Rohstoffe in Bayern
Als Rohstoffe sind Bodenschätze zu verstehen, die dem Untergrund entnommen werden. Sie werden eingeteilt in
- Mineralische Rohstoffe (zum Beispiel Erze, Industrieminerale, Steine und Erden)
- Energierohstoffe (zum Beispiel Kohle, Erdöl und Erdgas, Uran sowie Erdwärme).
Bis vor noch nicht allzu langer Zeit wurden in Bayern durchaus einige dieser klassischen Rohstoffe wie Erze (Eisen, Kupfer, Zinn, Zink, Wolfram, Silber, Gold, Uran), Energierohstoffe (Kohle, Erdöl, Erdgas) und eine Vielzahl von Industriemineralen (zum Beispiel Speckstein) abgebaut bzw. gefördert. Der Erzbergbau in Bayern spielt mittlerweile jedoch keine wirtschaftliche Rolle mehr. Die bekannten Kohlenwasserstofflagerstätten sind überwiegend erschöpft, einige davon werden mittlerweile als Erdgasspeicher benutzt. Nach wie vor werden aber bestimmte Industrieminerale, Naturwerksteine und größere Mengen Massenrohstoffe (wie Sand, Kies, Kalkstein, Tone) in Bayern abgebaut.
Es ist wichtig, heimische Rohstoffe verbrauchernah und kostengünstig zu gewinnen. Rohstoffe, die nicht im Inland verfügbar sind, müssen eingeführt werden und beeinflussen dadurch die Leistungsbilanz eines Landes negativ und machen die Volkswirtschaft abhängig.
Heutzutage werden fast ausschließlich mineralische Massenrohstoffe wie Sand, Kies, Lehm und Ton sowie Festgesteine abgebaut. Diese stellen zwar generell nicht unbedingt eine Seltenheit dar, sind jedoch aufgrund der geologischen Gegebenheiten nicht überall in Bayern in ausreichender Qualität oder Mächtigkeit ausgebildet. So konzentrieren sich die wirtschaftlich gewinnbaren Sand- und Kiesvorkommen auf Südbayern und die Flusstäler, die Lehm- und Tonvorkommen auf die Donauregion und Nordwestbayern und die nutzbaren Festgesteine auf Nordbayern und den Alpenraum.
Mineralische Rohstoffe
Bayern verfügt über erhebliche Vorkommen an sogenannten Steine- und Erden-Rohstoffen (wie die Massenrohstoffe Sand und Kies, Natursteine, Lehm und Ton, Zementrohstoffe und Kalk, sowie Naturwerksteine und Gips). Weiterhin werden spezielle Industrieminerale (wie Kieselerde, Bentonit, Kaolin, Feldspat und Feldspatsande, Quarz und Quarzsand, Salz und Sole sowie Graphit) abgebaut.
Die Jahresfördermenge der oberflächennahen Rohstoffe in Bayern beträgt 150 Millionen Tonnen, was 20% der gesamten Förderung der Bundesrepublik Deutschland entspricht. Zusammen mit Nordrhein-Westfallen ist Bayern damit mengenmäßig das größte Förderland bezogen auf die Steine und Erden. Gründe hierfür sind die flächenhaft verbreiteten Massenrohstoffe, die Größe Bayerns mit einem Flächenanteil von 19,7% in Deutschland sowie die zahlenmäßig meisten Gewinnungs- und Verarbeitungsbetriebe (ROHSTOFFE IN BAYERN 2002).
Ein gefragter Rohstoff sind heimische Naturwerksteine, die insbesondere durch ihre Langlebigkeit und gute Ökobilanz überzeugen. Wussten Sie bereits, dass für den Transport von einer Tonne Gesteinsmaterial aus China 265kg CO2 emittiert werden? Bei der Verwendung heimischer Naturwerksteine reduziert sich diese Menge, laut der Studie des Deutschen Naturwerksteinverbands (DNV) auf ein Sechzigstel (Deutscher Naturwerksteinverband e.V. (2010): Nachhaltigkeitsstudie – Ökobilanz von Fassadenkonstruktionen mit Naturstein und Glas.- 43 S.)!
