Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Gelbbauchunke (Bombina variegata)

Rote Liste Bayern: Stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: Stark gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/schlecht
Erhaltungszustand Alpin: Ungünstig/unzureichend
417684
Foto: Erich Thielscher

Verbreitung und Bestandssituation

Die Gelbbauchunke kommt mit zwei Unterarten von Frankreich bis in die Ukraine, im Süden bis Griechenland vor.

In Deutschland erreicht sie im südlichen Niedersachsen und Thüringen ihre nordöstliche Verbreitungsgrenze Während sie dort, am Nordrand der Mittelgebirge, nur verstreut und isoliert lebt, wird die Verbreitung nach Süden hin flächiger und zusammenhängender.

In Bayern ist die Gelbbauchunke zwar noch verbreitet, die Bestände gehen allerdings bayernweit stark zurück.

Fundortkarte

Gelbbauchunke (Bombina variegata)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Fundorte als Tabelle anzeigen

Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5534 Lehesten
5631 Meeder
5730 Heldburg
5732 Sonnefeld
5821 Bieber
5829 Hofheim i.UFr.
5830 Pfarrweisach
5831 Seßlach
5920 Alzenau i.UFr.
5922 Frammersbach
5924 Gemünden a.Main
5925 Gauaschach
5929 Haßfurt
5930 Ebern
6021 Haibach
6023 Lohr a.Main
6027 Grettstadt
6028 Gerolzhofen
6029 Knetzgau
6030 Eltmann
6031 Bamberg Nord
6035 Bayreuth
6037 Ebnath
6123 Marktheidenfeld
6125 Würzburg Nord
6128 Ebrach
6129 Burgwindheim
6222 Stadtprozelten
6224 Helmstadt
6225 Würzburg Süd
6226 Kitzingen
6227 Iphofen
6228 Wiesentheid
6232 Forchheim
6233 Ebermannstadt
6235 Pegnitz
6236 Eschenbach i.d.OPf.
6322 Hardheim
6325 Giebelstadt
6326 Ochsenfurt
6327 Markt Einersheim
6328 Scheinfeld
6332 Erlangen Nord
6333 Gräfenberg
6335 Auerbach i.d.OPf.
6339 Waldthurn
6427 Uffenheim
6428 Bad Windsheim
6429 Neustadt a.d.Aisch
6430 Emskirchen
6432 Erlangen Süd
6433 Lauf a.d.Pegnitz
6434 Hersbruck
6436 Sulzbach-Rosenberg Nord
6438 Schnaittenbach
6526 Creglingen
6527 Burgbernheim
6528 Marktbergel
6529 Markt Erlbach
6530 Langenzenn
6532 Nürnberg
6534 Happurg
6539 Nabburg
6540 Oberviechtach
6626 Schrozberg-Ost
6630 Heilsbronn
6632 Schwabach
6633 Feucht
6634 Altdorf b.Nürnberg
6635 Lauterhofen
6636 Kastl
6640 Neunburg vorm Wald
6641 Rötz
6643 Furth i.Wald
6727 Schillingsfürst
6728 Herrieden
6729 Ansbach Süd
6733 Allersberg
6734 Neumarkt i.d.OPf.
6735 Deining
6736 Velburg
6737 Schmidmühlen
6738 Burglengenfeld
6739 Bruck i.d.OPf.
6740 Neukirchen-Balbini
6741 Cham West
6742 Cham Ost
6743 Neukirchen b.Hl.Blut
6831 Spalt
6834 Berching
6838 Regenstauf
6839 Nittenau
6840 Reichenbach
6841 Roding
6842 Miltach
6931 Weißenburg i.Bay.
6934 Beilngries
6935 Dietfurt a.d.Altmühl
6938 Regensburg
6939 Donaustauf
6941 Stallwang
6942 Sankt Englmar
6943 Viechtach
6944 Bodenmais
7029 Oettingen i.Bay.
7030 Wolferstadt
7031 Treuchtlingen
7033 Titting
7036 Riedenburg
7037 Kelheim
7038 Bad Abbach
7040 Pfatter
7041 Münster
7042 Bogen
7043 Ruhmannsfelden
7044 Regen
7045 Frauenau
7128 Nördlingen
7130 Wemding
7131 Monheim
7132 Dollnstein
7136 Neustadt a.d.Donau
7137 Abensberg
7138 Langquaid
7142 Straßkirchen
7143 Deggendorf
7144 Lalling
7145 Schöfweg
7228 Neresheim-Ost
7229 Bissingen
7230 Donauwörth
7231 Genderkingen
7232 Burgheim Nord
7233 Neuburg a.d.Donau
7234 Ingolstadt
7235 Vohburg a.d.Donau
7236 Münchsmünster
7238 Rottenburg a.d.Laaber
