein- oder doppelreihigen Laichschnüre, die wenige cm tiefem Wasser am Boden abgelegt werden, enthalten im Durchschnitt über 3.000 Eier. Innerhalb einer Population können früh- und spätlaichende Weibchen auftreten; damit wird selbst bei erfolgloser Frühjahrsbrut eine Reproduktion gewährleistet.
Der Aktionsradius der Tiere beträgt in der Regel bis zu 1 km bis maximal 5 km (bzw. 300 m pro Nacht). Die Ausbreitung erfolgt fast ausschließlich durch Jungkröten.
Kreuzkröten haben - als Anpassung an das hohe Austrocknungsrisiko der Laichgewässer - mit knapp 3 Wochen die kürzeste Entwicklungszeit aller heimischen Froschlurche; in einem sonnigen Frühjahr sind schon Ende Mai Hüpferlinge unterwegs. Bei kälteren Temperaturen schlüpfen die Kaulquappen aber auch erst nach 2 Wochen, und die Jungkröten sind erst nach 3 Monaten fertig metamorphisiert. Sie halten sich an den feuchten Uferrändern auf und sind auch bei stärkster Sonneneinstrahlung bzw. Wärme zunächst tagaktiv. Die Alttiere sind dämmerungs- und nachtaktiv und sitzen tagsüber in selbst gegrabenen Bodenverstecken, unter Steinen, Totholz, in Halden, Böschungen oder Mäusegängen, wo sie - in ausreichender Tiefe, aber oberhalb der Wasserlinie - meist auch überwintern. Kreuzkröten sind nach zwei Jahren geschlechtsreif und können sieben Jahre alt werden.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Verlust von Primärlebensräumen allgemein
- grundsätzliche Unterbindung der Dynamik durch Gewässerverbauung bzw. sofortige Beseitigung von Auflandungen und Tümpeln nach Hochwässern )
- Rekultivierung von Abbaustellen mit Beseitigung von Gewässern und Kleinstrukturen
- Veränderung der Abgrabungstechnik in Abbaugebieten, wodurch die Dynamik auf der Fläche verloren geht
- Wegfall bäuerlicher oder kommunaler Kleinabbaustellen
- Intensivierung der Landbewirtschaftung im direkten Umfeld (Einzugsgebiet) der Laichgewässer, insbesondere Umwandlung von Grünland in Ackerflächen
- Änderungen im Übungsbetrieb von Standort- und Truppenübungsplätzen (Wegfall von Fahrten mit schweren Fahrzeugen, insbesondere Panzern)
- Einsetzen von Fischen oder Krebsen in Laichgewässer
- Sukzession von Kleingewässern und dadurch zunehmende Besiedlung durch Großwasserkäfern, Großlibellen oder andere Amphibienarten
- Zerschneidung von Lebensräumen, insbesondere Trennung von Laichgewässern und Landlebensräumen / Winterquartieren
- Zunehmende Isolierung von (Rest-) Populationen
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Erhaltung und Neuanlage von flachen Kleingewässern; am besten in Abbaustellen oder Verfüllungsflächen, da dort in der Regel auch ein geeigneter Landlebensraum vorhanden ist
- Entnahme von Gehölzen, die frühere oder potenzielle Laichgewässer beschatten
- Anlage von Pufferstreifen um nachgewiesene Laichgewässer (-komplexe), die Nähr- und Schadstoffeinträge aus angrenzenden Intensivnutzungen verhindern, sowie Umwandlung von Ackerflächen in extensiv genutzte Grünlandflächen im Umfeld
- Abfischen von Gewässern
- Renaturierung von Fließgewässern, um eine standörtliche Vielfalt wiederherzustellen und insbesondere um die Bildung von Überschwemmungstümpeln zu ermöglichen
- Umsetzung geeigneter Amphibienschutzmaßnahmen an Straßen im Bereich der Wanderkorridore
Allgemein gilt: Neben der Anlage der Laichgewässer muss eine dauerhafte Pflege der Strukturen gewährleistet sein.
Sonstige Hinweise
Wie für Pionierarten typisch, werden oft Metapopulationen mit mehreren 100 bis 1.000 Individuen gebildet, mit starken Bestandsschwankungen durch hohe Mortalitäts- und Reproduktionsraten. Insofern sind einjährige Bestandsaufnahmen äußerst vorsichtig zu interpretieren.
Ergänzende Informationen
Sinsch, U. (2008): Bufo calamita - Kreuzkröte. In: Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas Band 5/II, Froschlurche (Anura) II, 337-411.
Laufer, H., Sowig, P. (2007): Kreuzkröte Bufo calamita LAURENTI, 1768. In: Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs, 335-356.
SACHTELEBEN, J. & SCHAILE, K. (2019): Kreuzkröte Epidalea calamita (Laurenti, 1768), S. 224-232. - In: Andrä. E., Aßmann, O., Dürst, T., Hansbauer, G. & Zahn, A. (2019): Amphibien und Reptilien in Bayern. - Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer. 783 S.
Praxismerkblatt der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz der Schweiz (pdf)