Überregional bekannte und in großen Mengen gewonnene Naturwerksteine sind zum Beispiel Kirchheimer Quaderkalk, Hauzenberger Granit, Flossenbürger Granit, Redwitzit (Tonalit), Marxgrüner Marmor (Bayrisch Rot), Kelheimer Kalkstein, Treuchtlinger Marmor oder Solnhofer Plattenkalk.
In jüngster Zeit wurden im Rahmen der Rohstofferkundung neue Vorkommen für einen mittel- bis langfristigen Abbau des Kirchheimer Quaderkalks untersucht.
Die Salzproduktion aus der Saline Bad Reichenhall bei Berchtesgaden liegt bei ungefähr 240.000 Jahrestonnen. Hinzu kommt die Soleförderung mehrerer bayerische Bäder zu medizinischen und heilkundlichen Zwecken und entspricht umgerechnet etwa 8.000 Tonnen Salz pro Jahr. In Kropfmühl bei Passau wird Graphitbergbau mit einer jährlichen Förderung von ca. 800 Tonnen Graphitkonzentrat betrieben (ROHSTOFFE IN BAYERN 2002).
Bergbau auf metallische Rohstoffe wie Eisenerz, Kupfer, Zinn, Zink, Wolfram, Silber und Gold findet nicht mehr statt, da sie im internationalen Vergleich durch die gesunkenen Weltmarktpreise nicht mehr wirtschaftlich gewinnbar sind.
Was wird aus den mineralischen Rohstoffen hergestellt?
Häuser, Straßen, Brücken, aber auch viele Industrieprodukte vom Papier über Porzellan bis zur Zahnpasta sind ohne mineralische Rohstoffe nicht denkbar. Genaue Angaben zur Bedeutung bayerischer Rohstoffe und ihre Verwendung finden sich in der Rohstoffstudie (2009).
Für den Baubereich werden weit verbreitete Massenrohstoffe gewonnen und verarbeitet. Auch gibt es vielfältige weitere Industriezweige, die in großem Umfang heimische Rohstoffe nutzen, zum Beispiel:
- Keramische Industrie,
- Naturwerksteinindustrie,
- Glasindustrie,
- Sparten der chemischen Industrie,
- Papierindustrie,
- Stahlindustrie.
Energierohstoffe
Mit einer jährlichen Förderung von ca. 290.000 Tonnen Erdöl und ca. 1,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas erreichte in Bayern die Gewinnung von Erdöl und Erdgas zu Beginn der 1970er Jahre ihren Höhepunkt. Diese und alle folgenden Zahlen stammen aus der Publikation ROHSTOFFE IN BAYERN (2002). Die südbayerischen Lagerstätten sind zum größten Teil wirtschaftlich erschöpft und können heute keinen nennenswerten Beitrag zur heimischen Energieversorgung leisten.
Die Nutzung der ausgeförderten Erdgas- und Erdöllagerstätten als Erdgasspeicher mit einem Arbeitsgasvolumen von ca. 3,5 Milliarden Kubikmeter sind allerdings bedeutsam und energiepolitisch interessant. Dies entspricht ungefähr 15% des in Deutschland zur Verfügung stehenden Speichervolumens.
Die Uranvorkommen in Nordbayern, die Anfang der 1990er Jahre entdeckt wurden, sind nach weltweiten Maßstäben wirtschaftlich nicht zu verwenden. Der Kohlebergbau in Oberfranken (Steinkohle), Oberbayern (Pechkohle) und der Oberpfalz (Braunkohle) ist seit Jahrzehnten eingestellt, da keine wirtschaftlich gewinnbaren Kohlevorräte mehr vorhanden sind.
Günstige geologische Voraussetzungen hinsichtlich der geothermischen Nutzung von Tiefenwässern bietet Südbayern. In vielen bayerischen Orten wird diese bereits zur Energiegewinnung genutzt. Der Wasserhaushalt der Tiefengrundwässer darf aus Vorsorgegründen möglichst nicht gestört werden, weswegen das abgekühlte Thermalwasser wieder in den genutzten Horizont zurückgeführt werden muss. Für eine sogenannte hydrothermale Dublette sind also mindestens zwei Bohrungen notwendig, eine Förderbohrung und eine Injektionsbohrung. Zur gegenwärtigen Zeit nimmt Bayern bei der Nutzung der Tiefen Geothermie eine führende Position in Deutschland ein. Es ist zu erwarten, dass die tiefengeothermische Nutzung vor allem im Einzugsgebiet München in den nächsten Jahren weiter zunimmt und dadurch einen höheren Beitrag als bisher zur Wärmeversorgung und Stromversorgung Südbayerns beiträgt.