7239 Mallersdorf
7241 Pilsting
7244 Osterhofen
7245 Schöllnach
7246 Tittling
7247 Waldkirchen
7248 Jandelsbrunn
7327 Giengen an der Brenz
7328 Wittislingen
7329 Höchstädt a.d.Donau
7337 Pfeffenhausen
7339 Ergoldsbach
7340 Dingolfing West
7341 Dingolfing Ost
7342 Landau a.d.Isar
7343 Eichendorf
7344 Pleinting
7345 Vilshofen
7346 Hutthurm
7347 Hauzenberg
7428 Dillingen a.d.Donau West
7435 Pfaffenhofen a.d.Ilm
7436 Au i.d.Hallertau
7437 Bruckberg
7439 Landshut Ost
7440 Aham
7441 Frontenhausen
7442 Arnstorf
7443 Roßbach
7444 Aidenbach
7445 Ortenburg
7446 Passau
7447 Obernzell
7448 Untergriesbach
7527 Günzburg
7528 Burgau
7530 Gablingen
7532 Aichach
7534 Petershausen
7535 Allershausen
7536 Freising Nord
7537 Moosburg a.d.Isar
7538 Buch a.Erlbach
7540 Vilsbiburg
7541 Gangkofen
7542 Eggenfelden
7543 Pfarrkirchen
7545 Griesbach i.Rottal
7626 Ulm-Südost (Neu-Ulm)
7628 Jettingen
7630 Westheim b.Augsburg
7634 Markt Indersdorf
7640 Egglkofen
7642 Wurmannsquick
7643 Tann
7644 Triftern
7645 Rotthalmünster
7726 Illertissen
7729 Ziemetshausen
7730 Großaitingen
7731 Mering
7732 Mammendorf
7737 Altenerding
7738 Dorfen
7739 Schwindegg
7740 Ampfing
7741 Mühldorf a.Inn
7742 Altötting
7743 Marktl
7744 Simbach a.Inn
7827 Babenhausen
7828 Kirchheim i.Schw.
7829 Ettringen
7832 Türkenfeld
7833 Fürstenfeldbruck
7834 München-Pasing
7836 München-Trudering
7837 Markt Schwaben
7838 Albaching
7839 Haag i.OB
7840 Kraiburg a.Inn
7841 Garching a.d.Alz
7842 Burghausen
7926 Rot a.d.Rot
7927 Amendingen
7928 Mindelheim
7929 Bad Wörishofen
7931 Landsberg am Lech
7932 Utting am Ammersee
7933 Weßling
7934 Starnberg Nord
7935 München-Solln
7937 Grafing b.München
7938 Steinhöring
7939 Wasserburg a.Inn
7940 Obing
7941 Trostberg
7942 Tittmoning
8027 Memmingen
8028 Markt Rettenbach
8029 Kaufbeuren-Neugablonz
8030 Waal
8031 Denklingen
8032 Dießen a.Ammersee
8033 Tutzing
8034 Starnberg Süd
8035 Sauerlach
8036 Otterfing
8037 Glonn
8038 Rott a.Inn
8039 Bad Endorf
8040 Eggstätt
8041 Traunreut
8043 Laufen
8126 Leutkirch im Allgäu-Ost
8127 Bad Grönenbach
8128 Obergünzburg
8129 Kaufbeuren
8130 Bidingen
8131 Schongau
8132 Weilheim i.OB
8133 Seeshaupt
8134 Königsdorf
8135 Sachsenkam
8136 Holzkirchen
8137 Bruckmühl
8138 Rosenheim
8139 Stephanskirchen
8140 Prien a.Chiemsee
8141 Traunstein
8142 Teisendorf
8143 Freilassing
8228 Wildpoldsried
8230 Lechbruck
8231 Peiting
8232 Uffing a.Staffelsee
8233 Iffeldorf
8234 Penzberg
8235 Bad Tölz
8236 Tegernsee
8237 Miesbach
8238 Neubeuern
8239 Aschau i.Chiemgau
8240 Marquartstein
8241 Ruhpolding
8243 Bad Reichenhall
8324 Wangen im Allgäu West
8325 Wangen im Allgäu Ost
8326 Isny im Allgäu Süd
8328 Nesselwang West
8330 Roßhaupten
8331 Bad Bayersoien
8332 Unterammergau
8333 Murnau a.Staffelsee
8334 Kochel a.See
8335 Lenggries
8336 Rottach-Egern
8338 Bayrischzell
8339 Oberaudorf
8343 Berchtesgaden West
8344 Berchtesgaden Ost
8424 Lindau (Bodensee)
8425 Weiler-Simmerberg
8426 Oberstaufen
8427 Immenstadt i.Allgäu
8429 Pfronten
8431 Linderhof
8432 Oberammergau
8433 Eschenlohe
8434 Vorderriß
8435 Fall
8444 Hoher Göll
8526 Balderschwang
8531 Zugspitze
8532 Garmisch-Partenkirchen
8533 Mittenwald
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Die Gelbbauchunke ist eine "Pionierart", die neue Gewässer rasch besiedeln kann, aber bei zu starker Beschattung, Verkrautung oder Fischbesatz wieder verschwindet.

