Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Wiesenweihe (Circus pygargus)

Rote Liste Bayern: Extrem seltene Arten und Arten mit geografischer Restriktion
Rote Liste Deutschland: Stark gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: In Bezug auf Status Brutvorkommen: günstig, in Bezug auf Status Rastvorkommen: günstig
Erhaltungszustand Alpin:

Verbreitung und Bestandssituation

Das Areal der Wiesenweihe erstreckt sich lückenhaft von Nordwest-Afrika und Spanien bis Zentralasien.

In Bayern ist die Wiesenweihe regional verbreitet und ihr Brutareal hat sich seit den Jahren 1996-1999 wesentlich vergrößert. Verbreitungsschwerpunkte sind offene Agrarlandschaften in den Mainfränkischen Platten, im Nördlinger Ries und im Niederbayerischen Gäuboden. Vor allem in den Mainfränkischen Platten sind über das Ochsenfurter und Gollachgau hinaus neue Schwerpunkte im Maindreieck und im Steigerwaldvorland entstanden. Neuerdings zeichnet sich eine Besiedelung des Mittleren Altmühltales ab, wo jährlich einzelne Paare brüten. Wenige Vorkommen finden sich südlich der Donau.

Dank des seit 1999 laufenden Artenhilfsprogramms und einer zunehmenden Akzeptanz von Getreidefeldern statt Feuchtwiesen oder Mooren als Bruthabitat ist der Bestand im Zeitraum 2000 bis 2017 auf mehr das Dreifache angestiegen. Die meisten Paare brüteten 2017 in Franken (Bayerisches Landesamt für Umwelt 2017).

Brutbestand: 196 Brutpaare (VSW 2017)

Kurzfristiger Bestandstrend: Zunahme > 20 %

Fundortkarte

Wiesenweihe (Circus pygargus)

relevante Nachweise ab 2000

Liste Vogelarten in Bayern mit saP-relevanten Nachweistyp bzw. Status- XLSX



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Fundorte als Tabelle anzeigen

