Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Purpurreiher (Ardea purpurea)

Rote Liste Bayern: Extrem seltene Arten und Arten mit geografischer Restriktion
Rote Liste Deutschland: Extrem seltene Arten und Arten mit geografischen Restriktion
Erhaltungszustand Kontinental: In Bezug auf Status Brutvorkommen: günstig, in Bezug auf Status Rastvorkommen: günstig
Erhaltungszustand Alpin:

Verbreitung und Bestandssituation

Das Areal des Purpurreihers erstreckt sich von Mittel- und Südeuropa bis in die Ukraine, südlich auch bis Nordafrika und Israel.

Der Purpurreiher brütet in Bayern sehr lokal an wenigen Brutplätzen. Das Brutareal hat sich seit der Erfassung von 1996-1999 geringfügig verschoben. Regelmäßig besetzte Brutplätze finden sich im ostbayerischen Donautal im Aischgrund, Lkr. Regensburg, Lkr. Straubing, Lkr. Dillingen und in Mainfranken. Zudem gelang 2006 der erste Brutnachweis im Rötelseeweihergebiet (Weixler & Fünfstück 2008).

Im Vergleich zur Erfassung von 1996-1999 hat sich die Zahl der Brutpaare stark erhöht. Weiteres Potenzial besteht beispielsweise in Bereichen, an denen in früheren Jahren bereits gebrütet wurde, wie etwa der schwäbischen Donau. Die nicht systematischen Auswertungen der Arbeitsgemeinschaft seltener Brutvögel in Bayern ergaben für das Jahr 2015 einen Brutbestand von 18-27 Paaren. (Weixler et al. 2016)

Brutbestand: 19 Brutpaare (VSW 2016)

Kurzfristiger Bestandstrend: Zunahme > 20 %

Fundortkarte

Purpurreiher (Ardea purpurea)

relevante Nachweise ab 2000

Liste Vogelarten in Bayern mit saP-relevanten Nachweistyp bzw. Status- XLSX



Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Fundorte als Tabelle anzeigen

Vorkommen in Bayern

relevante Nachweise ab 2000

Liste Vogelarten in Bayern mit saP-relevanten Nachweistyp bzw. Status- XLSX

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5832 Lichtenfels
5923 Rieneck
5927 Schweinfurt
5929 Haßfurt
6020 Aschaffenburg
6027 Grettstadt
6028 Gerolzhofen
6120 Obernburg a.Main
6221 Miltenberg
6230 Höchstadt a.d.Aisch
6231 Adelsdorf
6330 Uehlfeld
6331 Röttenbach
6431 Herzogenaurach
6434 Hersbruck
6733 Allersberg
6741 Cham West
6830 Gunzenhausen
6833 Hilpoltstein
7040 Pfatter
7041 Münster
7232 Burgheim Nord
7234 Ingolstadt
7244 Osterhofen
7339 Ergoldsbach
7427 Sontheim a.d.Brenz
7434 Hohenwart
7438 Landshut West
7439 Landshut Ost
7527 Günzburg
7530 Gablingen
7537 Moosburg a.d.Isar
7626 Ulm-Südost (Neu-Ulm)
7637 Erding
7646 Würding
7734 Dachau
7735 Oberschleißheim
7736 Ismaning
7933 Weßling
7939 Wasserburg a.Inn
8026 Aitrach
8032 Dießen a.Ammersee
8132 Weilheim i.OB
8141 Traunstein
8233 Iffeldorf
8234 Penzberg
8235 Bad Tölz
8327 Buchenberg
8328 Nesselwang West
8330 Roßhaupten
8333 Murnau a.Staffelsee
8424 Lindau (Bodensee)
8427 Immenstadt i.Allgäu
Letzter Daten-Import erfolgte am 25.9.2024.