Ihre natürlichen Lebensräume in dynamischen, d. h. regelmäßig überschwemmten Bach- und Flussauen wurden bereits seit dem 19. Jahrhundert durch die Gewässerverbauung und die Beseitigung von Feuchtgebieten weitgehend zerstört. Heute besiedelt die Gelbbauchunke häufig vom Menschen geschaffene Ersatzlebensräume wie Abbaustellen (Kies- und Tongruben, Steinbrüche) oder militärische Übungsplätze. Hier findet sie noch geeignete Laichgewässer: offene, besonnte Klein- und Kleinstgewässer wie wassergefüllte Wagenspuren, Pfützen, Tümpel, Regenrückhaltebecken oder Gräben, die gelegentlich auch austrocknen können, also in der Regel fischfrei sind. Die einzigen natürlichen Laichgewässer findet man meist nur noch im Wald: quellige Bereiche, Wildschwein-Suhlen oder Wurfteller nach Sturmschäden, fließendes Wasser wird gemieden.

Wie bei den meisten Amphibien spielen die Gewässer eine zentrale Rolle im Leben der Gelbbauchunke: Hier treffen sich die Geschlechter nach der Überwinterung, hier findet je nach Witterung ab April bis Juli/August die Paarung, das Ablaichen und die Entwicklung der Kaulquappen statt. Die Laichgewässer sind meist flache, besonnte Kleingewässer in frühen Sukzessionsstadien.

Der Laich (kleine Klumpen aus meist nur 10-20 Eiern) wird ins freie Wasser abgelegt und sinkt dann auf den Grund, oder wird - falls Pflanzen vorhanden sind - an diesen ebenfalls bodennah befestigt. Je nach Temperaturverlauf schlüpfen die Larven nach ca. einer Woche und metamorphisieren nach ein bis zwei (drei) Monaten. Die Jungtiere sind nach 2-3 Jahren geschlechtsreif; im Freiland werden Gelbbauchunken bis zu 15 Jahre alt.

Die erwachsenen, hauptsächlich nachtaktiven Tiere sind dann im Hochsommer eher in tieferen und pflanzenreichen Gewässern in der Nähe der Laichgewässer zu finden. Tagsüber verstecken sie sich auch an Land in Spalten oder unter Steinen. Bereits ab August werden dann Landlebensräume zur Überwinterung aufgesucht.

