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Großer Eichenbock (Cerambyx cerdo)
Rote Liste Bayern: | Vom Aussterben bedroht |
Rote Liste Deutschland: | Vom Aussterben bedroht |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/schlecht |
Erhaltungszustand Alpin: |
Verbreitung und Bestandssituation
Das Verbreitungsgebiet des Großen Eichenbocks oder Heldbocks umfasst große Teile Europas sowie Nordafrika und Kleinasien. In Europa reicht das Areal von der iberischen Halbinsel bis in die Ukraine sowie von der Mittelmeerküste bis ins südliche Schweden.
Da die Art bis ins 20. Jahrhundert hinein als Forstschädling verfolgt wurde, ist sie heute selten geworden. In Deutschland gibt es deshalb nur noch verinselte Restvorkommen, die größten davon am Oberrhein und an der mittleren Elbe.
In Bayern ist der letzte verbliebene Fundort der Bamberger Hain. Mit importiertem Eichenstammholz aus Ungarn, Frankreich und Hessen gelangen immer wieder Larven, Puppen und Käfer nach Bayern (v.a. nach Unterfranken). Bisher konnte sich aber keine Population im Freiland etablieren.
Lebensraum und Lebensweise
Die ursprünglichen Lebensräume des Heldbocks stellen sind eichenreiche Hartholzauen der großen Flüsse dar, sowie andere eichenreiche, lichte Wälder. Neben Wäldern werden auch Park- und Grünanlagen, Hutungen oder Alleen besiedelt.
Die Eier werden meist in Rindenspalten lebender Bäume abgelegt, in Mitteleuropa in der Regel an Stiel- und Traubeneichen, wobei kränkelnde und sonnenexponierte (auch solitär stehende) Bäume bevorzugt werden. Die Larven leben zunächst unter der Rinde, bohren sich allmählich bis ins Kernholz und verpuppen sich nach drei bis fünf Jahren dort im Spätsommer. In diesen "Puppenwiegen" überwintern die Käfer dann und schlüpfen erst im Frühjahr. Während der Flugzeit Ende April bis Ende Juli ernähren sie sich vorwiegend vom Saft blutender Eichen oder von reifem Obst, sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und werden nur wenige Monate alt. Stabile Populationen existieren in Deutschland nur bei einem ausreichenden Angebot an starken Eichen (BHD > 80 cm), die Belegung von schwachen Stämmen oder Kronenästen ist ein Indiz für eine unzureichende Habitatqualität.
Obwohl die Käfer fliegen können, ist ihr Ausbreitungsvermögen gering, und meist leben Heldböcke über viele Generationen an bzw. in einem Brutbaum. Diesen kann man oft an den fingerbreiten ovalen Schlupflöchern erkennen. Da sich auch der Weidenbohrer (Cossus cossus) in Eichenstämmen entwickelt und dessen Schlupflöcher denen des Heldbocks ähnlich sind, kommt es regelmäßig zu Fehlmeldungen über weitere Heldbockvorkommen in Bayern.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Verluste von Uralteichen
- Beschattung vorhandener Brutbäume.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
Keine bekannt; alle (auch neu gefundene) Vorkommen der Art sind hochgradig schützenswert ! Herkunft muss geprüft werden, importierte Ex. s.o.
Sonstige Hinweise
Alle Neunachweise (bisher überwiegend Fehlbestimmungen, gute Fotos genügen) sind von Käfer-Experten zu bestätigen (z. B. Zoologische Staatssammlung München) und die Informationen ans LfU weiterzuleiten. Die Herkunft muss geprüft werden (importierte Ex., s.o.).
Ergänzende Informationen
Literatur
Cerambyx cerdo, Artenportrait, BfN
Petersen, B., Ellwanger, G., Biewald, G., Hauke, U., Ludwig, G., Pretscher, P., Schröder, E. & A. Ssymank
(2003): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 - Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 1: Pflanzen und Wirbellose. Schr. reihe f. Landschaftspflege u. Naturschutz Heft 69/Band 1. Bundesamt für Naturschutz, Bonn - Bad Godesberg