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Feldhamster (Cricetus cricetus)
Rote Liste Bayern: | Vom Aussterben bedroht |
Rote Liste Deutschland: | Vom Aussterben bedroht |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/schlecht |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Helmut Heimpel
Verbreitung und Bestandssituation
Feldhamster kommen von West- und Mitteleuropa bis Ostasien vor. Ursprünglich sind sie Steppenbewohner, bei uns leben sie in weitläufigen Ackerlandschaften mit tiefgründigen Löss- und Lösslehmböden. In Bayern findet man Feldhamster noch in den fränkischen Gäulagen westlich von Ochsenheim, südlich und nordöstlich von Würzburg bis Schweinfurt und nördlich von Niederwerrn.
Die ehemaligen Vorkommen am Main von Miltenberg bis Aschaffenburg, in Schwaben und Oberfranken sind nicht mehr existent.
Der Feldhamster ist in Bayern stark gefährdet. Die Besiedlungsdichten sind innerhalb der vergangenen Jahrzehnte überall stark zurückgegangen. Auch heute noch nimmt seine Zahl deutlich ab.
Lebensraum und Lebensweise
Grundsätzlich können Feldhamster jede Fläche dauerhaft besiedeln, die offen und deren Untergrund gut grabbar, gleichzeitig stabil und grundwasserfern ist. Ideale Bodenart ist der tiefgründige Löss, wie er z. B. in den fränkischen Gäulandschaften vorkommt.
Bis zum Frühsommer findet man die meisten Baue in Winterkulturen, die bereits im Herbst davor ausreichend Deckung und Futter boten. Winterbaue, die in Hackfrüchten liegen, werden in aller Regel nach der Ernte schnell verlassen, denn hier ist der Boden im Frühjahr kahl und es gibt weder Nahrung noch Deckung.
Flächen mit Sommergetreide, Mais, Zuckerrüben, Sonnenblumen oder Ackerbohnen werden dann wieder besiedelt, sobald der Aufwuchs dicht genug ist. Auch später im Jahr legen insbesondere Männchen immer wieder neue Baue an, die sie dann oft tageweise wechseln. Junghamster beziehen gerne verlassene Baue.
Die Tiere können hervorragend graben. Sie legen unterirdische Baue an, die aus Kammern mit Verbindungsröhren bestehen; die Eingänge führen meist steil nach unten. Im Sommer liegen die Baue oft nur 30 - 60 cm, im Winter über 1 m tief unter der Bodenoberfläche. Die Tiere kommen meist nur in der Dämmerung und nachts aus ihren Bauen. Sie ernähren sich von Pflanzenteilen, vor allem von Wurzeln, Knollen und Samen, fressen aber auch Kleintiere wie Schnecken, Regenwürmer, Käfer oder junge Mäuse.
Feldhamster sind Einzelgänger, nur zur Paarungszeit lassen die Weibchen Männchen in ihren Bau. Weibchen können ein- bis dreimal pro Jahr 5 - 12 Junge zur Welt bringen, die nach etwa vier Wochen selbstständig sind und den Bau verlassen. Nur wenige Tiere werden älter als ein Jahr.
Im Spätsommer sammeln ("hamstern") die Tiere Getreide- und Maiskörner, Hülsenfrüchte oder Zuckerrübenschnitzel und tragen sie in den Backentaschen in eigens angelegte Kammern im Bau. Dort dienen sie als Wintervorrat. Schon weniger als 2 kg reichen einem Feldhamster zum Überwintern aus. Je nach Region beginnt er im September/Oktober mit dem Winterschlaf. Dieser wird zum Fressen immer wieder kurz unterbrochen und endet im April/Mai.
Feldhamster sind normalerweise nicht sehr wanderfreudig, können aber auch Wegstrecken von über 1 km zurücklegen. Die Reviere der Männchen sind oft über 2 ha groß, die der Weibchen deutlich kleiner.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Sehr schnelle Ernte auf großen Flächen und sofortiger Umbruch der Felder: Dadurch fehlen schlagartig Nahrung und Deckung
- Verletzung der Tiere durch Tiefpflügen; Erdrücken durch schwere Maschinen
- Veränderte Feldfrüchte-Spektren (z. B. kaum mehr Luzerne) und Anbaumethoden
- Lebensraumverlust durch Wohn- und Gewerbegebiete sowie Rohstoffabbau, aber auch durch Ausgleichsmaßnahmen auf vermeintlich "minderwertigen Ackerflächen"
- Zerschneidung, vor allem durch Straßen; dadurch Zunahme der Verkehrsopfer und der Verinselung der Lebensräume.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Kauf oder Grunddienstbarkeit geeigneter Ackerflächen und Anlage von unbeernteten Getreide- oder Luzerne-Flächen (-Streifen)
- Erhaltung von Stoppelbrachen über den Winter
Sonstige Hinweise
Vermeidungsmaßnahmen:
- Vergrämung (nur kleinflächig und wenn keine Straßen o. ä. Gefährdungen in der Nähe sind)
- Umsiedlung (falls alle anderen Möglichkeiten nicht realisierbar sind) mit obligatorischer Erfolgskontrolle und nicht in bereits vom Hamster besiedelten Flächen
- Zerschneidungseffekte kompensieren (z. B. durch Kleintierdurchlässe oder Grünbrücken). Bei Durchlässen ist auf ausreichende Dimensionierung sowie artgerechte Ausführung zu achten, insbesondere auf einen natürlichen Untergrund
Ergänzende Informationen
Literatur
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Schreiber, R. (2001): Feldhamster in Bayern - Bestandstrends und geplantes Artenhilfskonzept. Jb. nass. Ver. Naturkde. 122: 207-208; Wiesbaden.
Schreiber, R. (2004): Artenschutz auf Äckern - das bayerische Feldhamster-Hilfsprogramm. Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, Jahresbericht 2004. Schr.-R. BayLfU 178: 67-68.
Schreiber R. & M. Glanz (2005): The Bavarian Hamster Aide Programme (FHP) - basics, experiences and first results. - In: Losinger, I. (Hrsg.): The Common hamster Cricetus cricetus, L. 1758 - Hamster biology and ecology, policy and management of hamsters and their biotope. Proceedings of 12th meeting of the International hamster workgroup, Oct. 16-18 2004, Strasbourg (France): 22-24. Office Nationale de la Chasseet de la Faune Sauvage, Paris Cedex.
Stubbe, M., K. Seluga & A. Weidling (1997): Bestandssituation und Ökologie des Feldhamsters Cricetus cricetus (L., 1758). Tiere im Konflikt 5; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 60 S.
Weinhold, U. (2009): European Action Plan for the conservation of the Common Hamster (Cricetus cricetus, L. 1758). Convention on the Conservation of European Wildlife and Natural Habitats, Standing Committee; Strasbourg, 24.2.2009 (37 p.).
Weinhold, U. & A. Kayser (2006): Der Feldhamster. Neue Brehm-Bücherei 625; Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben.