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Rohrdommel (Botaurus stellaris)
Rote Liste Bayern: | Vom Aussterben bedroht |
Rote Liste Deutschland: | Gefährdet |
Erhaltungszustand Kontinental: | In Bezug auf Status Brutvorkommen: ungünstig/schlecht, in Bezug auf Status Rastvorkommen: günstig |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Günter Bachmeier
Foto: Ingo Weiß
Verbreitung und Bestandssituation
Das Areal der Rohrdommel erstreckt sich lückenhaft von Spanien über die mittleren Breiten Asiens bis an den Pazifik. Isolierte Vorkommen befinden sich in Nord- und Südafrika.
Die Rohrdommel brütet in Bayern nur sehr lokal an wenigen Brutplätzen. Die Anzahl der Gebiete mit brütenden oder zur Brutzeit rufenden Tieren hat im Vergleich zu 1996-1999 wesentlich abgenommen. Die Vorkommen beschränken sich auf wenige Orte, wie Aischgrund, Charlottenhofer Weihergebiet (Lkr. Schwandorf), Garstädter Seen am mittleren Main (Lkr. Schweinfurt) und das Rötelseeweihergebiet (Lkr. Cham).
Die Bestandszahl hat sich im Vergleich zum Zeitraum 1996-1999 zwar nicht verändert, bei einer gleichzeitigen Abnahme der Anzahl Quadranten mit Meldungen kann jedoch eine zunehmende Konzentrierung auf Vorzugsgebiete und eine Abnahme der Eignung unregelmäßig benutzter Lebensräume vermutet werden. Von 1975 bis 1999 hat der Brutbestand um über 50 % abgenommen (v. Lossow & Fünfstück 2003). Dieser langjährige Trend wird allerdings von starken jährlichen Schwankungen überlagert.
Nach nicht systematischen Auswertungen der Arbeitsgemeinschaft seltener Brutvögel konnten 2015 in Bayern 3-10 Brutpaare nachgewiesen werden (Weixler et al. 2016).
Brutbestand: 3-7 Brutpaare (VSW 2016)
Kurzfristiger Bestandstrend: stabil
Lebensraum und Lebensweise
Die Rohrdommel besiedelt ausgedehnte Verlandungszonen an Still- und zum Teil auch Fließgewässern. In Bayern beschränken sich die aktuellen Vorkommen allerdings weitgehend auf künstliche Gewässer - überwiegend Fischteiche, in Einzelfällen auch Absetzbecken. Als Brut- und Nahrungshabitat bevorzugt sie lockeres mehrjähriges Schilfröhricht mit eingestreuten offenen Wasserflächen. Reine Rohrkolben- und Seggenbestände meidet sie, ebenso sehr dichtes oder stark verbuschtes Altschilf. Auch größere Niedermoorgebiete mit "trockenem", nicht im Wasser stehenden Schilfröhricht und ohne Zugang zu offenem Wasser werden wegen des geringen Nahrungsangebots kaum besiedelt. Optimale Röhrichtstrukturen werden bereits ab wenigen Hektar Fläche als Bruthabitat genutzt, vorausgesetzt, es finden sich weitere geeignete Nahrungsflächen im näheren Umkreis. An isolierten Gewässern scheinen dagegen erst Röhrichtflächen von mehreren Hektar den Ansprüchen der Rohrdommel genügen zu können.
Phänologie
Sehr seltener Brutvogel
Wanderungen: Wintergast, Teil- und Kurzstreckenzieher; Zunehmend überwintern Rohrdommeln in Bayern - und erleiden in Frostwintern erhebliche Verluste, Rückkehr in die Brutgebiete meist März/April, Dispersionswanderungen der Jungvögel ab Juli, Wegzug der Altvögel September bis November
Brut: Nest bodennah im Röhricht versteckt
Brutzeit: Ende März bis Mitte Juli; Legebeginn ab Ende April
Tagesperiodik: tag- und dämmerungsaktiv
Zug: nachts
Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
Der Bestand der Rohrdommel ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Die wenigen, jeweils kleinen Vorkommen liegen in großer Distanz zu stabilen Beständen in Norddeutschland oder am Neusiedler See. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird sie als gefährdet eingestuft.
Die geeigneten Habitate sind durch weitergehende Zerstörung bedroht, insbesondere durch Wasserbau, Trockenlegungsmaßnahmen, Nutzungsintensivierung der Teichwirtschaft, Biozideinsatz und Freizeitnutzung.
Auch durch Verlandung und Sukzession gehen Brutplätze verloren. Dies betrifft vor allem Schilfbestände, die früher regelmäßig gemäht wurden (z. B. Charlottenhofer Weihergebiet).
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Managementmaßnahmen zur Optimierung und Regeneration von Schilfbeständen, Schaffung neuer Röhrichtflächen
- Einrichtung von Ruhezonen
Sonstige Hinweise
- Eine sichere Unterscheidung zwischen übersommernden Tieren und tatsächlichen Brutvorkommen ist bei dieser Art oft sehr schwierig.
- Jährlich überwintern einzelne Individuen in Bayern, z. B. am Chiemsee regelmäßig seit Mitte der 1980er Jahre (1-4 Ind.). Unbekannt ist, ob es sich dabei um bayerische Brutvögel handelt oder um Zuzügler.
- Bei Windenergieanlagen: Prüfbereich von 1.000 m um bekannte Neststandorte; Prüfbereich von 3.000 m für regelmäßig aufgesuchte Nahrungshabitate um geplante Windenergieanlagen, innerhalb derer zu prüfen ist, ob und in welchem Umfang die Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatschG erfüllt sind (StMWI 2016).
- Rufaktivität auch nachts
Ergänzende Informationen
Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie (2016): Hinweise zur Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen (WEA). - http://www.stmwi.bayern.de/fileadmin/user_upload/stmwivt/Publikationen/2016/Windenergie-Erlass_2016.pdf (Abruf am 19. Dezember 2017)
Lossow, G. v. & H.-J. Fünfstück (2003) Bestand der Brutvögel Bayerns 1999. - Ornithol. Anz. 42: 57-70.
Weixler, K., H.-J. Fünfstück & S. Biele (2016): Seltene Brutvögel in Bayern 2014-2015. 5. Bericht der Arbeitsgemeinschaft Seltene Brutvögel in Bayern. - OTUS 8: 60-116.
Weiterführende Literatur:
Bayerisches Landesamt für Umwelt (2017): Arbeitshilfe Vogelschutz und Windenergienutzung - Fachfragen des bayerischen Windenergie-Erlasses. - https://www.lfu.bayern.de/natur/windenergie_artenschutz/index.htm (Abruf 04.04.2018)
Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Sudfeldt & P. Südbeck (2007): Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 44: 83-105.
Wahl, J. & T. Heinicke (2013): Aktualisierung der Schwellenwerte zur Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 49/50: 85-97, Hilpoltstein.
Landesamt für Umwelt (verschiedene Jahre): Ergebnisse der Wasservogelzählung in Bayern. - Schriftenreihe des LfU, Augsburg.