Vorkommen in Bayern

relevante Nachweise ab 2000

Liste Vogelarten in Bayern mit saP-relevanten Nachweistyp bzw. Status- XLSX

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5526 Bischofsheim a.d.Rhön
5527 Mellrichstadt
5528 Rentwertshausen
5627 Bad Neustadt a.d.Saale
5628 Bad Königshofen i.Grabfeld
5629 Römhild
5631 Meeder
5727 Münnerstadt
5728 Oberlauringen
5729 Alsleben
5731 Coburg
5826 Bad Kissingen Süd
5827 Maßbach
5828 Stadtlauringen
5829 Hofheim i.UFr.
5830 Pfarrweisach
5831 Seßlach
5925 Gauaschach
5926 Geldersheim
5927 Schweinfurt
5928 Obertheres
5929 Haßfurt
5931 Ebensfeld
5935 Marktschorgast
6023 Lohr a.Main
6024 Karlstadt
6025 Arnstein
6026 Werneck
6027 Grettstadt
6028 Gerolzhofen
6030 Eltmann
6031 Bamberg Nord
6123 Marktheidenfeld
6124 Remlingen
6125 Würzburg Nord
6126 Dettelbach
6127 Volkach
6128 Ebrach
6130 Burgebrach
6222 Stadtprozelten
6224 Helmstadt
6225 Würzburg Süd
6226 Kitzingen
6227 Iphofen
6228 Wiesentheid
6231 Adelsdorf
6233 Ebermannstadt
6237 Grafenwöhr
6324 Tauberbischofsheim-Ost
6325 Giebelstadt
6326 Ochsenfurt
6327 Markt Einersheim
6328 Scheinfeld
6330 Uehlfeld
6333 Gräfenberg
6424 Lauda-Königshofen
6425 Röttingen
6426 Aub
6427 Uffenheim
6428 Bad Windsheim
6430 Emskirchen
6434 Hersbruck
6525 Weikersheim
6527 Burgbernheim
6528 Marktbergel
6530 Langenzenn
6626 Schrozberg-Ost
6627 Rothenburg ob der Tauber
6628 Leutershausen
6630 Heilsbronn
6635 Lauterhofen
6643 Furth i.Wald
6728 Herrieden
6729 Ansbach Süd
6730 Windsbach
6733 Allersberg
6735 Deining
6741 Cham West
6829 Ornbau
6830 Gunzenhausen
6841 Roding
6928 Weiltingen
6929 Wassertrüdingen
6930 Heidenheim
6931 Weißenburg i.Bay.
6932 Nennslingen
6933 Thalmässing
6935 Dietfurt a.d.Altmühl
6936 Hemau
6938 Regensburg
7028 Unterschneidheim
7029 Oettingen i.Bay.
7030 Wolferstadt
7033 Titting
7039 Mintraching
7040 Pfatter
7128 Nördlingen
7129 Deiningen
7130 Wemding
7133 Eichstätt
7134 Gaimersheim
7135 Kösching
7136 Neustadt a.d.Donau
7137 Abensberg
7138 Langquaid
7139 Aufhausen
7140 Geiselhöring
7141 Straubing
7142 Straßkirchen
7229 Bissingen
7232 Burgheim Nord
7234 Ingolstadt
7235 Vohburg a.d.Donau
7237 Siegenburg
7238 Rottenburg a.d.Laaber
7239 Mallersdorf
7241 Pilsting
7242 Wallersdorf
7243 Plattling
7329 Höchstädt a.d.Donau
7332 Burgheim Süd
7333 Karlshuld
7335 Geisenfeld
7339 Ergoldsbach
7340 Dingolfing West
7342 Landau a.d.Isar
7343 Eichendorf
7344 Pleinting
7430 Wertingen
7431 Thierhaupten
7435 Pfaffenhofen a.d.Ilm
7438 Landshut West
7527 Günzburg
7531 Gersthofen
7535 Allershausen
7536 Freising Nord
7546 Neuhaus a.Inn
7629 Dinkelscherben
7637 Erding
7640 Egglkofen
7726 Illertissen
7728 Krumbach (Schwaben)
7732 Mammendorf
7733 Maisach
7734 Dachau
7735 Oberschleißheim
7736 Ismaning
7828 Kirchheim i.Schw.
7831 Egling a.d.Paar
7832 Türkenfeld
7834 München-Pasing
7835 München
7929 Bad Wörishofen
7933 Weßling
7934 Starnberg Nord
7935 München-Solln
7937 Grafing b.München
7939 Wasserburg a.Inn
8026 Aitrach
8027 Memmingen
8029 Kaufbeuren-Neugablonz
8031 Denklingen
8032 Dießen a.Ammersee
8034 Starnberg Süd
8127 Bad Grönenbach
8129 Kaufbeuren
8132 Weilheim i.OB
8137 Bruckmühl
8138 Rosenheim
8143 Freilassing
8228 Wildpoldsried
8229 Marktoberdorf
8240 Marquartstein
8324 Wangen im Allgäu West
8327 Buchenberg
8328 Nesselwang West
8330 Roßhaupten
8332 Unterammergau
8333 Murnau a.Staffelsee
8334 Kochel a.See
8424 Lindau (Bodensee)
8427 Immenstadt i.Allgäu
8527 Oberstdorf
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Seit einigen Jahrzehnten gibt es europaweit eine Umorientierung in der Brutplatzwahl. Brutvorkommen in feuchten Niederungen, Flachmooren und breiten Flusstälern sind auch in Bayern inzwischen selten. Wiesenweihen bevorzugen heute Getreidefelder als Brutplatz, in erster Linie Winterweizen-Schläge. Brutgebiete sind fruchtbare Ackerlandschaften mit geringen bis mittleren Niederschlagsmengen. Sie sind arm an Gehölzstrukturen, weiträumig offen und flachwellig. Wahrscheinlich ist sehr gute Bodenqualität die Ursache für ausreichende Nahrung (Kleinsäuger). Während Getreidefelder mit fortschreitender Jahreszeit wegen ihrer Halmdichte und -höhe als Jagdgebiet kaum noch in Frage kommen, bieten Rüben- und Gemüsefelder auch danach noch gute Jagdmöglichkeiten. Wenn auch diese Schläge immer mehr zuwachsen, entstehen geeignete Jagdflächen auf den ersten abgeernteten Wintergersten-Feldern.

