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Purpurreiher (Ardea purpurea)
Rote Liste Bayern: | Extrem seltene Arten und Arten mit geografischer Restriktion |
Rote Liste Deutschland: | Extrem seltene Arten und Arten mit geografischen Restriktion |
Erhaltungszustand Kontinental: | In Bezug auf Status Brutvorkommen: günstig, in Bezug auf Status Rastvorkommen: günstig |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Thomas Langenberg
Verbreitung und Bestandssituation
Das Areal des Purpurreihers erstreckt sich von Mittel- und Südeuropa bis in die Ukraine, südlich auch bis Nordafrika und Israel.
Der Purpurreiher brütet in Bayern sehr lokal an wenigen Brutplätzen. Das Brutareal hat sich seit der Erfassung von 1996-1999 geringfügig verschoben. Regelmäßig besetzte Brutplätze finden sich im ostbayerischen Donautal im Aischgrund, Lkr. Regensburg, Lkr. Straubing, Lkr. Dillingen und in Mainfranken. Zudem gelang 2006 der erste Brutnachweis im Rötelseeweihergebiet (Weixler & Fünfstück 2008).
Im Vergleich zur Erfassung von 1996-1999 hat sich die Zahl der Brutpaare stark erhöht. Weiteres Potenzial besteht beispielsweise in Bereichen, an denen in früheren Jahren bereits gebrütet wurde, wie etwa der schwäbischen Donau. Die nicht systematischen Auswertungen der Arbeitsgemeinschaft seltener Brutvögel in Bayern ergaben für das Jahr 2015 einen Brutbestand von 18-27 Paaren. (Weixler et al. 2016)
Brutbestand: 19 Brutpaare (VSW 2016)
Kurzfristiger Bestandstrend: Zunahme > 20 %
Lebensraum und Lebensweise
Brutplätze des Purpurreihers in Bayern sind stark verlandete, mit dichter Schilf- und Weidenvegetation bestandene Altwässer und Seeufer. Regelmäßig werden auch Teichgebiete mit großflächiger Schilfverlandung besiedelt. Vereinzelte Bruten wurden auch aus Verlandungs- und Ufervegetation von Stauhaltungen bekannt, so z. B. am Unteren Inn oder an der Donaustauhaltung bei Straubing, an der Purpurreiher in einer gemischten Kolonie zusammen mit Nacht- und Seidenreihern auf einer im Wasser stehenden Weide brüteten.
Phänologie
Sehr seltener Brutvogel
Wanderungen: Durchzügler, Langstreckenzieher; Heimzug ab Ende April, Dismigration der Jungvögel bis August, gerichteter Abzug ab Anfang August
Brut: Boden- und Freibrüter, die Nester stehen im dichten Schilf oder auf niedrigen Büschen und Bäumen im Schilf
Brutzeit: Ende April bis Anfang August; Legebeginn ab Ende April
Tagesperiodik: Überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv
Zug: tags
Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
Der Purpurreiher ist in der bayerischen Roten Liste als extrem selten eingestuft. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird er als ungefährdet eingestuft.
Die wenigen Brutpaare unterliegen einem unverändert hohen Risiko durch Störungen oder Brutplatzverlust.
In Struktur und Ausstattung geeignete Brutplätze stehen in Bayern grundsätzlich an vielen Stellen zur Verfügung.
Der Purpurreiher ist aber eine äußerst störempfindliche Art. Freizeitaktivitäten, Fischerei oder Angelsport in der Nähe seines Neststandortes veranlassen ihn spätestens im darauffolgenden Jahr zur Aufgabe des Brutplatzes.
Die Erlaubnis zum Abschuss von Graureihern kann wegen leichter Verwechslungsmöglichkeit auch Purpurreiher gefährden, die bis Oktober in Bayern beobachtet werden. Absenkung und Eutrophierung der Gewässer, sowie Zerstörung und Verlust von Schilfgebieten können das Brutplatzangebot verringern.
Für den Langstreckenzieher kommen Gefährdungen außerhalb des Brutgebietes hinzu.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Sicherung von störungsfreien Altwasserufern und -auen entlang der Donau und anderer großer Flüsse
- Anlage und Schutz von Verlandungszonen an Gewässern
Sonstige Hinweise
- Bei Windenergieanlagen: Prüfbereich von 1.000 m um bekannte Neststandorte; Prüfbereich von 3.000 m für regelmäßig aufgesuchte Nahrungshabitate um geplante Windenergieanlagen, innerhalb derer zu prüfen ist, ob und in welchem Umfang die Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatschG erfüllt sind (StMWI 2016)
- Störungen an mutmaßlichen Nestern sind unbedingt zu vermeiden
- Sehr starke Streuung der brutphänologischen Daten an den deutschen Brutplätzen
Ergänzende Informationen
Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie (2016): Hinweise zur Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen (WEA). - http://www.stmwi.bayern.de/fileadmin/user_upload/stmwivt/Publikationen/2016/Windenergie-Erlass_2016.pdf (Abruf am 19. Dezember 2017)
Weixler, K. & H.-J.Fünfstück (2008):
Seltene Brutvögel in Bayern 2006. - http://www.otus-bayern.de/berichte/AGSB-Bericht_2006.pdf (Abruf am 26. Januar 2018)Weixler, K., H.-J. Fünfstück & S. Biele (2016): Seltene Brutvögel in Bayern 2014-2015. 5. Bericht der Arbeitsgemeinschaft Seltene Brutvögel in Bayern. - OTUS 8: 60-116.
Weiterführende Literatur:
Bayerisches Landesamt für Umwelt (2017): Arbeitshilfe Vogelschutz und Windenergienutzung - Fachfragen des bayerischen Windenergie-Erlasses. - https://www.lfu.bayern.de/natur/windenergie_artenschutz/index.htm (Abruf 04.04.2018)
Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Sudfeldt & P. Südbeck (2007): Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 44: 83-105.
Wahl, J. & T. Heinicke (2013): Aktualisierung der Schwellenwerte zur Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 49/50: 85-97.