Erdöl- und Erdgaslagerstätten
In Südbayern wurden im Feld "Tegernsee" seit Förderbeginn 1883 insgesamt ca. 58 Erdgas- und Erdöllagerstätten entdeckt. Von 1956 bis 2000 belief sich die gesamte Erdölgewinnung in Bayern auf ca. 6,9 Millionen Tonnen. Seit 1956 betrug die gesamte Erdgasgewinnung in Bayern 18,2 Milliarden Kubikmeter. Der Anteil Bayerns an der gesamten deutschen Förderung ist damit sehr gering (2,7% und 2,1%). Die bayerischen Lagerstätten befinden sich vorzugsweise in Schichten der ungefalteten Vorlandmolasse der Alpen, in Tiefen bis 4.500 Metern. Einige erschöpfte Lagerstätten werden inzwischen als Erdgasspeicher genutzt. Gegenwärtig sind noch drei Erdöllagerstätten sowie eine Erdgaslagerstätte in Förderung. Derzeit werden weitere Vorkommen erkundet.
Mitte der 1980er und Anfang der 1990er Jahre hat die Bohrtätigkeit deutscher Erdölgesellschaften zur Erkundung neuer Lagerstätten drastisch abgenommen. Allerdings explorieren nun ausländische Gesellschaften mit neuen geologischen Konzepten und modernster Technik (zum Beispiel 3D-Seismik) und neusten Auswertmethoden. Bei der 3D-Seismik handelt es sich um eine geophysikalische Untersuchungsmethode mit seismischen Wellen zur dreidimensionalen Erkundung des tieferen Untergrunds. Die Erwartungen werden gerechtfertigt durch die Erkundungserfolge, die außerhalb des süddeutschen Raumes bei vergleichbaren geologischen Bedingungen erzielt wurden.
Viel wichtiger für die Energieversorgung Bayerns ist allerdings der Bereich der Untertage-Gasspeicherung. Dies liegt daran, dass Erdgas ein expandierender Energieträger ist und die Speicherräume eine grundlegende Voraussetzung für eine funktionierende Gasversorgung bei starken saisonalen Schwankungen ist. Derzeit sind in Bayern sechs Porengasspeicher in Betrieb. Etwa 20 ehemalige Lagerstätten werden von Bewilligungsfeldinhabern auf Eignung untersucht. Dies könnte die bisher genutzte Arbeitsmenge von 3,5 Mrd. Kubikmeter (15%) verdoppeln. Eine Gasspeicherung in Aquiferen (ursprünglich mit Wasser befüllte Speichergesteine wie Sandstein) ist wesentlich aufwändiger und wird derzeit nur in Eschenfelden bei Nürnberg betrieben.
Geothermische Lagerstätten
Die in der Erde gespeicherte Wärme stellt ein unvorstellbar großes Energiereservoir dar. Während die Oberflächennahe Geothermie vor allem die im oberen Untergrund gespeicherte Sonnenenergie nutzt, erhält die Tiefe Geothermie ihre Energie aus der Erdkerntemperatur (Restwärme aus Entstehungszeit der Erde) und durch den Zerfall radioaktiver Elemente in der Erdkruste. Diese Energie befindet sich im Gestein und in den enthaltenen Fluiden (zum Beispiel Wasser oder Dampf). Ein großer Teil der Wärmeenergie ist in der Gesteinsmatrix gespeichert und nur wenig in den Fluiden. Deshalb wird ein Medium (in der Regel Wasser) benötigt, um die Energie an die Erdoberfläche zu transportieren. Wenn die Geothermie richtig dimensioniert und vorausschauend betrieben wird, ist sie eine nachhaltige, saubere, sichere und langfristige Alternative im Energiemix der Zukunft.