- Startseite >>
- Natur >>
- saP >>
- Arteninformationen >>
- Gefäßpflanzen >>
- Caldesia parnassifolia
Herzlöffel (Caldesia parnassifolia)
Rote Liste Bayern: | Vom Aussterben bedroht |
Rote Liste Deutschland: | Vom Aussterben bedroht |
Erhaltungszustand Kontinental: | Ungünstig/schlecht |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Wolfgang Lorenz
Foto: Wolfgang Lorenz
Verbreitung und Bestandssituation
Caldesia parnassifolia besiedelt Europa, Asien und Afrika. In Europa kommt der Herzlöffel in kleinen, weit voneinander entfernten Teilarealen von Frankreich im Westen über Deutschland und Polen bis nach Russland (Wolga) im Osten vor. Die Populationen in Frankreich und Deutschland sind genetisch nicht klar voneinander unterschieden (Roauer 2007). Wildvorkommen von Caldesia parnassifolia gelten in vielen europäischen Staaten, etwa Litauen, Österreich, Schweiz und Bulgarien als ausgestorben.
Die deutschlandweit einzigen zwei autochthonen, in ihrem Bestand stark schwankenden Vorkommen liegen in Bayern im Charlottenhofer Weihergebiet in extensiv bewirtschafteten Karpfenteichen; alle anderen Altvorkommen sind erloschen. Der bayerische und deutsche Status der Roten Liste ist daher: vom Aussterben bedroht. Die Bestandsgrößen, Vitalität und Blühfreudigkeit haben in den letzten Jahren stark variiert. Es handelt sich um eine Art, deren europaweiter Erhalt vom Erfolg jeder einzelnen Schutzmaßnahme abhängig ist.
Lebensraum und Lebensweise
Caldesia parnassifolia wächst in Bayern in meso- bis mäßig eutrophen, schwach basenhaltigen, mäßig flachen Stillgewässern ohne starken Wellenschlag (z. B. wegen Windgassen) in humosem, schlammig-sandigen oder torfigem Untergrund wurzelnd. Messungen des Wasser-pH-Werts ergaben uneinheitliche Werte (Roauer 2007), die eventuell auf Kalkungen zurückgehen.
Neben der Schwimmform kommt eine Landform vor. Der Herzlöffel wurzelt in einer Wassertiefe von 0-60 cm; an anderen Fundorten sind Tiefen bis 150 cm verbürgt (Kirchner in Roauer 2007).
Caldesia parnassifolia verbreitet sich in Mitteleuropa vegetativ durch Ausbildung von Überwinterungsknospen (= Turionen) und weitaus seltener durch (oft nicht keimfähige) Schwimmfrüchte. Die Samen sind in bis zu 10 cm Sedimenttiefe gefunden worden (Roauer 2007).
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
- Aufgrund geringer Fundortzahl starke Anfälligkeit für Zufallsereignisse
- Konkurrenzdruck u. a. durch Potamogeton natans
- Latente Beeinträchtigung der Wasserqualität (Aufwühlen von Sediment) und eventuelle Schädigung der Samenbank durch hohen Fischbesatz.
- Starke Beschattung durch Ufergehölze
- Zahlreiche Exkursionen (Trittschädigung) inklusive Entnahme von Pflanzen.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
Die bekannten Vorkommen müssen aufgrund der hohen Verantwortung Bayerns für den weltweiten Erhalt der Art bestehen bleiben. Sicherungsmaßnahmen sind neben einem fortlaufenden Monitoring der Bestände und weiteren Untersuchungen der Habitatansprüche vor allem
- Hohen Wasserstand bis in den Hochsommer gewährleisten, danach bis in den Spätherbst hinein Absenken möglich, im Winter bespannt lassen
- Leichte Auflichtung des Gehölzsaumes, jedoch moderat, um Begünstigung von Schilf zu vermeiden
- Erhalten der meso- bis schwach eutrophen Wasserqualität durch extensive Teichwirtschaft
Sonstige Hinweise
Bei schattig gewachsenen Blättern von Caldesia parnassifolia bildet sich die Herzform nicht aus, was zu Verwechslungen mit Potamogeton natans führen kann.
Seit den 1990er Jahren findet ein intensives Monitoring der Bestände statt (Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, Regierung der Oberpfalz, Verein Naturpark Oberpfälzer Wald).
Ergänzende Informationen
Literatur
Lang, A. (2002): Artenhilfsprogramm für stark bedrohte Pflanzenarten in der Oberpfalz, März 2002 - November 2002. - Unveröff. Bericht im Auftrag der Regierung der Oberpfalz.
Roauer, S. (2007): Untersuchungen zur Biologie und Ökologie der seltenen und gefährdeten Art Caldesia parnassifolia. - Diplomarbeit an der Universität Regensburg, 153. S
Woschée, R. (2008): Artenhilfsprogramm für stark bedrohte Pflanzenarten in der Oberpfalz 2008. - Unveröff. Bericht im Auftrag des Vereins Naturpark Oberpfälzer Wald.