Phänologie

Sehr seltener Brutvogel

Wanderungen: regelmäßiger Durchzügler, Langstreckenzieher; Ankunft im Brutgebiet Anfang April, Wegzug ab Ende Juli

Brut: Bodenbrüter, Nest in Vegetation mit geeigneter Vegetationshöhe und -struktur.

Brutzeit: Mitte April bis Anfang August; Legebeginn ab Mitte Mai

Tagesperiodik: tagaktiv

Zug: tags


Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

Der Bestand der Wiesenweihe ist in Bayern extrem selten mit geografischer Restriktion. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird sie auf der Vorwarnliste aufgeführt.

Zerschneidung und Verkleinerung von offenen Landschaftsräumen (v. a. Straßenbau, Gewerbegebiete, Bodenabbau, Stromleitungen, Windenergieanlagen) und intensive Nutzung von Ackerflächen (v. a. häufige Düngung, Biozide, Umbruch kurz nach der Ernte, Verlust von Brachen und Säumen) sowie frühe Erntearbeiten gefährden die in Getreidefeldern brütenden Paare. In den letzten 30 Jahren hat sich der Erntezeitpunkt um etwa 2-3 Wochen nach vorne verlagert. So wird das Zeitfenster für erfolgreiche Wiesenweihenbruten (Ausflug der Jungvögel) zu klein.

Störungen durch Freizeitnutzung an den Brutplätzen oder Beeinträchtigungen durch Verfolgung auf dem Zug stellen weitere Gefährdungen dar.

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Erhaltung und Entwicklung natürlicher Bruthabitate (offene und feuchte Niederungen, Flachmoore und Verlandungszonen)

  • Extensivierung der Ackernutzung: Anlage von Ackerrandstreifen, Anlage und Pflege (Mahd, Grubbern ab 1. August) von Acker- Stilllegungsflächen und Brachen, Belassen von Stoppelbrachen, reduzierte Düngung, keine Biozide

  • Nahrungsflächenmanagement zur Bereitstellung geeigneter Nahrungshabitate in ausreichendem Umfang
  • Sicherung von Grünwegen, Rückbau von wassergebundenen Feldwegen zu Grünwegen
  • Mahd außerhalb des gesicherten Neststandorts (50 x 50 m) auch schon vor dem Ausfliegen der Jungen möglich (nach vertraglicher Vereinbarung mit dem Landwirt)

  • Vermeidung von Störungen an den Brutplätzen (Mai bis August)

Sonstige Hinweise

  • Das LfU führt ein Artenhilfsprogramm für die Wiesenweihe durch.

  • Bei Windenergieanlagen: Prüfbereich von 1.000 m um bekannte Neststandorte; Prüfbereich von 3.000 m für regelmäßig aufgesuchte Nahrungshabitate um geplante Windenergieanlagen, innerhalb derer zu prüfen ist, ob und in welchem Umfang die Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatschG erfüllt sind. Schwerpunktgebiete sollten insgesamt unabhängig von der Lage der aktuellen Brutplätze berücksichtigt werden (StMWI 2016).

Ergänzende Informationen

Bayerisches Landesamt für Umwelt (2017): Artenhilfsprogramm Wiesenweihe Circus pygargus in Bayern. Jahresbericht 2017. - Augsburg.

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie (2016): Hinweise zur Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen (WEA). - http://www.stmwi.bayern.de/fileadmin/user_upload/stmwivt/Publikationen/2016/Windenergie-Erlass_2016.pdf (Abruf am 19. Dezember 2017

Weiterführende Literatur:

Bayerisches Landesamt für Umwelt (2017): Arbeitshilfe Vogelschutz und Windenergienutzung - Fachfragen des bayerischen Windenergie-Erlasses. - https://www.lfu.bayern.de/natur/windenergie_artenschutz/index.htm (Abruf 04.04.2018)

Ornithologische Gesellschaft in Bayern e.V. (2002): Sonderheft Wiesenweihe. Orn. Anz. Bd.41, Heft 2/3.-224 S. München.

Bayerisches Landesamt für Umwelt und Landesbund für Vogelschutz e.V. (2009): Die Wiesenweihe in Bayern - Erfolgsgeschichte im Greifvogelschutz. Broschüre, 2. Auflage.- 36 S., Augsburg.