Lebensraum und Lebensweise

Brutplätze des Purpurreihers in Bayern sind stark verlandete, mit dichter Schilf- und Weidenvegetation bestandene Altwässer und Seeufer. Regelmäßig werden auch Teichgebiete mit großflächiger Schilfverlandung besiedelt. Vereinzelte Bruten wurden auch aus Verlandungs- und Ufervegetation von Stauhaltungen bekannt, so z. B. am Unteren Inn oder an der Donaustauhaltung bei Straubing, an der Purpurreiher in einer gemischten Kolonie zusammen mit Nacht- und Seidenreihern auf einer im Wasser stehenden Weide brüteten.

Phänologie

Sehr seltener Brutvogel

Wanderungen: Durchzügler, Langstreckenzieher; Heimzug ab Ende April, Dismigration der Jungvögel bis August, gerichteter Abzug ab Anfang August

Brut: Boden- und Freibrüter, die Nester stehen im dichten Schilf oder auf niedrigen Büschen und Bäumen im Schilf

Brutzeit: Ende April bis Anfang August; Legebeginn ab Ende April

Tagesperiodik: Überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv

Zug: tags


Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

Der Purpurreiher ist in der bayerischen Roten Liste als extrem selten eingestuft. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird er als ungefährdet eingestuft.

Die wenigen Brutpaare unterliegen einem unverändert hohen Risiko durch Störungen oder Brutplatzverlust.

In Struktur und Ausstattung geeignete Brutplätze stehen in Bayern grundsätzlich an vielen Stellen zur Verfügung.

Der Purpurreiher ist aber eine äußerst störempfindliche Art. Freizeitaktivitäten, Fischerei oder Angelsport in der Nähe seines Neststandortes veranlassen ihn spätestens im darauffolgenden Jahr zur Aufgabe des Brutplatzes.

Die Erlaubnis zum Abschuss von Graureihern kann wegen leichter Verwechslungsmöglichkeit auch Purpurreiher gefährden, die bis Oktober in Bayern beobachtet werden. Absenkung und Eutrophierung der Gewässer, sowie Zerstörung und Verlust von Schilfgebieten können das Brutplatzangebot verringern.

Für den Langstreckenzieher kommen Gefährdungen außerhalb des Brutgebietes hinzu.

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Sicherung von störungsfreien Altwasserufern und -auen entlang der Donau und anderer großer Flüsse

  • Anlage und Schutz von Verlandungszonen an Gewässern

Sonstige Hinweise

  • Bei Windenergieanlagen: Prüfbereich von 1.000 m um bekannte Neststandorte; Prüfbereich von 3.000 m für regelmäßig aufgesuchte Nahrungshabitate um geplante Windenergieanlagen, innerhalb derer zu prüfen ist, ob und in welchem Umfang die Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatschG erfüllt sind (StMWI 2016)

  • Störungen an mutmaßlichen Nestern sind unbedingt zu vermeiden

  • Sehr starke Streuung der brutphänologischen Daten an den deutschen Brutplätzen

Ergänzende Informationen

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie (2016): Hinweise zur Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen (WEA). - http://www.stmwi.bayern.de/fileadmin/user_upload/stmwivt/Publikationen/2016/Windenergie-Erlass_2016.pdf (Abruf am 19. Dezember 2017)

Weixler, K. & H.-J.Fünfstück (2008): Seltene Brutvögel in Bayern 2006. - http://www.otus-bayern.de/berichte/AGSB-Bericht_2006.pdf (Abruf am 26. Januar 2018)

Weixler, K., H.-J. Fünfstück & S. Biele (2016): Seltene Brutvögel in Bayern 2014-2015. 5. Bericht der Arbeitsgemeinschaft Seltene Brutvögel in Bayern. - OTUS 8: 60-116.

Weiterführende Literatur:

Bayerisches Landesamt für Umwelt (2017): Arbeitshilfe Vogelschutz und Windenergienutzung - Fachfragen des bayerischen Windenergie-Erlasses. - https://www.lfu.bayern.de/natur/windenergie_artenschutz/index.htm (Abruf 04.04.2018)

Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Sudfeldt & P. Südbeck (2007): Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 44: 83-105.

Wahl, J. & T. Heinicke (2013): Aktualisierung der Schwellenwerte zur Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 49/50: 85-97.