Die Überwinterung findet meist in Verstecken in einem Umkreis von wenigen hundert Metern um die Gewässer statt, denn die erwachsenen Tiere sind sehr ortstreu. Jungtiere dagegen können bis zu vier Kilometer weit wandern und damit neue Lebensräume erschließen.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Habitatverluste durch Absenkung des Grundwassers durch die Eintiefung von Fließgewässern, wodurch Kleingewässer in den Auen zu schnell (= während der Larvalentwicklung) trocken fallen bzw. erst gar nicht mehr entstehen,
  • Habitatverluste durch Einschränkungen der Hochwasserdynamik mit einhergehendem Verlust der Standortvielfalt in der Aue,
  • Habitatverluste durch aktive Verfüllung von wechselfeuchten Mulden,
  • Habitatverluste durch Rekultivierung von Abbaustellen mit Beseitigung von Gewässern und Kleinstrukturen,
  • Habitatverluste durch Wegfall extensiver, lange genutzter Kleinabbaustellen zugunsten großer, intensiver, rasch fortschreitender und wieder verfüllter Abbauten,
  • Sukzession von Kleingewässern und zunehmender Besiedlung durch Großwasserkäfern oder Großlibellen,
  • Ausbringung von Fischen in Laichgewässern,
  • Intensivierung der Landbewirtschaftung im direkten Umfeld (Einzugsgebiet) der Laichgewässer, insbesondere Umwandlung von Grünland in Ackerflächen,
  • Gewässerbelastung durch Schadstoffe i.w.S.,
  • Verfüllung von Kleingewässern in Wäldern incl. Fahrspuren bzw. mangelnde Dynamik bezüglich der Neuentstehung solcher Gewässer,
  • Zerschneidung von Lebensräumen, insbesondere Trennung von Laichgewässern und Landlebensräumen / Winterquartieren,
  • zunehmende Isolierung von (Rest-) Populationen,
  • Änderungen im Übungsbetrieb von Standort- und Truppenübungsplätzen (Wegfall von Fahrten mit schweren Fahrzeugen, insbesondere Panzern).

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Anlage geeigneter Laichgewässer oder deren Wiederherstellung bzw. Pflege (z. B. durch Entlandung und Freistellung von Verbuschung)
  • Entnahme von Gehölzen, die frühere oder potenzielle Laichgewässer beschatten
  • Anlage von Pufferstreifen, um nachgewiesene Laichgewässer (-komplexe), die Nähr- und Schadstoffeinträge aus angrenzenden Intensivnutzungen verhindern, sowie Umwandlung von Ackerflächen in extensiv genutzte Gründlandflächen im Umfeld
  • Abfischen von Gewässern
  • Renaturierung von Fließgewässern, um eine standörtliche Vielfalt wiederherzustellen und um insbesondere die Bildung von Überschwemmungstümpeln zu ermöglichen)
  • Umsetzung geeigneter Amphibienschutzmaßnahmen an Straßen im Bereich der Wanderkorridore
  • Schaffung eines Biotopverbundes durch Neuanlage von Trittsteinbiotopen zwischen den aktuellen Vorkommen

Allgemein gilt: Neben der Anlage der Laichgewässer muss eine dauerhafte Pflege der Strukturen gewährleistet sein, da nur frühe Sukzessionsstadien besiedelt werden..

Sonstige Hinweise

Gesetzliche und fachliche Vorschriften sowie Zertifizierungssysteme schützen das Umweltgut "Boden" vor dauerhaften Schäden, wie z.B. Verdichtung durch Befahrung. In der Folge kann die Anzahl an Fahrspuren und damit auch potenzieller Laichgewässer zurückgehen. Hier besteht ggfs. ein Zielkonflikt für dessen Lösung vor Ort praktikable Vorgehensweisen gefunden werden müssen.

In Abbaustellen sollte man versuchen, auf der Basis sachlicher Gespräche und einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit Lösungen zu finden, die einerseits den Betriebsablauf nicht stören, andererseits Arten wie der Gelbbauchunke wieder Trittsteine in der ausgeräumten Kulturlandschaft ermöglichen.

Ergänzende Informationen

Gollmann, B. & G. Gollmann (2002): Die Gelbbauchunke: Von der Suhle zur Radspur. - Beiheft der Zeitschrift für Feldherpetologie 4. Bielefeld, 135 S.

Günther, R. (1996) - Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. - Jena, 825 S.

HEIMBUCHER, D. & SCHAILE,K. (2019): Gelbbauchunke Bombina variegata (Linnaeus, 1758), S. 194-202. - In: Andrä. E., Aßmann, O., Dürst, T., Hansbauer, G. & Zahn, A. (2019): Amphibien und Reptilien in Bayern. - Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer. 783 S.

Praxismerkblatt Gelbbauchunke.pdf (unine.ch)