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Wiesenweihe (Circus pygargus)
Rote Liste Bayern: | Extrem seltene Arten und Arten mit geografischer Restriktion |
Rote Liste Deutschland: | Stark gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | In Bezug auf Status Brutvorkommen: günstig, in Bezug auf Status Rastvorkommen: günstig |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Thomas Langenberg
Verbreitung und Bestandssituation
Das Areal der Wiesenweihe erstreckt sich lückenhaft von Nordwest-Afrika und Spanien bis Zentralasien.
In Bayern ist die Wiesenweihe regional verbreitet und ihr Brutareal hat sich seit den Jahren 1996-1999 wesentlich vergrößert. Verbreitungsschwerpunkte sind offene Agrarlandschaften in den Mainfränkischen Platten, im Nördlinger Ries und im Niederbayerischen Gäuboden. Vor allem in den Mainfränkischen Platten sind über das Ochsenfurter und Gollachgau hinaus neue Schwerpunkte im Maindreieck und im Steigerwaldvorland entstanden. Neuerdings zeichnet sich eine Besiedelung des Mittleren Altmühltales ab, wo jährlich einzelne Paare brüten. Wenige Vorkommen finden sich südlich der Donau.
Dank des seit 1999 laufenden Artenhilfsprogramms und einer zunehmenden Akzeptanz von Getreidefeldern statt Feuchtwiesen oder Mooren als Bruthabitat ist der Bestand im Zeitraum 2000 bis 2017 auf mehr das Dreifache angestiegen. Die meisten Paare brüteten 2017 in Franken (Bayerisches Landesamt für Umwelt 2017).
Brutbestand: 196 Brutpaare (VSW 2017)
Kurzfristiger Bestandstrend: Zunahme > 20 %
Lebensraum und Lebensweise
Seit einigen Jahrzehnten gibt es europaweit eine Umorientierung in der Brutplatzwahl. Brutvorkommen in feuchten Niederungen, Flachmooren und breiten Flusstälern sind auch in Bayern inzwischen selten. Wiesenweihen bevorzugen heute Getreidefelder als Brutplatz, in erster Linie Winterweizen-Schläge. Brutgebiete sind fruchtbare Ackerlandschaften mit geringen bis mittleren Niederschlagsmengen. Sie sind arm an Gehölzstrukturen, weiträumig offen und flachwellig. Wahrscheinlich ist sehr gute Bodenqualität die Ursache für ausreichende Nahrung (Kleinsäuger). Während Getreidefelder mit fortschreitender Jahreszeit wegen ihrer Halmdichte und -höhe als Jagdgebiet kaum noch in Frage kommen, bieten Rüben- und Gemüsefelder auch danach noch gute Jagdmöglichkeiten. Wenn auch diese Schläge immer mehr zuwachsen, entstehen geeignete Jagdflächen auf den ersten abgeernteten Wintergersten-Feldern.
Phänologie
Sehr seltener Brutvogel
Wanderungen: regelmäßiger Durchzügler, Langstreckenzieher; Ankunft im Brutgebiet Anfang April, Wegzug ab Ende Juli
Brut: Bodenbrüter, Nest in Vegetation mit geeigneter Vegetationshöhe und -struktur.
Brutzeit: Mitte April bis Anfang August; Legebeginn ab Mitte Mai
Tagesperiodik: tagaktiv
Zug: tags
Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
Der Bestand der Wiesenweihe ist in Bayern extrem selten mit geografischer Restriktion. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird sie auf der Vorwarnliste aufgeführt.
Zerschneidung und Verkleinerung von offenen Landschaftsräumen (v. a. Straßenbau, Gewerbegebiete, Bodenabbau, Stromleitungen, Windenergieanlagen) und intensive Nutzung von Ackerflächen (v. a. häufige Düngung, Biozide, Umbruch kurz nach der Ernte, Verlust von Brachen und Säumen) sowie frühe Erntearbeiten gefährden die in Getreidefeldern brütenden Paare. In den letzten 30 Jahren hat sich der Erntezeitpunkt um etwa 2-3 Wochen nach vorne verlagert. So wird das Zeitfenster für erfolgreiche Wiesenweihenbruten (Ausflug der Jungvögel) zu klein.
Störungen durch Freizeitnutzung an den Brutplätzen oder Beeinträchtigungen durch Verfolgung auf dem Zug stellen weitere Gefährdungen dar.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Erhaltung und Entwicklung natürlicher Bruthabitate (offene und feuchte Niederungen, Flachmoore und Verlandungszonen)
- Extensivierung der Ackernutzung: Anlage von Ackerrandstreifen, Anlage und Pflege (Mahd, Grubbern ab 1. August) von Acker- Stilllegungsflächen und Brachen, Belassen von Stoppelbrachen, reduzierte Düngung, keine Biozide
- Nahrungsflächenmanagement zur Bereitstellung geeigneter Nahrungshabitate in ausreichendem Umfang
- Sicherung von Grünwegen, Rückbau von wassergebundenen Feldwegen zu Grünwegen
- Mahd außerhalb des gesicherten Neststandorts (50 x 50 m) auch schon vor dem Ausfliegen der Jungen möglich (nach vertraglicher Vereinbarung mit dem Landwirt)
- Vermeidung von Störungen an den Brutplätzen (Mai bis August)
Sonstige Hinweise
- Das LfU führt ein Artenhilfsprogramm für die Wiesenweihe durch.
- Bei Windenergieanlagen: Prüfbereich von 1.000 m um bekannte Neststandorte; Prüfbereich von 3.000 m für regelmäßig aufgesuchte Nahrungshabitate um geplante Windenergieanlagen, innerhalb derer zu prüfen ist, ob und in welchem Umfang die Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatschG erfüllt sind. Schwerpunktgebiete sollten insgesamt unabhängig von der Lage der aktuellen Brutplätze berücksichtigt werden (StMWI 2016).
Ergänzende Informationen
Bayerisches Landesamt für Umwelt (2017): Artenhilfsprogramm Wiesenweihe Circus pygargus in Bayern. Jahresbericht 2017. - Augsburg.
Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie (2016): Hinweise zur Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen (WEA). - http://www.stmwi.bayern.de/fileadmin/user_upload/stmwivt/Publikationen/2016/Windenergie-Erlass_2016.pdf (Abruf am 19. Dezember 2017
Weiterführende Literatur:
Bayerisches Landesamt für Umwelt (2017): Arbeitshilfe Vogelschutz und Windenergienutzung - Fachfragen des bayerischen Windenergie-Erlasses. - https://www.lfu.bayern.de/natur/windenergie_artenschutz/index.htm (Abruf 04.04.2018)
Ornithologische Gesellschaft in Bayern e.V. (2002): Sonderheft Wiesenweihe. Orn. Anz. Bd.41, Heft 2/3.-224 S. München.
Bayerisches Landesamt für Umwelt und Landesbund für Vogelschutz e.V. (2009): Die Wiesenweihe in Bayern - Erfolgsgeschichte im Greifvogelschutz. Broschüre, 2. Auflage.- 36 S., Augsburg.