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Seeadler (Haliaeetus albicilla)
Rote Liste Bayern: | Extrem seltene Arten und Arten mit geografischer Restriktion |
Rote Liste Deutschland: | |
Erhaltungszustand Kontinental: | In Bezug auf Status Brutvorkommen: günstig, in Bezug auf Status Rastvorkommen: günstig |
Erhaltungszustand Alpin: |
Foto: Jürgen Schneider
Verbreitung und Bestandssituation
Das Areal des Seeadlers erstreckt sich lückig von Nordwest- und Mitteleuropa bis Ostasien.
Der Seeadler brütet in Bayern seit 2001 an wenigen Brutplätzen. Ob er jemals Brutvogel in Bayern war ist nicht sicher, aber anzunehmen. Das Brutareal hat sich seit der Kartierung 1996-1999 wesentlich vergrößert. Der gegenwärtige Verbreitungsschwerpunkt befindet sich in der Oberpfalz. Weitere Brutplätze existieren in Mittelfranken (seit 2006), Niederbayern (seit 2009) und in Oberfranken (seit 2015). Eine dauerhafte Ansiedlung in Oberbayern ist mehrmals gescheitert.
Weiteres Potenzial für Reviergründungen ist vor allem an den großen Seen, in den Teichlandschaften Frankens und der Oberpfalz sowie entlang der größeren Flusssysteme gegeben.
Brutbestand: 19 Revierpaare (VSW 2016)
Kurzfristiger Bestandstrend: Zunahme > 20 %
Lebensraum und Lebensweise
Ausgedehnte, wenig durch Straßen und Siedlungen zerschnittene Waldgebiete in gewässerreichen Landschaften des Flach- und Hügellandes. Gewässernähe begünstigt die Ansiedlung. Die Hauptbeute sind Wasservögel und Fische, im Winter auch Aas.
Phänologie
Sehr seltener Brut- und Standvogel
Wanderungen: Wintergast, vereinzelt Durchzügler; Dispersionswanderungen der Jungvögel und unverpaarter Altvögel, Überwinterungen von Oktober bis März (z. B. Chiemsee)
Brut: Freibrüter, Nest auf hohen, alten Bäumen
Brutzeit: Anfang Februar bis Ende Juli, Paarbildung, Balz und Nestbau bereits ab Januar/Februar; Legebeginn Ende Februar/März
Tagesperiodik: tagaktiv
Zug: tags
Gefährdungen und Beeinträchtigungen
Der Seeadler ist in Bayern eine extrem seltene Art mit geographischer Restriktion. Auf der Roten Liste der wandernden Vogelarten ist die Art als ungefährdet geführt.
Stromtod, Abschuss, mutwillige Nestzerstörungen und Vergiftungen (z. B. Blei) wurden nachgewiesen und stellen eine Gefährdung des geringen Bestandes dar.
Verluste an Windenergieanlagen sind im Zuge der Energiewende zu befürchten (Hötker et al. 2013). Störungen in den Brut- und Nahrungsgebieten (v. a. zunehmende Nutzung von Uferzonen) sind weitere Gefährdungsursachen.
Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen
- Erhalt und Entwicklung von störungsarmen Altholzbeständen in potenziellen Bruthabitaten
- Konsequente Einhaltung einer Horstschutzzone im Umkreis von 300 m zur Brutzeit, Horstbetreuung (LfU 2016)
Sonstige Hinweise
- Meldungen von Bruthinweisen und -nachweisen an die Vogelschutzwarte am LfU sind besonders erwünscht.
- Bei Windenergieanlagen: Prüfbereich von 3.000 m um bekannte Neststandorte; Prüfbereich von 6.000 m für regelmäßig aufgesuchte Nahrungshabitate um geplante Windenergieanlagen, innerhalb derer zu prüfen ist, ob und in welchem Umfang die Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatschG erfüllt sind (StMWI 2016).
- Zum Teil können sich Seeadler auf Jungkormorane spezialisieren, die sie aus den Nestern holen.
Ergänzende Informationen
Bayerisches Landesamt für Umwelt (2016): Gebietsbezogene Konkretisierung der Erhaltungsziele. - https://www.lfu.bayern.de/natur/natura_2000_vollzugshinweise_erhaltungsziele/datenboegen_6020_6946/doc/6336_401.pdf (Abruf am 03.05.2018)
Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie
(2016): Hinweise zur Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen (WEA). - http://www.stmwi.bayern.de/fileadmin/user_upload/stmwivt/Publikationen/2016/Windenergie-Erlass_2016.pdf (Abruf am 19. Dezember 2017)Hötker, H., O. Krone & G. Nehls (2013): Greifvögel und Windkraftanlagen: Problemanalyse und Lösungvorschläge. Schlussbericht. - 310 S., Berlin
Weiterführende Literatur:
Bayerisches Landesamt für Umwelt (verschiedene Jahre): Ergebnisse der Wasservogelzählung in Bayern. - Schriftenreihe des LfU, Augsburg.
Weixler, K., H.-J. Fünfstück & S. Biele (2016): Seltene Brutvögel in Bayern 2014-2015. 5. Bericht der Arbeitsgemeinschaft Seltene Brutvögel in Bayern. - OTUS 8: 60-116.