Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Scharlach-Plattkäfer (Cucujus cinnaberinus)

Rote Liste Bayern:
Rote Liste Deutschland: Vom Aussterben bedroht
Erhaltungszustand Kontinental: Günstig
Erhaltungszustand Alpin: Günstig

Verbreitung und Bestandssituation

Die Art ist ein boreomontanes-kontinentales Faunenelement und palaearktisch verbreitet. Sie besiedelt Asien, Nord- und Osteuropa sowie das östliche Mitteleuropa. Reliktvorkommen gibt es in Italien und in Spanien.

Ein seit 2003 vermutetes Vorkommen am Oberrhein bei Rastatt (Baden-Württemberg) konnte seit 2008 bestätigt werden. Ob es sich um ein autochthones Vorkommen handelt, ist nicht geklärt. In Bayern besiedelt die Art zwei Lebensraumtypen: zum einen fließgewässernahe Bergmischwälder in der submontanen und montanen Höhenstufe (auch im Bayerischen Wald) und zum anderen Auwälder entlang der dealpinen Flüsse Isar, Weißach, Inn, Saalach, Salzach, Tiroler Achen und Alz sowie unterer Lech und Wertach. 2009 wurde die Art auch an der Donau bei Rohrenfeld nachgewiesen.

Für die deutlich häufigeren Funde im letzten Jahrzehnt dürften vor allem die gezielten Suchen nach Larven verantwortlich sein. Von knapp 50 Nachweisen in der ASK stammen über 90 % aus den letzten fünfzehn Jahren. Zusätzlich hat die LWF diverse Nachweise im Rahmen von FFH-Managementplänen gesammelt.

Die Art ist in Bayern nach aktuellem Kenntnisstand nicht gefährdet (nach Roter Liste Bayerns noch Status R).

Fundortkarte

Scharlach-Plattkäfer (Cucujus cinnaberinus)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

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Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
7231 Genderkingen
7243 Plattling
7244 Osterhofen
7431 Thierhaupten
7536 Freising Nord
7537 Moosburg a.d.Isar
7546 Neuhaus a.Inn
7631 Augsburg
7636 Freising Süd
7645 Rotthalmünster
7731 Mering
7741 Mühldorf a.Inn
7742 Altötting
7743 Marktl
7744 Simbach a.Inn
7745 Rotthalmünster Süd
7831 Egling a.d.Paar
7833 Fürstenfeldbruck
7941 Trostberg
7942 Tittmoning
7943 Tittmoning Ost
8043 Laufen
8140 Prien a.Chiemsee
8141 Traunstein
8143 Freilassing
8144 Freilassing Ost
8238 Neubeuern
8243 Bad Reichenhall
8335 Lenggries
8336 Rottach-Egern
8433 Eschenlohe
8434 Vorderriß
8435 Fall
8437 Josefsthal Süd
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Scharlachkäfer besiedeln morsche, pilzbefallene Laubbäume in Tal- und Hanglagen verschiedener Bach- und Flussläufe. Bisher wurden sie in Laub- und Mischwäldern, Auwäldern sowie montanen Buchen- und Tannenwäldern? nachgewiesen. Als Baumarten werden Eiche, Buche, Pappeln (auch Hybridpappelforste!), Ahorn, Weide, Ulme, aber auch Fichte, Tanne und Kiefer besiedelt. An Laubhölzern ist die Art polyphag, bevorzugt werden jedoch starke Silberweiden und Pappeln (Populus spp.) angenommen.

Wichtig ist das Vorhandensein von stehendem und/oder liegendem Starktotholz mit Durchmessern von >20, besser >50 cm oder Hochstubben >50 cm Höhe. Das Totholz sollte 1-5 Jahre alt sein mit Zersetzungsgraden Z1 und Z2, d h. die Rinde sollte sich gerade ablösen, und darunter sollte es feucht und "fettglänzend" sein, teilweise mit Rhizomorphen. Ameisen oder mulmiges Substrat deuten auf ungeeignete Bedingungen hin. Die sehr stark abgeplattete Larve frisst den morschen Bast und ernährt sich wohl teilweise auch räuberisch. Am Ende des ersten Sommers ist sie fast ausgewachsen und verpuppt sich im Juli des folgenden Jahres. Wenige Wochen später verlassen die Käfer die Puppenwiegen. Diese ungewöhnliche Strategie kann dadurch erklärt werden, dass im Hauptlebensraum des Auwaldes mit periodischen Überschwemmungen nur der mobile Käfer am Brutbaum steigenden Wasserständen entgehen kann.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Zu kurzer Verbleib von Totholz im Wald (der Käfer hat eine zweijährige Entwicklungszeit), u.a. durch Entfernung von liegendem Totholz im Wald als Brennholz durch Selbstwerber;
  • Verlust geeigneter Brutbäume bei Durchforstungen in bewirtschafteten Wäldern;
  • Isolierung der Vorkommen, insbesondere entlang der Flusstäler.

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Gezielte Anlage geeigneter Larvenhabitate z. B. durch Belassen von Hochstubben oder anderem Totholz (s. o.), bevorzugt von Laubbäumen, im Bergmischwald vor allem Ahorn und Rotbuche.

Sonstige Hinweise

Da die Tiere mit Treibholz verdriftet oder mit Brennholz verfrachtet werden können, sind Funde auch an untypischen Orten möglich. Aus Bayern liegen solche Nachweise bislang nicht vor. Die neueren Funde lassen auf eine ursprünglich weitere Verbreitung schließen.

Die Erfassung der Art durch Suche nach Larven unter Rinde ist nicht zerstörungsfrei möglich und darf daher nur qualitativ, nicht quantitativ erfolgen (s. Kartieranleitung).

Achtung: Die Larven ähneln denen von Feuerkäfern (Familie Pyrochroidae), d h. hier besteht große Verwechslungsgefahr! Insofern sind Funde durch Spezialisten zu bestätigen

Ergänzende Informationen

Literatur

Cucujus cinnaberinus, Artenportrait, BfN

Bussler, H. (2002): Untersuchungen zur Faunistik und Ökologie von Cucujus cinnaberinus (SCOP.,1763) in Bayern (Coleoptera, Cucujidae). - NachrBl. bayer. Ent. 51 (3/4), 42-60.

LWF (2006) Artenhandbuch der für den Wald relevanten Arten der Anhänge II FFH-RL und I VS-RL (4. Fassung 6/2006).

Petersen, B., Ellwanger, G., Biewald, G., Hauke, U., Ludwig, G., Pretscher, P., Schröder, E. & A. Ssymank (2003): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 - Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 1: Pflanzen und Wirbellose. Schr. reihe f. Landschaftspflege u. Naturschutz Heft 69/Band 1. Bundesamt für Naturschutz, Bonn - Bad Godesberg.